Selbstständig machen als Freiberufler / Kleinunternehmer

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Bin aktuell noch Student und arbeite als Werkstudent als Software-Entwickler in der IT-Branche. Studium ist jetzt aber sogut wie fertig und ich habe vor, mich demnächst selbstständig zu machen, also als Freiberufler auf Auftragsbasis zu arbeiten. Den ersten größeren Auftrag hab ich schon im Sack und Folgeaufträge winken auch schon, daher fällt das Problem der Auftragsbeschaffung erstmal weg.

Jetzt stellt sich allerdings die Frage, was ich alles beachten muss:

Soweit ich weiß, muss ich mich beim Finanzamt melden und beantragen, dass ich den Status des Freiberuflers überhaupt bekommen darf.
Außerdem würde ich von der Kleinunternehmerregelung Gebrauch machen, da meine Umsätze nächstes Jahr die 50k Grenze wahrscheinlich erstmal noch nicht übersteigen werden.

Gibt's da noch mehr, worauf ich unbedingt achten sollte? Bin für alle Tipps, Hinweise, Erfahrungsberichte oder Warnungen vor evtl. Fallstricken dankbar. Sammel gerade schon fleißig Infos und werde auch morgen mit'm Finanzamt telefonieren, aber je mehr Infos ich hab, desto besser ;)
 
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geschäftsplan machen.
das ist das allererste.
ansonsten besteht ne gute chance dass du in der scheinselbstständigkeit landest. um dir über deine mittel- und langfristigen ziele klar zu werden --> geschäftsplan first.
 
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Ist jetzt schon über 10 Jahre her bei mir, aber so grob rekonstruiert:
Musst zum Finanzamt, denen Bescheid sagen und nen Gewerbeschein (? - weiss garnicht mehr, was ich damals beantragt hatte - aber die wissen schon, was zu tun ist) dir ziehen, der nen paar Euro (~30, kommt glaube ich aufs Bundesland drauf an) kostet. Die stellen dir dann Fragen, in welchem Bereich du tätig wirst (Freiberuflicher ITler halt). Am besten ne UID dazu, dass du auch Rechnungen ins Ausland stellen darfst (die ist gratis).

Nen Geschäftsplan brauchst nicht, es sei denn du willst ne staatliche Förderung nach ner vorrangegangen Arbeitslosigkeit. Aber so direkt ausm Studium heraus bekommst keine (war zumindest bei mir so). Und da ich schätze, du willst in IT's freelancen a la gulp.de, wo du nur Projektverträge bekommst, wirst auch keine Probleme mit "Scheinselbstständigkeiten" haben - siehe Punkt III: http://www.frankfurt-main.ihk.de/recht/themen/arbeitsrecht/scheinselbstaendigkeit/ bzw. da wissen die Auftraggeber auch garantiert Bescheid, dass sie nicht die Dummen sind.

Kümmer dich vorrangig um Kunden und Auftragslage - alles andere ist zu anfang _völlig_ nebensächlich (kannst dir z.B. auch nen Gewerbeschein rückwirkend ausstellen) und für 1 Rechnung im Monat musst dir weder nen Geschäftsplan machen, noch dir irgendwelche Buchhaltungssoftware anschauen oder sonstigen Bullshit treiben. Wenn du nen Kunden auf Projektbasis hast, würde ich mir noch nen Steuerberater anlachen, der einem auch erklärt, was man zurückhalten muss und sich am besten auch direkt drum kümmert. (Glaub mir, auf den Dreck hast garantiert keinen Bock).

GL
 

Shihatsu

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selbstständig? als it-freelancer? umsatz unter 50k? WTF? :no:

edit: weil ichs net glauben wollte nochmal nachgerechnet, bei 200 arbeitstagen im jahr sind das ~31 euro stundensatz - erm, NOOO?
 
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Naja wenn du Pech hast, kommst halt nicht auf 200 Arbeitstage und oft hast auch nur 45€/h, gerade in Bereichen, wo das Freelancer-Angebot größer als der Bedarf ist.
 

Ritus

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Wenn du ein Gewerbe anmelden willst musst du das meistens nicht beim Finanzamt, sondern bei der Stadt machen. Die leiten das dann ans Finanzamt weiter, welches dir dann einen riesigen Fragebogen schickt.

Willst du als Freiberufler arbeiten kannst du in den meisten Bundesländern einen formlosen Antrag ans Finanzamt stellen und du bekommst wiederrum einen Fragebogen den du ausfüllen musst. Irgendwann kommt dann die Bestätigung, dass sie dich steuerlich als Freiberufler führen.

Wichtig ist, dass du korrekte Rechnungen aufstellst, Rechnungen etc. aufhebst und eben eine Steuererklärung 1 x im Jahr machst. (Bei einem Umsatz unter 50k)
 

Shihatsu

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Naja wenn du Pech hast, kommst halt nicht auf 200 Arbeitstage und oft hast auch nur 45€/h, gerade in Bereichen, wo das Freelancer-Angebot größer als der Bedarf ist.
naja, ich hab konservativ mit 8h / tag gerechnet, welcher freelancer macht das denn. und das mit den unter 200 arbeitstage / jahr ist dann schon arg pech so wie es auf dem markt atm aussieht. also sorry, aber unter 50k / jahr geht mal garnicht klar.
 
