Maria Stuart von Friedrich Schiller ist ein Drama in 5 Akten. Es wurde am 14. Juni 1800 im Weimarer Hoftheater uraufgeführt. Erste Stoffrecherchen und Pläne Schillers sind bereits 1783 nachweisbar, wurden aber aufgegeben. Erst 1799 griff Schiller den Stoff wieder auf.
Inhalt
Im Jahre 1568 wird Maria Stuart, Königin von Schottland, wegen der Ermordung ihres Gatten aus dem Land verjagt und flieht nach England. Sie erhofft sich Schutz bei Elisabeth. Die englische Königin Elisabeth I. fürchtet um ihre Krone, da Stuart wie sie selbst einen rechtmäßigen Anspruch auf die Krone hat und lässt Maria Stuart gefangen nehmen.Die Handlung des Stücks setzt 3 Tage vor ihrer Hinrichtung ein, die im Jahre 1587 stattfand. Betört durch die Schönheit Maria Stuarts, unternehmen immer wieder junge Männer Versuche, die Schottin zu befreien. Auch der junge Mortimer, der den Auftrag der Königin, die Gefangene umzubringen, nur zum Schein annimmt, möchte die Eingekerkerte retten. Er weiht den Grafen von Leicester in seinen Plan ein. Für die vorgeschlagene Entführung zu feige, arrangiert dieser ein Treffen der Rivalinnen. Als dieses zustande kommt, wirft Elisabeth der Gegnerin vor, all ihre Männer ins Jenseits befördert zu haben. Diese reagiert ungehalten und entgegnet Elisabeth, mit ihrem übertriebenen Tugendgebaren ihre niedere Herkunft nicht verschleiern zu können. Ein späterer Mordanschlag auf Elisabeth wird sofort auf Mortimer zurückgeführt, der nach wie vor um die Gunst Maria Stuarts buhlt. Dieser bringt sich dann um. Die Königin sieht sich gezwungen, Maria Stuart zu töten, um ihren Thron zu sichern. Da sie die Schuld für den Tod Marias nicht übernehmen will, unterzeichnet sie zwar das Urteil, verzichtet jedoch auf die ausdrückliche Anordnung der Vollstreckung. Maria Stuart wird dennoch hingerichtet.
Interpretation
Für dieses Werk der Weimarer Klassik muss man Schillers ästhetische Schriften für die Interpretation heranziehen, besonders Über die ästhetische Erziehung des Menschen. Ausgangspunkt seiner Gedanken ist die Enttäuschung über den Umschlag der Französischen Revolution in die Schreckensherrschaft. Damit stellte sich für Schiller die Frage, was der Anlass für diesen Umschlag war und wie ein vernünftiger bürgerlicher Staat den dekadenten Feudalstaat ablösen kann, ohne dass Europa „in Barbarei und Knechtschaft zurückgeschleudert“ wird.
Bei der Frage nach dem Anlass ging er von einer Zerrissenheit des Menschen in Sinne und Geist, dem Verlust der Totalität aus. Winckelmann folgend habe zwischen diesen bei den Griechen noch Harmonie geherrscht. Mit dem Untergang der hellenischen Kultur sei diese Einheit zerbrochen und die Teile nur noch getrennt in den Individuen vorhanden. Auch der Staat könne das nicht ändern, da er gerade auf diese Individualität baut. In der Folge gibt es nur eine Instanz für die Besserung der Menschheit durch die Wiedergewinnung der Harmonie - die Kunst. Denn die ästhetische Sphäre ist die der Vermittlung zwischen Vernunft und Sinnlichkeit, an anderer Stelle nennt er den „Spieltrieb“ den Vermittler zwischen „Formtrieb“ und „Stofftrieb“.
Der Beweis Schillers ist, dass die meisten Menschen reiner Vernunft nicht zugänglich sind, da sie „durch Empfindungen zum Handeln bestimmt“ sind. Deshalb müsse „der Weg zum Kopf [...] durch das Herz geöffnet werden“.
Der Übergang von einem Staat zum anderen findet evolutionär statt: Der Mensch wird solange ästhetisch gebildet, bis die Gesellschaft die alte Schale einfach abwirft. Umgekehrt aber wird deutlich, dass das rein politisch ausgerichtete und handelnde Individuum das Problem nicht lösen kann: der öffentliche Mensch kann seine Moral nicht entwickeln, sondern scheitert und wird unmoralisch, wenn sein Handeln nicht authentisch ist. Und authentisch kann es nur sein, wenn das Individuum zu seiner Totalität zurückgefunden hat.
Elisabeth ist die typische Vertreterin des nicht authentischen Menschen. Sie kann als Frau und öffentliche Person nicht zu ihrer Totalität finden, sie ist gezwungen, ein Leben im Schein zu leben. Dafür muss sie jedem persönlichen Glück entsagen. Obwohl sie dauernd von Freiheit spricht, ist sie abhängig vom Willen des Volkes, den Anforderungen des Königtums und den Rollenerwartungen, die an sie als weibliche Monarchin gestellt werden.
Maria findet zu einem selbstbestimmten Leben, nachdem sie alle Fesseln bis hin zur Todesangst abgeworfen hat. Sie kann ihre Moralität und Totalität aber nur durch den Rückzug in die Innerlichkeit bewahren. Im öffentlichen Bereich, in der Politik, unterliegt sie den alten Mächten der adligen Hofgesellschaft. Sie hat eine eigene Vorstellung vom politischen Menschen: Die Freiheit des Individuums muss mit den Bedürfnissen aller nach vernünftigen Prinzipien zur Übereinstimmung gebracht werden.
http://de.wikipedia.org/wiki/Maria_Stuart_(Schiller)