Pamuk sagt Deutschlandreise ab

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Aufgrund massiver Drohungen nach dem Mord an Hrant Dink hat Orhan Pamuk seine Deutschlandreise abgesagt.
Siehe hier: http://www.tagesschau.de/aktuell/meldungen/0,,OID6359792_REF1,00.html
Schade einerseits, denn Pamuk ist nun wirklich einer meiner Lieblingsschriftsteller z.Zt.. Andererseits natürlich äußerst bedenklich, insbesondere wenn man die Ambitionen der Türkei bedenkt in die Eu einzutreten. Vielleicht aber auch nur natürliche Konsequenz der massiven politischen Veränderungen in der Türkei eben aufgrund dieser Ambitionen.
Eure Meinung dazu? Interessant fände ich insbesondere die persönliche Einschätzung der Lage von Leuten mit bekannschaftlichen Verhältnissen in die Türkei.
 
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Ich lese gerade "Rot ist mein Name". Ein wirklich sehr lesenswerter Schriftsteller.
 
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Ja, in der Tat. Ich bin gerade bei "Das schwarze Buch". "Das neue Leben" ist eines der besten Bücher seit langem, meiner unbescheidenen, subjektiven Meinung nach. Aber das gehört wohl eher ins L&R-Forum ;)
 

shaoling

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Was soll man dazu groß meinen. Es ist bedauerlich.
 
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Man könnte das beispielsweise als Anlass nehmen über die innenpolitische Lage der Türkei zu diskutieren, was, wenn man ausschließlich auf deutsche Medien angewiesen ist, zugegebenermaßen schwierig ist.
Z.b. erstarken die Ultrantionalen und ist es eher als politische Kehrtwende oder als Stimmenfang in Wahlkampfzeiten zu sehen, wenn Erdogan in letzter Zeit verstärkt Zugeständnisse an die Rechte macht? Und was für Ausiwrkungen mag dies auf den möglichen Eu-Beitritt der Türkei haben.

Und noch etwas, wenn auch etwas Off-Topic: Pamuk hat Anfang des Jahres eine Ausgabe der Zeitung Radikal herausgegeben, als Chefradakteur. Wo könnte ich eine dieser Ausgaben hier in Deutschland herbekommen? Ebay.de scheint mir nicht weiter zu helfen.
 
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in der gegend wo meine frau herkommt und eigentlich beispielsweise auch bei allen fernsehsendern (außer dem staatlichen TRT) wurde der mord sehr bedauert und tagelang die familie und werke von Dink mit sendungen bedacht. pamuk wird zwar etwas kritischer gesehen als dink, aber keinesfalls negativ, das schwankt zwischen neutraler und positiver berichterstattung, schlecht über ihn reden eigentlich nur die ganz alten und die ganz nationalen.

und eigentlich erstarken die ultranationalen nicht sondern werden eher schwächer, ein sehr großer teil der türkischen gesellschaft befindet sich in dem stärksten wandel den es je gab, und zwar einen wandel hin zu einem sehr westlichen lebensstil. es gibt quasi keine populäre serie oder fernsehsendung in welcher frauen unter 50 mit kopftuch oder ungeschminkt auftreten, es gibt neuerdings kurdische sendungen, die türkischen tageszeitungen sehen aus wie die BILD (ok das mag jetzt weniger positiv klingen, aber die hauptthemen sind da eben nicht religion oder wie man am besten in die eu kommt sondern ganz normale 0815 dinge wie eben in der BILD).