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Ich bin zumindest gerade hart am überlegen, ob ichs wieder machen soll oder wieder in ne Festeinstellung.

Und jo, Projekte gibts gerade zwar nen paar bei gulp / hays, bzw. allgemein werden IT'ler wie blöde gesucht - aber bei 70€/h liegen die nicht, gerade die etwas längerfristigen (6-12 Monate) eher bei 45 und da natürlich auch erstmal drankommen.

Und ich bin mir auch eher unsicher, ob sich das wirklich lohnt: 7200 / Monat klingen zwar so erstmal ganz nett. Aber die Hälfte geht ja schon an Steuer weg, dann noch Krankenkasse, private Altervorsorge, ... - was man voll blechen darf. Danach hast womöglich wieder 4 Wochen oder länger Leerlauf, wozu du vorsparen darfst, wenn man Pech hat muss man fürs nächste Projekt umziehen, Urlaub kannst während neuer Projektsuche eigentlich auch nicht machen (während des Projektes vermutlich sowieso nicht und wenn dann unbezahlt)...

Bei so 60+ €/h Jobs ok, aber die hast im Webbereich kaum (eigentlich nur Architekt - nicht so wirklich mein Ding, irgendne strange Spezialisierung oder Projektmanagement - und da wollen se meist nen Zertifikat + viel Erfahrung zu). Ist zumindest gerade mein Eindruck. Da vielleicht doch eher nen Senior in Festanstellung machen, bisschen Karriereleiter zum Teamleiter / Projektmanagement oder was weiss ich klettern (spätestens dann kommst aufs selbe Gehalt), bezahlten Urlaub haben, lange Kündigungsfrist / Sicherheit, ...

Aber jo, unter 50.000 als Freier... vielleicht wenn man noch bei Mutti wohnt ;)
 
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Entelechy

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geschäftsplan machen.
das ist das allererste.

Nur Fags schreiben noch Businesspläne. Somit wollen auch nur Fags einen sehen - sowas wie KFW oder irgendwelche gammel Banken.

Gerade als Freiberufler ohne Anlagevermögen oder Materialeinsatz, ist ein Businessplan tierischst der Overkill.
 
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daher schrub ich dazu dass es auch und v.a. für die eigene langzeitplanung sinnvoll sein kann.
aber okay, lasst ihn nur ins messer rennen. als freiberufler muss man sich halt auch nebenbei selbst um seine rente etc. kümmern. alles dinge die man in seinem plan bedenken sollte.
 
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bei der gewerbeanmeldung achte mal darauf das du keinen zu hohen erwarteten gewinn im ersten jahr reinschreibst
das finanzamt setzt evtl anhand deiner angaben die einkommensteuer vorauszahlungen fest

denk daran das du trotz kleinunternehmerregelung eine umsatzsteuererklärung abgeben musst

heb jeden scheis beleg der auch nur irgendwie mit deiner selbständigkeit zu tun haben könnte auf und setzt in in deiner gewinnermittlung an

leg rücklagen für die zu erwartende einkommensteuer nachzahlung an

sei dir bewusst das du nur im ersten jahr in die kleinunternehmerregelung reinkommst

Die Kleinunternehmerregel kann nicht jeder anwenden. Sie greift nur dann, wenn der gesamte Jahresumsatz des vorangegangen Jahres weniger als 17.500 EUR beträgt und im laufenden Kalenderjahr die 50.000 EUR Grenze nicht überschritten wird. Die Umsatzgrenze des laufenden Kalenderjahres ist dabei sachgerecht zu Beginn des Jahres zu schätzen.

am besten gönn dir mal ne stunde mit jemand der ahnung von steuer und buchhaltung hat ... spart ne menge stress
 
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Danke erstmal für die vielen Tipps. Waren auf jeden Fall einige sehr hilfreiche Anmerkungen dabei! Ich werde mich vorher nochmal gründlich mit nem Steuerberater meines Vertrauens hinsetzen und viele Punkte durchsprechen.

selbstständig? als it-freelancer? umsatz unter 50k? WTF? :no:

Werde aus verschiedenen Gründen nicht das komplette nächste Jahr arbeiten. Daher hab ich den Umsatz deutlich geringer geschätzt, als er normalerweise bei nem Full-Time-Job wäre.
 

