[*]"Kein Meter "implicit" - Messintention easy erkennbar (und entsprechend beeinflussbar)"
--> Die meisten Leute wollen ihn nicht beeinflussen. Und von denen, die ihn beeinflussen wollen, steigen die meisten nicht (schnell) dahinter wie der IAT zu ihren "Gunsten" beeinflussbar ist.
Wie? Wozu entwickelt man einen indirekten Einstellungstest, wenn nicht, um unbewusste Einstellungen indirekt (also ohne Augenscheinvalidität) messen will? z.B. subliminal? Gerade für Anwendungen in der Praxis brüstet sich der IAT ja mit grandiosen Leistungen, z.B. in der Eignungsdiagnostik bei Einstellungen. Und nach einem Mal weiß man, wie man den IAT beeinflusst
Gerade hier setzen doch implizite Messverfahren an, die Einstellungen aufdecken sollen, die in einem Fragebogen "dank" Selbstrepräsentation nicht aufzeigbar sind.
[*]"Abhängigkeit der Werte von Dingen wie "Need for cognitive closure" (Dinge geistig zu kategorisieren, allen voran Problem der Self-other-Kategorisierung im sogenannten "kompatiblen Block" - siehe das, was xornado angesprochen hat)"
--> Ähm, NCC als was ich es kenne ist ein bisschen was anderes als das was du beschreibst. Nämlich das Bedürfnis nach Eindeutigkeit, und Unwohlsein bei mehrdeutigen Stimuli. Vielleicht hab ich dich aber auch nicht richtig verstanden?
Eine Vereinfachung der IAT-Aufgabe ist durch Selbst (Weiß-gut) vs. Other (Schwarz-schlecht) Kategorisierung möglich - allerdings natürlich nur im kompatiblen Block (in dem Weiß mit gut gepaart wird...deswegen flutscht es hier auch nur so, während im inkompatiblen die RTs zunehmen). Personen mit hohem need for cognitive closure kategorisieren häufig (unbewusst) Dinge z.B. in Ich gegen andere o.ä. und bekommen so _ungerechtfertigterweise_ höhere Werte.
[*]"Abhängigkeit der Werte von motorischen Variablen (alte Leute haben höhere Werte, und das nicht, weil sie rassistischer sind
)"
--> Afaik ist der IAT so aufgebaut, dass er auch bei den RZn nur die Relationen nimmt, insofern würde diese deine Behauptung schlicht nicht zutreffen.
Doch - du hast zwar Recht im Falle von 0,0 RZ-Unterschieden, aber sobald es Unterschiede gibt, werden die durch verlangsamte sensumotorische Prozesse deutlich verstärkt. IAT-Effekte werden so schnell groß und signalisieren _ungerechtfertigterweise_ rassistische Einstellungen. Im IAT werden halt keine Baseline-Messungen verwendet (obwohl sie eigtl verfügbar wären).
[*]"Wenn überhaupt, dann Vorhersagemöglichkeit automatischen, nicht allerdings kontrollierten Verhaltens"
--> Beide Maße sind afai remember in den meisten Fällen ziemlich hoch korreliert. Vor allem bei echten Intergruppensituationen, bei denen "soziale Erleichterung" (social facilitation) eine oftmals bestimmende Rolle spielt. Aber auch unter Laborbedingungen mit sehr geringer externer Validität afai remember noch ziemlich hohe Korrelationen in den meisten Szenarien.
löl? Greenwald et al. (98?) nehmen in ihrem Artikel gerade das Argument, dass solche Messungen eben NICHT korrelieren, als Valididätsargument FÜR den IAT - nämlich, dass er ja was anderes, etwas implizites (eine andere Einstellungs-"Quelle"), messen würde als herkömmliche Fragebögen. Siehe oben - wozu brauchen wir sonst auch implizite Tests?
Im Übrigen kann man natürlich mit impliziten Messungen implizite Verhaltensweisen und mit bewussten Messungen kontrolliertes Verhalten vorhersagen - und die unbewussten Verhaltensweisen werden deutlich überdramatisiert...