das problem ist eben "nur" die türkische politik, erdogan steht eigentlich weit rechts, bzw wird von quasi islamistisch/nationalistischen gefühlen und menschen gesteuert. z.bsp. war während des papstbesuches im staatlichen fernsehen das augenmerk eher auf die anti-papst proteste gerichtet, während die zeitungen und anderen sender sowie das volk selbst nicht müde wurde sich darüber aufzuregen, wie politik und polizei die ganze stadt während des besuches in einen fühlbar schlimmeren ausnahmezustand versetzt haben als wenn bush nach frankfurt kommt. jedem türken war quasi klar, dass die türkische regierung viele maßnahmen ergriffen hat um den papstbesuch dem gemeinen volk sowenig wie möglich schmackhaft zu machen. und alle haben sich darüber eben aufgeregt, teils weil sie selbst davon betroffen waren, teils weil sie ja auch wollen dass ihre repräsentaten im ausland auch nicht so scheisse rübergebracht werden sollen, teils weil gastfreundschaft dort eben sehr wichtig ist.
ein anderes beispiel ist erdogans frau, türkische massenmedien berichten immer wieder sehr negativ darüber, dass sie bei empfängen und in häusern wo man das eigentlich nicht darf ihr kopftuch trägt, weil eben ihr mann es ihr erlaubt. alle anderen dürfen das nämlich nicht (in öffentlichen gebäuden eben). man sieht also die prioritäten erdogans, er setzt sich über prowestliche bzw. ur(jung)türkische gesetze hinweg aus persönlichen interessen.

nur ist eben die politische alternative in der türkei meist genauso beschissen oder noch schlechter als erdogan & co. politik ist da schon ganz an der basis von korruption und vieler undemokratie durchsetzt. ist auch kein großes wunder in einem land, das erst seit ca. 80 jahren wahlen kennt und in dem viel auf die väter gehört und lieber der eigene vorteil gesucht wird (ok letzteres gibts überall, aber bei uns beispielsweise dafür eine halbwegs neutrale justiz).

die türkei ist eben arschlahm beim anpassen an den westen, aber sie tut es. noch vor 40 jahren hätte man dink und pamuk quasi direkt standesrechtlich erschossen, heute bekommen sie eben "nur" keinen richtigen polizeischutz. und was viele hier nicht verstehen ist, dass die türkei eben anders ist. bei uns schaut man mit missstrauen auf das türkische militär, das ja gerne mal putscht und viel mehr politischen einfluß hat als bei uns. aber die türken sind froh drüber, weil das militär so darauf achtet, dass islamisten nicht die oberhand gewinnen, viele sind davon überzeugt, dass nur dank des militärs erdogan beispielsweise nicht an seine geliebte scharia in großem stil einführt. und auch dieser zusammenhang geht vielen hier nicht in den kopf: wären die türkischen moslems alle so böse und gemein und halb islamistisch und haste nicht alles gesehen, dann wären sie überhaupt nicht erleichtert über die existenz eines militärs dass stark darauf "achtet", dass die regierung möglichst religionsfern bleibt.
 

Teegetraenk

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Ja es gibt diese Probleme. Nur wäre es grundlegend falsch, dem Konflikt auszuweichen und die Türkei sich selbst zu überlassen. Konflikte sind doch die offensichtlichsten Symptome tiefgreifender gesellschaftlicher Umbrüche. Man befindet sich also auf dem richtigen Weg und sollte diesen jetzt unbeirrbar weitergehen. Getragen wird sowas natürlich immer von engagierten, selbstlosen und mutigen Menschen wie Dink und Pamuk.
 
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Danke aMrio für den ausführlichen Beitrag.
Ich habe mich an diesen Artikel erinnert, weil Kai Strittmatter, im Rahmen eines Artikels über neue Folgen von "Tal der Wölfe", in der Sz eben jenen "inneren Staat", sprich die Militärs, anspricht.
Hinter dem Begriff versteckt sich ein schattenhaftes Netzwerk von Ultranationalisten in der Armee, der Polizei, der Justiz, aber auch der Medien, die sich immer dann zusammentun, wenn sie, "die Nation" in Gefahr sehen und mithilfe gedungener Mörder ihre Feinde - Linke, Islamisten, kurdische Seperatisten - eliminieren.
und dass Erdogan in den letzten Tagen "wieder und wieder" vor "den Machenschaften des 'tiefen Staates'" warnte.
Die latente Abneigung des Autors gegen einen "Staat im Staat" mal außer Acht gelassen, sind das womöglich Anzeichen dafür, dass Erdogan tatsächlich seine Macht seitens der Militärs bedroht sieht? Mir erschien Erdogan zwar immer als konservativer Politiker, aber nie soweit rechts-stehend, als dass er wie du sagst "seine geliebte Scharia im großen Stil" einführen möchte?
Und wie ist vor diesem Hintergrund die Anwesenheit und Begeisterung seiner Frau bei der Premiere des "Tal der Wölfe" Kinofilms zu erklären? Hätte er damit nicht dem politischen Feind in die Hände gespielt?
 