YesNoCancel

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weil du als it'ler locker nen stundensatz von 120€ durchsetzen kannst, je nach projektierung/kundenstruktur. wenn du pro tag ca. 5h und damit 60% abrechnen kannst, solltest du bei relativer auslastung einen umsatz von 100k erreichen. und das brauchst du auch, wenn du nämlich die ganzen kostenstrukturen gegenüberstellst, private altervorsorge, krankenversicherung und dann noch minimal rückstellungen buchst und dann ungefähr auf ein festgehalt eines angestellten in diesem bereich kommst, dann lohnt es sich einfach nicht. klar kann man mit beruflicher freiheit und co. argumentieren, aber du trägst dabei volles haftungsrisiko, hast mehr arbeitsstunden, weniger freizeit ... kurzum, dass muss sich finanziell widerspiegeln. nicht unbedingt gleich im ersten jahr, aber wenn du nach 2-3 jahren immer noch rumkrebst, würde ich mir nochmal gedanken machen.
 
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genau damit man nicht in dieser von YNC beschriebenen beschissenen situation landet sollte man sich einen langfristigen plan machen was man erreichen will, und wie man es erreichen will. im volksmund auch "geschäftsplan" genannt.
 
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nur so aus interesse: was macht man so als selbstständiger it mensch? internetseiten? kleine programme? teile von größeren projekten?
 
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nur so aus interesse: was macht man so als selbstständiger it mensch? internetseiten? kleine programme? teile von größeren projekten?

Denkbar ist da wohl ne ganze Menge, als freiberuflicher (Web-)Designer natürlich auch Internetseiten und so'n Kram.

Ich persönlich werde als Freelancer in den Bereich Software Architektur, Software Engineering und technische Projektleitung gehen. D.h. z.B. Kunden beraten, Anforderungen ermitteln, Software planen, Entwicklungsteam bei der Umsetzung leiten (und evtl. selbst Hand anlegen) etc..

Ein Bekannter von mir der ebenfalls als Freelancer tätig ist lässt sich einfach vom Headhunter seines Vertrauens an größere Firmen vermieten, wenn dort die Scheisse am brennen ist, und versucht dann, die Projekte, die dort am Abgrund stehen, doch noch irgendwie zu retten. Stressiger Job aber dafür bringt er auch ein hübsches sechsstelliges Jahresgehalt nach Hause.
 
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wie alt ist dein bekannter?
stell mir das ziemlich schwierig als berufsanfänger bzw. frischling von der uni vor.
 
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Bin auch Freiberufler/Kleinunternehmer

Musste nichts groß machen, war beim Finanzamt, dort gesagt das ich das machen will. Hab ne Steuernummer bekommen und fertig. Gewerbeschein hab ich nicht gebraucht
 

Shihatsu

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wie alt ist dein bekannter?
stell mir das ziemlich schwierig als berufsanfänger bzw. frischling von der uni vor.

als frischling von der uni machst du das genau ne woche - dann stellt der kunde fest, das du das zeug (noch) nicht hast.
 
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wie alt ist dein bekannter?
stell mir das ziemlich schwierig als berufsanfänger bzw. frischling von der uni vor.

37. Er hat sich aber auch nicht direkt nach dem Studium als Freelancer selbstständig gemacht, sondern erstmal ein paar Jahre in Festanstelllung als Softwareentwickler gearbeitet. Selbstständig ist er erst seit ca. 6 - 7 Jahren.

Ich hatte eigentlich auch nicht vor, mich jetzt direkt nach dem Studium selbstständig zu machen, aber ich hab jetzt ein paar Angebote bekommen, nach denen ich meine Meinung geändert hab. Hab aber im Prinzip auch nix zu verlieren. Wenn ich in 1 oder 2 Jahren feststelle, dass das alles nix wird, kann ich mich immer noch als Lohnsklave irgendwo verdingen.

Bin auch Freiberufler/Kleinunternehmer

Musste nichts groß machen, war beim Finanzamt, dort gesagt das ich das machen will. Hab ne Steuernummer bekommen und fertig. Gewerbeschein hab ich nicht gebraucht

Schön, habe gehofft, dass es so einfach ist. Trotzdem nächste Woche Termin mit nem Steuerberater - sicher ist sicher ;)
 
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hat sogar recht mit dem gewerbe

müsste eigentlich unter selbständige tätigkeit laufen womit ein gewerbe überflüssig ist
 

Ritus

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hat sogar recht mit dem gewerbe

müsste eigentlich unter selbständige tätigkeit laufen womit ein gewerbe überflüssig ist

?? Für eine selbstständige Tätigkeit muss man natürlich auch ein Gewerbe anmelden. Es sei denn man ist Freiberufler.
 
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als frischling von der uni machst du das genau ne woche - dann stellt der kunde fest, das du das zeug (noch) nicht hast.

genau darauf wollte ich hinaus ;)
ein kollege hat das auch 1 1/2 jahre lang gemacht, so als freelancer gearbeitet.
im endeffekt warens 1 1/2 verschwendete jahre, weil er nun, ohne titel und gute referenzen als einsteiger galt, und somit auch das einsteigergehalt bekommen hat.
sowas rentiert sich erst, wenn man den titel senior whatever zugeteilt bekommt und das in den referenzen aufführen kann.
 
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