Ich find das ganze Geheule lächerlich, wonach Nokia jetzt das böse Unternehmen sein soll. Politik und Verwaltung schaffen es mal wieder nicht ordentlich zu arbeiten, aber wer ist Schuld? Ja klar, ein Privatunternehmen, dass seinen Job richtig macht. Es macht die Sache auch sehr viel leichter. Denn wir wissen ja alle, Unternehmen sind böse. Vor allem Banken. Die sind ja schließlich auch Schuld daran, dass Staaten Schulden machen.
Sry, Nokia ist nicht die Caritas; das ganze war ein Geschäft, von dem beide Seiten profitiert haben. Nokia sowieso, und der Staat wohl auch, jedenfalls hat er sich darauf eingelassen. Nokia hat Geld gekriegt, damit es eine bestimmte Zeit über einen Betrieb in Bochum betreibt. Das hat Nokia getan. Was soll daran so schlimm sein, dass die jetzt wieder gehen? Dass der Staat gehofft hat, dass Nokia auch später noch in Bochum bleibt? Ja liebe Damen und Herren in der verdammten Rechtsabteilung der Subventionsstelle bzw im Haushaltsausschuss, dann müsst hier halt verdammt noch mal längere Zeiträume vorgeben/vereinbaren. Der Grund, warum das nicht gemacht wurde, scheint offensichtich zu sein: Hätte man gesagt: 10 Jahre länger den Betrieb aufrecht erhalten, hätte Nokia "nein" gesagt. Was ist also daran so überraschend, wenn dann tatsächlich nach Ablauf des vereinbarten Zeitraums der Betrieb geschlossen wird? Das war vermutlich allen Beteiligten von Anfang an klar, zumindest hätte es alles klar sein sollen. Und btw, die Alternative wäre gewesen, dass dort die letzten Jahre auch kein Werk gestanden hätte, wäre das den Arbeitnehmern und Politikern lieber gewesen?
Genausowenig, wie Nokia nach Ablauf des vereinbarten Zeitraums weiteres Geld verlangen kann, kann der Staat nicht verlangen, dass Nokia länger bleibt. Auch nicht "moralisch" oder sonstwie.
Es fällt mir schon seit langem auf und ich weiß ehrlich gesagt nicht woran es liegt, vielleicht daran, dass keine Köpfe rollen oder dass harte Verhandlungen der Friede-Freude-Eierkuchen-Mentalität der Druck ausübenden Politiker widersprechen. Aber staatliche Stellen schaffen es offenbar von Natur aus nicht, ordentliche Verträge abzuschließen. Nicht nur im Subventionsbereich. Geradezu in allen Bereichen...Die mahnenden Stimmen werden niedergeredet und am Ende kommt nur Murx bei raus.
Oder vielleicht ist es auch Absicht, weil man gleich drei Mal Stimmen fischen kann. Zuerst, weil man behaupten kann, Arbeitsplätze geschaffen zu haben (was in Wirklichkeit ein Privatunternehmen getan hat!). Dann ein zweites Mal, weil man die Gelüste der Dummen befriedigt, indem man gegen die bösen bösen geldgierigen Unternehmen hetzt. Und dann ein drittes Mal, indem man wieder Arbeitsplätze verspricht. Das geniale an dieser Theorie ist, dass das Konzept immer wieder neu funktioniert. Denn da der Staat keine Arbeitsplätze schaffen kann, muss er was tun? Rrröchtög, er muss ein anderes Unternehmen nach Bochum locken, um die Arbeitslosen dort aufzufangen. Und wie geht das am einfachsten?
Das ist doch bei jedem Job so. Arbeitgeber werden immer umziehen wenn es für sie vorteilhafter ist.
Jaja, die bösen Arbeitgeber. Zum Glück wechseln Arbeitnehmer nicht ihre Stelle, wenn sie woanders bessere Arbeitsbedingungen und mehr Geld kriegen.
Fang schrieb:
Die Politik und Verwaltung lässt sich aber sicher ganz oft über's Ohr ziehen. Die Wirtschaft hat dort natürlich sehr viel besser ausgebildetet Leute an der Hand, die solche Deals ausarbeiten.
Von übers Ohr hauen oder über den Tisch ziehen kann gar keine Rede sein. In den Rechtsabteilungen des Staates sitzen durchgehend Juristen mit überdurchschnittlichen Fähigkeiten. Die sind sehr wohl in der Lage zu erkennen, wenn da was falsch läuft. Aber wenn die bsplw. anmerken, dass eine bestimmte Gestaltung rechtlich so bedenklich ist, dass einem Rechtsanwalt dafür seine Zulassung entzogen gehöre, dann wird das von den alles besser wissenden Politikern einfach ignoriert. Die rennen sehenden Auges in eine ungünstige Lage. Und warum auch nicht? Ausbaden darf es ja ohnehin jemand anders. Oder meint hier jemand im Ernst, dass die zuständige Rechtsabteilung nicht erkannt hat, dass im Falle Nokia die Möglichkeit besteht, dass das Werk ab dem Tag X geschlossen werden kann? Wohl kaum. Da ist nix mit übern Tisch gezogen worden sein. Mit vollem Wissen um die Konsequenzen hat man sich für den kurzfristigen Erfolg entschieden.