Jesus0815

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Original geschrieben von aMrio
in der gegend wo meine frau herkommt und eigentlich beispielsweise auch bei allen fernsehsendern (außer dem staatlichen TRT) wurde der mord sehr bedauert und tagelang die familie und werke von Dink mit sendungen bedacht. pamuk wird zwar etwas kritischer gesehen als dink, aber keinesfalls negativ, das schwankt zwischen neutraler und positiver berichterstattung, schlecht über ihn reden eigentlich nur die ganz alten und die ganz nationalen.

und eigentlich erstarken die ultranationalen nicht sondern werden eher schwächer, ein sehr großer teil der türkischen gesellschaft befindet sich in dem stärksten wandel den es je gab, und zwar einen wandel hin zu einem sehr westlichen lebensstil. es gibt quasi keine populäre serie oder fernsehsendung in welcher frauen unter 50 mit kopftuch oder ungeschminkt auftreten, es gibt neuerdings kurdische sendungen, die türkischen tageszeitungen sehen aus wie die BILD (ok das mag jetzt weniger positiv klingen, aber die hauptthemen sind da eben nicht religion oder wie man am besten in die eu kommt sondern ganz normale 0815 dinge wie eben in der BILD).

das problem ist eben "nur" die türkische politik, erdogan steht eigentlich weit rechts, bzw wird von quasi islamistisch/nationalistischen gefühlen und menschen gesteuert. z.bsp. war während des papstbesuches im staatlichen fernsehen das augenmerk eher auf die anti-papst proteste gerichtet, während die zeitungen und anderen sender sowie das volk selbst nicht müde wurde sich darüber aufzuregen, wie politik und polizei die ganze stadt während des besuches in einen fühlbar schlimmeren ausnahmezustand versetzt haben als wenn bush nach frankfurt kommt. jedem türken war quasi klar, dass die türkische regierung viele maßnahmen ergriffen hat um den papstbesuch dem gemeinen volk sowenig wie möglich schmackhaft zu machen. und alle haben sich darüber eben aufgeregt, teils weil sie selbst davon betroffen waren, teils weil sie ja auch wollen dass ihre repräsentaten im ausland auch nicht so scheisse rübergebracht werden sollen, teils weil gastfreundschaft dort eben sehr wichtig ist.
ein anderes beispiel ist erdogans frau, türkische massenmedien berichten immer wieder sehr negativ darüber, dass sie bei empfängen und in häusern wo man das eigentlich nicht darf ihr kopftuch trägt, weil eben ihr mann es ihr erlaubt. alle anderen dürfen das nämlich nicht (in öffentlichen gebäuden eben). man sieht also die prioritäten erdogans, er setzt sich über prowestliche bzw. ur(jung)türkische gesetze hinweg aus persönlichen interessen.

nur ist eben die politische alternative in der türkei meist genauso beschissen oder noch schlechter als erdogan & co. politik ist da schon ganz an der basis von korruption und vieler undemokratie durchsetzt. ist auch kein großes wunder in einem land, das erst seit ca. 80 jahren wahlen kennt und in dem viel auf die väter gehört und lieber der eigene vorteil gesucht wird (ok letzteres gibts überall, aber bei uns beispielsweise dafür eine halbwegs neutrale justiz).

