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Pflegt ihr jemanden?

Quint

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Eine ehemalige Kommilitonin von mir hatte MS (Multiple Sklerose) und war dementsprechend gesundheitlich oft stark beeinträchtigt. Wenn sie einen Schub hatte oder ihr über längere Zeit schwindelig war, musste sie sofort ins Krankenhaus. Gleichzeitig hat sie aber auch ihre Eltern pflegen müssen, denen es ebenfalls nicht gut ging und nicht mehr Autofahren konnten -> meine Freundin hat also auch Taxifahrerin spielen müssen. Trotz allem hat sie ihr Studium sehr gut abgeschlossen, was ich in Anbetracht ihrer Situation für eine enorme Leistung halte.

Die Thema-Frage wird sich mir und wohl auch vielen anderen hier in Zukunft stellen, wenn es um den Verbleib der Eltern geht. Zwar haben meine z. B. ganz trocken gesagt, dass wir sie wenn es irgendwann nicht mehr geht in ein Heim stecken sollen. Gemessen daran, was meine Mutter in der Altenpflege erlebt hat, stehe ich dem Gedanken aber noch sehr, sehr zwiespältig gegenüber.

Meine Familie in Amerika hat einen Freund, der in Afghanistan verwundet wurde und seitdem körperlich schwer beinträchtigt ist. Seine Frau hat ihn vor einiger Zeit verlassen, weil sie, so ihre Worte, sich in der Beziehung gefangen gefühlt hat und ob der vielen Arzt- und Therapietermine kein eigenes Leben mehr hatte.

Wie würdet ihr in diesen Situationen handeln? Habt ihr vor, eure Eltern selbst zu pflegen oder tut ihr dies bereits? Was würdet ihr tun, wenn euer Lebenspartner oder eure Freundin plötzlich auf Pflege angewiesen ist? Wo liegen eure Grenzen, was würdet ihr trotz allem auf keinen Fall für euch selbst aufgeben wollen?

Zum Thema inspiriert wurde ich übrigens auch durch Fantasy-Autor Mark Lawrence (Broken Empire), der seinen Beruf als Wissenschaftler komplett aufgab, um seine schwerbehinderte Tochter besser pflegen zu können. Würdet ihr ein ähnliches Opfer für eure Kinder bringen bzw. tut ihr das schon?
 
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Habe meine Mutter bis Juli 3 Jahre jeden Tag im Altenheim besucht und davor halt jedes Wochenende 800 Km hin und her gependelt um am Wochenende zu helfen und da zu sein, weil mein Vater plötzlich gestorben war '10. Die Stunde jeden Tag konnte ich mir auch leisten, weil ich einen 35 Stunden Job habe und mich in ein anderes Büro versetzten lassen konnte. Habe wie die meisten auch vieles über Heimpflege gehört, aber da ich jeden Tag da war und die Pflege Abends teilweise einfach selber gemacht habe, konnte ich sehen, wie die ihren Job gemacht haben und hatte gleichzeitig ein gutes Verhältnis zum Personal, wovon viele auch bei der Beerdigung waren. Hatte eigentlich nichts zu meckern, außer das die Damen im Sozialendienst leider oft gewechselt haben. Mein Bruder war auch fast jeden Tag da und das hat Mutter sehr gut getan. Das letzte Jahr, als ihr Zustand runterging war einfach beschissen. Als mein Bruder das Jahr davor noch krank war und ich 2 Wochen morgens um 7:00 auf der Arbeit war und danach noch 1 Stunde auf der Intensivstation und dann 1 Stunde bei meiner Mutter, die nix von meinem Bruder wissen durfte, war das auch nicht ohne.

Im Heim haben wir viel gesehen bei Anderen, das einen nachdenklich macht. Ich denke wenn man in die Situation kommt, dann muss man es einfach versuchen auszuhalten und so ehrlich sein zu sagen es geht nicht, wenn man nichtmehr kann. Sehe Pflege zuhause teilweise problematisch, vorallem wenn man als Angehöriger mit in der Wohnung lebt. Oft kommt der Absprung zu spät, gerade wenn Demenz dazu kommt, aber der Angehörige körperlich noch fit ist. Wechselt jemand mit Demenz dann ins Heim geht es meist rapide bergab.

