schreiben. WIESO???

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also, ich schreibe auch manchmal gedichte, unregelmäßige tagebucheinträge, phrasen auf zetteln die irgendwo rumliegen wo mir langweilig ist. ich hab auch mal viel gelesen und hatte schon freunde und bekannte die dichter sind. ich war ziemlich beeindruckt von den gedichten mancher leute, von der macht der sprache und den bildern. als ich mir dann später nochmal diese sachen durchlas, stellte ich fest, dass es komplett nur irgendwelcher depressiver gehirnmüll war, der mich als teenie aber voll beeindruckt hat. ich mein wer findet es nicht kewl die aufmerksamkeit eines 45 jährigen romanisten zu bekommen, der sich jeden tag die birne zusäuft und über die freimaurer und hölderlin schwadroniert...

naja... aber wieso schreiben und dann das geschriebene anderen vorlesen??? nur um im mittelpunkt zu stehen und zu denken jemand interessiert sich für das eigene leid? um gefühle bei leuten zu wecken? kann man auch schöne dinge schreiben? ach was weis ich... schreibt einfach rein was ihr so denkt darüber
 

[fN]Leichnam

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Naja, du reduzierst die Sache ziemlich. Mann kann über alles schreiben. Ich weiß nicht, wie du darauf kommst, dass Schreiberei grundsätzlich von depressiven Säufern (das mag in meinem fall stimmen:ugly: ) betrieben wird.

Bücher sind einfach ein Medium wie Film und Musik und es gibt allein in Deutschland Millionen Menschen, die öfters mal den Fernseher auslassen, um zu lesen.
 
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Natürlich kann man auch schöne Dinge schreiben. Die ganze - zugegeben oft oberflächliche - Unterhaltungsliteratur lebt davon. Aber auch ernsthafte Literatur kann sehr schön sein, ich finde zum Beispiel viele Bücher von Milan Kundera traumhaft schön. Generell hat meistens auch die traurigste und niederschlagendste Literatur etwas erhaben schönes, zB "Penthesilea" von Kleist hat bei all dem Morden und Sterben viel Erhabenes.

Ich glaube du steckst da gerade in einer Perspektive fest und wirst irgendwann auch einen anderen, differenzierten Blickwinkel entwickeln. (Wie alt bist du?)

Der Grund für das Schreiben kann vielfältig sein. Langeweile, eine gute Idee die man nicht vergessen möchte, jemandem etwas schönes geben wollen, einfach Spaß daran. Es gibt auch andere Beweggründe, die mir die tieferen scheinen, nämlich Leid und Sich Wundern, was oft auch als die Wurzeln der Philosophie angesehen wird.
Ich persönlich schreibe, weil mir das Schreiben einen Sinn verschafft, den ich in vielen anderen Dingen nicht finde. Es erfüllt mich, meine eigenen Gedanken und Probleme in einen fiktiven Text zu bringen und sie so besser reflektieren zu können. Außerdem bleiben sie so als ein Zeugnis von mir selber erhalten, ich selbst werde dadurch greifbarer für mich. Also das Schreiben als ein Versuch über sich selbst klar zu werden. Außerdem schreibe ich, weil ich Freude an der Sprache habe. Es erfüllt mich Vergleiche, Metaphern oder gute Symbole zu finden und zu erfinden.
Letztendlich hat Schreiben wohl auch immer was mit Aufmerksamkeit zu tun, aber ich glaube, ich würde auch schreiben, wenn ich gänzlich alleine wäre. Das bisschen Aufmerksamkeit, dass ich durch meine Gedichte und Prosa bekomme, wäre die vielen Stunden der Arbeit nicht wert, wenn es mir darum ginge.
 

[fN]Leichnam

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Noch ein Zitat von Stephen King an dieser Stelle:

"Schreiben ist veredeltes Denken."
 
