palliative Sedierung, oder wie ich oben geschrieben habe: den Menschen beim Verdursten zusehen weil durchgehend in der Sedierung...
Jo, ich hab deinen ersten Post übersehen. Werde versuchen drauf einzugehen.
Erstmal tut mir leid, was mit deiner Mutter und deiner Oma passiert ist. Sowas sollte niemand durchmachen müssen und meiner Erfahrung nach kann man in den meisten Fällen bei fachmännischer Anwendung der zur Verfügung stehenden Werkzeuge solche Situationen vermeiden.
Bei deiner Oma ist das offensichtlich auf jeden Fall nicht passiert - das ist leider nicht selten in Krankenhäusern. In der Gesamtbevölkerung, aber leider teilweise auch unter Medizinern und Pflegekräften ist der so genannte "Morphin Mythos" noch weit verbreitet. Wie der Name schon sagt beinhaltet das generelle Missverständnisse über Opiumderivate, die sich über Jahre in den Köpfen der Menschen festgesetzt haben und dazu führen, dass viel zu vorsichtig mit solchen Medikamenten umgegangen wird. Ich selbst halte Seminare vor Pflegekräften und Schülern, um Missverständnisse aufzuklären, Angst vor großzügiger und angemessener Anwendung zu nehmen und im Endeffekt dann Menschen wie deiner Oma einen angenehmeren Tod zu ermöglichen. Es wird aber langsam besser, vor allem in der jüngeren Generation von Ärzten und Pflegekräften und durch den Ausbau von Palliativ-Diensten.
Das mit deiner Mutter ist eine andere Geschichte. So wie du es beschreibst, ist es keine palliative Sedierung, wie ich sie meine, kenne und anwende. Erstmal ist eine wirklich terminale palliative Sedierung normalerweise so gedacht, dass das Bewusstsein soweit gedämpft wird, dass die plagenden Symptome, die auf sonst keine andere Therapie mehr ansprechen, nicht mehr wahrgenommen werden. Das geht bis zum totalen ausschalten des Bewusstseins.
Ich kann das Vorgehen natürlich mit so wenigen Informationen von außen schwer beurteilen, wie z.B. die Zielsetzung der Therapie war. Eine alleinige Sedierung mit Opiaten ist auf jeden Fall kein aktueller Standard, soviel kann ich sagen. Wenn deine Mutter auch noch unter so viel plagenden Symptomen gelitten hat, dann war die Medikation auf jeden Fall nicht ausreichend und hätte mMn erhöht werden müssen, zumindest sieht es von hier aus so aus.
Das mit dem verdursten ist so eine Sache - woran machst du denn fest, dass sie verdurstet ist?
Generell ist es so, dass am Ende des Lebens Essen und Trinken von alleine eingestellt werden. Hunger und Durstgefühl sind normalerweise nicht mehr vorhanden, wenn doch Durst geäußert und empfunden wird, dann reicht im Normalfall das anfeuchten der Mundschleimhaut. Wie feucht diese ist hat nämlich einen sehr viel größeren Einfluss auf das Durstgefühl als der generelle Wasserhaushalt des Körpers.
Infusionen in den letzten Tagen des Lebens machen normalerweise keinen Sinn, im Gegenteil, sie richtigen häufig Schaden an. Wenn die Niere ihre Arbeit einstellt - und das tut sie irgendwann zwangsläufig, wenn der Körper vergeht - dann kann das Wasser nicht mehr ausgeschieden werden und bleibt im Körper, das heißt im Zweifelsfall sammelt es sich im Gewebe oder sogar in der Lunge an und grade letzteres ist natürlich mehr als nur ungünstig. Außerdem wissen wir, dass der Körper irgendwann im Sterbeprozess Endorphine freisetzt, was jedoch ausbleibt, wenn weiter Wasser und/oder Nahrung 'künstlich' zugeführt wird.
Ich bin auch absolut nicht gegen Tötung auf Verlangen (also aktive Sterbehilfe) oder Beihilfe zum Suizid, es gibt sicherlich Fälle, in denen sowas angebracht ist. Ich wollte damit nur sagen, dass wir schon Werkzeuge haben, die angewendet werden und meiner Erfahrung nach effektiv sind, wenn sie richtig angewendet werden und auch nicht sonderlich weit von Sterbehilfe entfernt sind.
Wenn du noch Fragen oder Bedenken hast, die du vielleicht nicht öffentlich äußern möchtest, dann kannst du mir auch gerne eine Nachricht schreiben, wenn dir danach ist.