[*]Abhängigkeit des absoluten Ergebnisses von der Reihenfolge - kompatibler Block an 3. oder 5. Stelle (vor oder nach dem Umlernen)
--> Bei so vielen VPn wie bei den Harvard-IATs ist es bei randomisierter Darbietung ein Leichtes das rauszurechnen. Wird auch gemacht afaik.
Mag sein, aber alleine, dass man durch so nen Scheiß entweder rassistisch ist oder nicht, ist Lächerlichkeit². Hier kommen im übrigen auch wieder die Punkte 2 und 3 ins Spiel. Einfaches "herausrechnen" ist da nur über den Durchschnitt möglich und hat mit Einzelfalldiagnostik (Titel von Greenwalds Artikel "measuring individual differences in implicit cognitions") nix mehr zu tun (siehe auch Punkt 1).
[*]EXTREME Stimulusabhängigkeit, insbesondere Problem der cross category associations (Konfundierung mit irrelevanten Merkmalen)
--> Hier erkläre mal bitte genauer was du mit der Stimulusabhängigkeit meinst. Wie hoch die Fotos aufgelöst sind? Ob sie böse/nett gucken?
Es geht hier nicht nur um Gesichter, die schwarz und weiß sind, sondern alle möglichen anderen Dinge. Diese cross category associations zu erklären, sprengt ein wenig den Rahmen (und es ist schon spät), aber z.B. sind im ersten Experiment bei Greenwald et al. (98?) Blumen gegen Insekten im IAT gegeneinander getestet worden. Dass alle Blumen Tulpen, Rosen, Narzissen, aber keine Disteln, Kletten, Unkraut und alle Insekten Spinnen, Käfer, Mücken und keine Schmetterlinge o.ä. schönen Insekten waren, spricht Bände...so führen künstliche Unterschiede, die nix mit der eigentlich interessierenden Antwortkategorie zu tun haben, zum Teil soweit, dass IAT-Werte alleine darauf zurückführbar sind. Siehe z.B. DeHower. Wer bei negativ Stimuli wie "jail" nutzt, was nun mal mit Schwarzen assoziiert wird, EGAL, ob die Einstellung zu Schwarzen negativ ist oder positiv, der schafft künstliche Unterschiede (bei positiven Worten sucht man bspw. vergeblich nach athletic, joyful, pleasure-loving u.ä. Wörtern, die positiv und mit Schwarzen assoziiert werden).
[*]Der IAT-Wert ist ein RELATIVER Wert. Das heißt, jemand, der sowohl Schwarze als auch Weiße mag, aber Weiße etwas mehr, bekommt einen genauso hohen IAT-Wert, wie jemand, der beide Gruppen hasst.[*]
--> Das finde ich nicht schlimm, denn es wird nicht behauptet, dass der IAT etwas anderes misst. Und die praktischen Implikationen werden imo auch nicht so wirklich dadurch herabgesetzt, da durch natürliches Ingroup/Outgroup-Denken (Ingroup-Bias, Tajvels SIT usw.) eine absolute "Bevorzugung" der schlechter bewerteten Gruppe wohl nur äußerst selten vorkommen dürfte. Schließlich läuft es im echten Leben darauf hinaus, ob man jetzt den einen oder den anderen besser findet -- auch wenn man beide absolut gesehen "gern mag".
Nein? Du kannst jemanden nicht als Chauvinisten bezeichnen, wenn er Frauen liebt, aber halt ein Mann ist und deswegen seine Kategorie - aus welchen Gründen auch immer - noch etwas mehr mag. Und genau das sind die praktischen Implikationen. Relative Urteile sind Schall und Rauch. Schwarz<Weiß impliziert, dass Schwarz schlecht ist. Ein positiver IAT-Effekt heißt eben NICHT, ich mag eins, das andere aber nicht.
[*]Im Übrigen hassen bei "richtiger" Stimulusauswahl Deutsche Deutsche, Türken Türken usw.
--> Warum?[/list] siehe cross category association. Deutsche=Hitler, Nazi usw., Türken=Sonne, Bauchtanz u.ä.
Aber eigtl schon wieder zu viel Zeit für ein solches Topic verbraten...