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Mein Opa sagte mal, dass er nur in sein Tagebuch geschrieben habe (und schreibe), wenn es ihm schlecht ginge.
Das kann man auch so ziemlich als Grundsatz sehen. Viele fangen in schlechten Zeiten an zu schreiben und merken dann im Laufe ihrer Zeit, dass es auch schöne Dinge zu beschreiben gibt. Da kann ich natürlich nur von der heutigen Zeit reden, wie sie es früher gemacht haben, weiß ich nicht.
 
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tja, mag sein, dass ich etwas den sinn am lesen und schreiben verloren habe. eigentlich habe ich auch mal viel geschrieben vor allem briefe und gedichte. da gab es viel interessantes zu schreiben und wie Natural Born Farmer meint, hatte ich viel spass daran treffende vergleiche zu fnden.
naja... aber irgendwann habe ich gemerkt, dass ich nur noch den gleichen mist schreibe. bin sozusagen steckengeblieben und alles was ich las, war auch immer das gleiche. so wie bei hesse zum beispiel, irgendwann wiederholt der sich meiner ansicht nach nur noch. obwohl die ersten bücher die ich von dem gelesen habe mich mit unheimlich viel feuer erfüllt haben.
manchmal komme ich mir vor wie feanor, der in blinder wut in die schlacht stürmte um seine silmaril zurückzugewinnen und aber leider als erster sofort niedergemetzelt wurde, weil die anderen nicht hinterherkamen um ihm rückendeckung zu geben.

alles in allem fällt es mir schwer fantasie und wirklichkeit zu trennen
öhm ja
 
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Ich glaube, diese Hesse-Erfahrung macht jeder Jugendliche mit Hang zur Literatur irgendwann. :D Aber gibt ja auch Autoren die man nach Hesse lesen kann, die einem vielleicht ein ähnliches Gefühl vermitteln, aber noch einen Schritt weiter gehen. Nietzsche vielleicht.

Aber wenn dich das Schreiben und Lesen atm ankotzt, dann lass es doch einfach sein und mach was anderes. Mach eine Pause und ich glaube in einem halben Jahr oder in einem Jahr kommt alles ganz von alleine wieder zurück.
 
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jo gute idee! nietzsche. den zarathustra habe ich schon vor hesse gelesen. :/
das lesen an sich hat mich einfach gefrustet, ach eigentlich auch das sprechen und hören und morgens aufstehen und abends einschlafen.
das mit der pause klingt gut
 

Devotika

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Die Themen, die aufgearbeitet werden wiederholen sich bei (fast?) jedem Autor. Kafka, Max Frisch usw...
Aber ich sehe darin kein Problem, es gibt doch hunderte lesenswerter Autoren man kommt eh nie dazu, die alle zu lesen.
Also warum auf einen Autor konzentrieren?!

Ich habe viele Gedankengänge, die in Romanen auftauchen nützlicher empfunden als einige Aussagen der Wissenschaften. Kafka zeigt z.B. vorzüglich wie autoritäre Systeme funktionen.
 

orluk

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Ich finde in gar nichts einen wirklichen Sinn, aber irgendetwas ist sinnvoller als gar nichts.
 
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Ich glaube, das "Leid und Kummer" soviel Erwähnung findet, liegt daran, dass man sich seine Probleme einfach von der Seele reden, bzw. schreiben will. Ich weiß, wie das ist. Wenn einem etwas sehr bedrückt und man schreibt alles dazu auf, was dann vielleicht auch ein Freund oder Verwandter liest, dann fühlt man sich danach echt freier. Es lastet nicht mehr so sehr auf den Schultern.
 
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Original geschrieben von ^mErCenary^
Ich glaube, das "Leid und Kummer" soviel Erwähnung findet, liegt daran, dass man sich seine Probleme einfach von der Seele reden, bzw. schreiben will. Ich weiß, wie das ist. Wenn einem etwas sehr bedrückt und man schreibt alles dazu auf, was dann vielleicht auch ein Freund oder Verwandter liest, dann fühlt man sich danach echt freier. Es lastet nicht mehr so sehr auf den Schultern.

Das liegt daran, dass man das Problem, sobald auf Papier gebannt, aus einer anderen Perspektive bzw. differenzierter betrachten kann (zumindest geht's mir immer so)
 
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