Tipps:
1) Die Eltern sollen Vollmachten ausfüllen für Pflege, medizinische Entscheidungen und Finanzen im Fall der Fälle. Am besten mit Notar und dann direkt ein Testament machen und eine Patientenverfügung. Das MUSS gemacht werden, sonst wird es schnell ganz bitter. Offiziell darf man nichtmal beim Arzt mit rein ohne Weiteres.

2) Seid ehrlich zu euch wieviel ihr packt. Habe Angehörige kennen gelernt, die quasi aus der pflege direkt zum Burnout sind. Das hilft den zu Pflegenden am wenigsten, wenn keine Bezugsperosn da ist. Lieber 1-2 mal öfter zu Besuch und anrufen für ein paar Minuten, als 1 mal so lange, bis man sich nichtsmehr zu sagen hat. Im Zweifel auch den Rollator einfach durch Rollstuhl ersetzen und ab in den Park. Sonne im Gesicht tut in jedem Alter gut und Rollstuhl schieben ist ein gutes Workout.

3) Cool bleiben. Man kann fast alles aus allem rauswaschen.


Soviel zu dem was war, nun zu dem was evtl. kommt.

Habe keine Kinder, auch wenn ich mir eine Familie wünschen würde, so weiß ich nicht, ob das noch was wird. Wenn ja denke ich aber aus heutiger Sicht: Ich würde kein behindertes Kind großziehen wollen und würde eine Abtreibung grundsätzlich befürworten. Meine Cousine arbeitet mit Behinderten mit Down Syndrom. Da gibt es leichte Fälle, aber auch mittelschwere, die dann mit 50+ auf ihre 80 Jährigen Eltern angewiesen sind. Würde ich ein behindertes Kind bekommen, weil es für eine Abtreibung zu spät wäre oder eine Fehlbildung nicht erkannt, dann würde ich aber versuchen es großzuziehen so gut ich irgendwie kann. Zur Adoption freigeben wollen würde ich es nicht, aber das ist natürlich hypothetisch. Was wenn die Mutter es weggeben will? Würde ich ihr zustimmen und nicht verzeihen? Wäre es umgekehrt? Ich glaube ohne in der Situation zu sein kann ich es nicht sagen.

Mein Bruder ist eigentlich alles was von meiner direkten Familie über ist und er hat mir gesagt, dass er nichtmehr auf eine Intensivstation will. Wie sich das konkret gestaltet wenn was ist, wird sich auch hier zeigen müssen, aber es ist zumindest unwarscheinlich, dass ich da mehr involviert sein würde.

Sollte ich in so eine Situation kommen und immer noch keine Familie haben, so würde ich mich wenn möglich selber umbringen, oder Sterbehilfe in der Schweiz, oder bei uns, falls bis dahin verfügbar, in Anspruch nehmen.
 
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Ich selber nicht, aber eine Freundin von mir. 3 Jahre her: das erste mal Mutter geworden, da hatte ihr Vater seit einem 3/4 Jahr oder so seine Lungenkrebsdiagnose, ging dann rapide bergab, mit Thoraxfenster & co. Hat ihn dann zu sich geholt statt Hospiz. Es kam zwar ein Pflegedienst wegen des Thoraxfensters, aber überwiegend hat sie ihn noch 2 1/2 Monate gepflegt bevor er bei ihr verstorben ist. Ist praktisch zwischen dem Säugling (Schreibaby) und dem sterbenden Vater hin- und her gesprungen. Ihr Partner ist Krankenpfleger, der hat natürlich auch etwas unterstützt. Waren zwar "nur" ein paar Monate, war aber ziemlich heftig mit dem Baby dazu, sie hat einfach nur noch funktioniert.
 
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