die türkei ist eben arschlahm beim anpassen an den westen, aber sie tut es. noch vor 40 jahren hätte man dink und pamuk quasi direkt standesrechtlich erschossen, heute bekommen sie eben "nur" keinen richtigen polizeischutz. und was viele hier nicht verstehen ist, dass die türkei eben anders ist. bei uns schaut man mit missstrauen auf das türkische militär, das ja gerne mal putscht und viel mehr politischen einfluß hat als bei uns. aber die türken sind froh drüber, weil das militär so darauf achtet, dass islamisten nicht die oberhand gewinnen, viele sind davon überzeugt, dass nur dank des militärs erdogan beispielsweise nicht an seine geliebte scharia in großem stil einführt. und auch dieser zusammenhang geht vielen hier nicht in den kopf: wären die türkischen moslems alle so böse und gemein und halb islamistisch und haste nicht alles gesehen, dann wären sie überhaupt nicht erleichtert über die existenz eines militärs dass stark darauf "achtet", dass die regierung möglichst religionsfern bleibt.

Noch nie habe ich gelesen / gehört das ein Nicht-Türke Ahnung von dem hat was in der Türkei vorgeht! Ich bin beeindruckt, aMrio!

#2
 
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Original geschrieben von PivoUser_R7
Ja es gibt diese Probleme. Nur wäre es grundlegend falsch, dem Konflikt auszuweichen und die Türkei sich selbst zu überlassen. Konflikte sind doch die offensichtlichsten Symptome tiefgreifender gesellschaftlicher Umbrüche. Man befindet sich also auf dem richtigen Weg und sollte diesen jetzt unbeirrbar weitergehen. Getragen wird sowas natürlich immer von engagierten, selbstlosen und mutigen Menschen wie Dink und Pamuk.
sehe ich auch so, von daher ist es auch schön, wenn beispielsweise der papst in die türkei reist oder die türkei die tür in die EU nicht zugeschmissen bekommt; auch wenn ein beitritt klar nicht in den nächsten 10-15 jahren erfolgen sollte meiner meinung nach. so signalisiert man den menschen dort, dass sie einem nicht egal sind, so hilft man quasi ein wenig, die dortige "aufklärungs"-phase ein wenig zu unterstützen anstatt irgendjemand durch anfeindungen und ausgrenzung in die andere richtung zu treiben (die hier ja sogar geographisch recht deutlich sichtbar drohend aufragt).

über den papst besuch waren wirklich viele türken recht erfreut, das christentum ist dort gar nicht so gering geschätzt (der koran achtet alle drei großen buchreligionen), und da religion dort einen höheren stellenwert hat als bei uns, fühlt man sich natürlich geehrt, wenn der vertreter der einst (oder immer noch?) weltgrößten, aber zumindest wichtigsten religion die türkei besucht.

Original geschrieben von K a
Danke aMrio für den ausführlichen Beitrag.
Ich habe mich an diesen Artikel erinnert, weil Kai Strittmatter, im Rahmen eines Artikels über neue Folgen von "Tal der Wölfe", in der Sz eben jenen "inneren Staat", sprich die Militärs, anspricht.

zuallerst denke ich nicht, dass ausgerechnet die türkei ein thema ist strittmatter sich besonders gut auskennt. dazu überschätzt strittmatter deutlich den wirklich vorhandenen antiamerikanismus in der türkei; dieser geht keinesfalls so weit wie er es beschreibt. außerdem übersieht er, dass es sowieso kaum qualitativ halbwegs hochwertige türkische filme gibt, die türken würden in massen in fast jeden türkischen film gehen der ein höheres budget als ihre seifenopern hat; denn sonst bekommen sie selbst auf b-movie level nur wirklich beschissenen mist serviert, oder gute (ausländische) kinofilme nur richtig schlecht synchronisiert, das tut sogar beim hinsehen weh wenn man kein türkisch versteht, völlig lippenunsynchron, geräusche fast alle weg, man hört oft noch ganz schwach die englischen originalstimmen und und und.

