Perfekter Moment

[fN]Leichnam

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Ein perfekter Moment?
Das Leben ist ein perfekter Moment. Hast du denn überhaupt kein Zeitgefühl?

Es gibt in deiner Welt so zwei, drei nette, exotische Strände - die kannst du nicht erreichen, weil dir schlicht die Zeit fehlt, dich dorthin zu übertragen.

Selbst wenn du ein Sonnenstrahl wärest und du weißt, du bist keiner..

"So lange, lange weg." singt Bargeld - ein Meisterstück der Untertreibung.

Ein perfekter Moment?
Dein Leben ist ein perfekter Moment. Und vielleicht auch die Nanosekunde deiner Zeugung. Davor warst du ja schon wieder tot.
 
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Ein Auszug aus einem Dramen-Fragment, das, vielleicht etwas weniger als dein Schreiben, aber dennoch, von Hesse beeinflusst hat. Vielleicht sagt es dir ja was. Daran muss ich jedenfalls oft bei deinen fragmentarischen, mystisch-belehrenden Texten denken.


A: Das Wort ist nur bedingt der richtige Weg, denn es hat immer nur den Sinn, den man ihm als Leser gibt. Das soll keine Kritik am faulen Leser sein, wie sie mir und anderen so oft unüberlegt, über die Zunge geglitten ist. Viel mehr ist es Kritik am Wort und am Wunsch den wir vielleicht an das Wort tragen und welchen es uns erfüllen soll.
Wenn ich dir den Sinn des Lebens in Worten erkläre, so hörst du nur das, was du verstehst, was du bereits kennst. Und so ist es auch mit mir.
Das selbe Wort kann richtig und falsch sein, der Unterschied ist, wer es ausspricht und warum.
Das Wort hat den Weg verloren.
Und das Ergebnis ist letztendlich immer banal. Die Berechnung einer komplizierten Gleichung ist immer ein Kunststück und was ist dann mit dem Ergebnis? Es lautet vier. Derjenige, der die Gleichung berechnet hat, dem wird das viel sagen, doch wer nur die Gleichung und das Ergebnis sieht, was sagt dem denn „vier“? Nichts!
Und trotzdem schrieb ich.
 
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Sehr schön NBF :D


mir wäre es auch lieb, würdest du deine Sachen mehr einleiten Leichnam. Das man weiß aus welchem Zusammenhang du es hast oder sogar wer es ursprünglich geschrieben hat, weil so wie es da steht, ist es für mich irgendwie Nonsense.
 

[fN]Leichnam

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Original geschrieben von Burger-Meister
Sehr schön NBF :D



#

naja, mein text wird vlt durch die exotischen strände (an unerreichbar fernen planeten) und das bargeld-zitat unnötig aufgebläht. die idee dahinter ist, dass die meiste zeit ohne uns vergeht.
 

Franzmann2

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Perfekter Moment, da fallen mir Hofmann und Hornby ein.

Hofmann schreibt in seinem Grundwerk über LSD beispielsweise von einem Moment, in dem er als Jüngling durch einen Wald wandert. Plötzlich wird ihm alles klar, er sieht die Natur in seiner absoluten Reinheit und Schönheit, fühlt sich geborgen, als Teil des Ganzen. Alles ergibt Sinn, die Welt ist perfekt. Er versteht alles und alles ist verständlich.
Im Grunde genommen ist er den Rest seines Lebens auf der Suche diesen perfekten Moment wieder herbeizuführen. Das ist es auch, was ihn am LSD so fasziniert.

Bei Hornby - in seinem autobiographischen Fussballwerk - geht der perfekte Moment in eine ganz andere Richtung. Für ihn ist es perfekt, der Mittelpunkt der Welt zu sein, und das ist er immer dann, wenn er auf besondere Fussballspiele geht. So beispielsweise in der Saison 90/91, als Arsenal das Ding in der letzten Minute dreht und die Meisterschaft holt.
Das Ganze ist ein bisschen verworren, am Ende seiner Ausführungen aber dennoch nachzuvollziehen.

PS: Was soll der erste Post jetzt genau bedeuten?
 

schweinehund

Guest
das ist die perfekte welle, das ist der perfekte tag

lol :cool:
 
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Ab ins OT, oder am besten ganz aus dem Forum.

Ich denke deine Aussage (für den Moment erschlossen, aufgeschlossen sein, ihn bewusst wahrnehmen und in seiner Schönheit erkennen) ist sicherlich sinnvoll, allerdings prinzipiell auch jedem bekannt. Doch auch wenn dieses Wissen bekannt ist, ist es zu abstrakt, zu überfordernd um umgesetzt werden zu können. D.h. du musst imo überlegen, wie du dieses Wissen so ehrlich, so intensiv, so durchdringend darstellen kannst, dass es dennoch eine Wirkung hat.

Heidegger bspw. widmet einen Teil seines Werkes dem Verhältnis von Mensch zu Zeit und er versucht seine Gedanken durch eine vollkommen neu geschaffene Terminologie zu vermitteln und den Leser durch eine Erweiterung der Sprache zu einer Erweiterung des Bewusstseins zu bringen (so würde ich seine Unverständlichkeit jedenfalls rechtfertigen). Das ist ein nötiger Schritt ohne den sein Werk vielleicht banal wäre. So erhalten seine Thesen durch die neuen Begrifflichkeiten mehr Eindringlichkeit.

Worüber ich gerade stolpere: Wozu soll ich an perfekte Strände, wenn das Leben doch generell, also egal wo ich bin, ein perfekter Moment ist?
 
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Ist da nicht andersrum die Frage: Was definierst du als "Perfekten Moment"?
Denn dieser Ausdruck ist so auslegbar, wie ein "schöner" Abend. Es ist einfach mal von jedem selber abhängig, was er als perfekt sieht. Jedoch ich würde Perfekt, als einen makellosen Zustand bezeichnen, indem man nur positive Sachen findet. Somit ist ein perfekter Moment wie lim(n->unendlich) 1/n, man nimmt zwar an, dass es gegen Null läuft, aber es wird niemals 0, wenn man es genau nimmt. Somit muss man auch als Mensch die Sache irgendwann abrunden, um zu sagen, dass es wirklich perfekt ist.

Interessante Sache!
 
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Ich würde sagen, ein Moment wahren Glückes. Das Wort perfekt ist da vielleicht ein wenig deplaziert, da perfekt bei mir etwas rechenhaftes, etwas ausrechenbares suggeriert - und mit Glück sollte man nicht keine Gleichungen aufstellen.
Glück kann alles sein und Glück/Unglück hängen oft von der Einstellung des Individuums zum Moment und weniger von dem Moment an sich ab. Das ist zumindest meine These.

Ich kann zB von mir sagen, dass die schönsten Momente in meinem Leben in äußerlich nichtsagenden Situationen stattgefunden haben und nicht auf der Umwelt beruht haben, sondern auf meiner Wahrnehmung und meiner Bejahung von dieser.
 

[fN]Leichnam

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Original geschrieben von Natural Born Farmer


Ich denke deine Aussage (für den Moment erschlossen, aufgeschlossen sein, ihn bewusst wahrnehmen und in seiner Schönheit erkennen) ist sicherlich sinnvoll, allerdings prinzipiell auch jedem bekannt.

Das hoffe ich doch!

Allerdings kann es nicht schaden, wenn man von Zeit zu Zeit daran erinnert wird. Als mir die Idee kam, hielt ich sie für originell. Ich gebe zu, dass ich bei der Ausführung geschlampt habe und sie zu schnell hier rein gestellt habe.
 
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@ Leichnam: Schade :D

@ nbf: Ich glaube, wobei ich mit meiner These nicht der erste bin, das gerade solche Moment, die im Nachhinein von der Umwelt her gar nicht mehr zu erklären sind, wobei sie dadurch nicht in ihrer Schönheit gemindert werden, gerade in unserer Gesellschaft viel zu kurz kommen. Die Rationalität und Materialität nimmt überhand und so kommt es, dass man als "Star" mehr angesehen wird, als einer der seine Ideale vertritt und sich dafür einsetzt. Komische Welt...

Ich muss ehrlich sagen, dass ich mich an einen meiner schönsten Momente nicht auf anhieb erinnern kann. Vielleicht beklämmt einen auch die Vorstellung das Superlativ zu finden, obwohl viele kleine Schönigkeiten doch auch ausreichen.

(ich führe es vielleicht ein andern mal weiter aus, leider keine Zeit)
 

ReVenger!

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Die zweite Zeile erinnert mich sehr an einige Indianerstämme, die glauben, dass Zeit nicht existiert, denn wir leben in hier und jetzt. Denn egal ob es Tag oder Nacht ist, wir sind immer in jetzt. Ich glaube im Taoismus ist das ja ähnlich. Aber wenn es keine Zeit gibt, und unsere Leben ist ein einziger Moment, dann würde man es persönlich nie komplett als perfekt bezeichen, da immer Sachen gibt die einen stören. Wobei wenn es die Zeit geben sollte, dann kann es den pefrekten Moment geben und wenn es wirklich, wie im Text, nur eine Nanosekunde wahrer Freude ist.
Was mir auch noch einfällt ist, dass man den Standpunkt sehen muss. Aus unserer eigenen Sicht mag es Augenblicke reinen Glücks geben, aber im großen gesehen, scheint dann so etwas unerreichbar.
 
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