Original geschrieben von K a

und dass Erdogan in den letzten Tagen "wieder und wieder" vor "den Machenschaften des 'tiefen Staates'" warnte.
Die latente Abneigung des Autors gegen einen "Staat im Staat" mal außer Acht gelassen, sind das womöglich Anzeichen dafür, dass Erdogan tatsächlich seine Macht seitens der Militärs bedroht sieht? Mir erschien Erdogan zwar immer als konservativer Politiker, aber nie soweit rechts-stehend, als dass er wie du sagst "seine geliebte Scharia im großen Stil" einführen möchte?

er wollte doch erst kürzlich sogar fremdgehen unter strafe stellen, wie es die scharia verlangt. das militär UND europa sind dagegen sturm gelaufen, er selbst hat es dann so dargestellt, als ob er zugunsten der europäischen annäherung darauf verzichtet hätte, dabei hatte er unter garantie deutlich mehr angst vor seinem militär. nationalismus war einst für die türkei bzw. atatürk absolut wichtig um nach dem osmanischen fall eine neue identität herbeizuzaubern und zumindest den restlichen landraum und seine bevölkerung unter eine kappe zu bringen. genauso sinnstiftend war ja einst der deutsche nationalismus der die vielen verschiedenen völker / haufen erst einte. und der türkische nationalismus ist heute zwar oft aus unserer (und auch meiner) sicht deutlich übertrieben, aber angesichts islamistischer politiker im land und islamistischer, von diesen politikern unabhängiger, bzw. sogar in konkurrenz stehender, einflüsse von außen eigentlich gar nicht so schlecht. da ist es doch besser, lieber einen eigentlich unberechtigt aber dennoch vor stolz schwellenden türken zu haben als einen islamisten der in den weltweiten kampf aller muslime (islamisten) gegen den westen zieht.

Original geschrieben von K a

Und wie ist vor diesem Hintergrund die Anwesenheit und Begeisterung seiner Frau bei der Premiere des "Tal der Wölfe" Kinofilms zu erklären? Hätte er damit nicht dem politischen Feind in die Hände gespielt?
ich denke seine innenpolitischen feinde unterscheiden sich gar nicht so massiv in antiamerikanischen haltungen, bzw. drücken sie sie oft sogar noch stärker aus. er selbst muss ja immer ein doppeltes spiel spielen, auf der einen seite die eigenen wähler und "berater" befriedigen, auf der anderen seite aber dafür sorgen, dass die usa weiterhin fleissig geld in die türkei pumpen für die ganzen stützpunkte etc. in letzter zeit kippt das aber wieder eher kontra usa, siehe den angedrohten einmarsch in den nordirak etc. (das kann aber wieder auch typisch orientalisches basar-verhalten sein, evtl will er einfach nur was dafür haben dass er es nicht tut, obwohl er es eh nicht tun würde). das militär selbst würde so einen einmarsch übrigens sicher befürworten, wieder eine der kehrseiten am militär, das strikt anti-kurdische.
 

Jesus0815

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aMrio,

das Militär ist nicht "anti-kurdisch", sondern gegen einen Staat Kurdistan innerhalb türkischer Grenzen. Die als Kurdistan beanspruchten Gebiete nämlich umfassen knapp 40% der türkischen Resourcen (Öl, Silber, Gold).

Im übrigen sei noch erwähnt - da es kurz angesprochen wurde - das ein überwältigender Großteil der Bevölkerung zwar eine westliche Lebensart befürwortet / aktiv lebt, aber nicht für einen Beitritt in die EU ist. Aufgrund der seit nunmehr 40 Jahre anhaltenden "Hinhaltungspolitik" vertraut man den Worten der europäischen Regierungen nicht mehr.

Zum Thema USA würde ich noch gerne folgendes ergänzend anfügen. Seit dem letzten Irakkrieg ist die Stimmung gegenüber den Amerikanern total gekippt. Das Militär selbst fordert seit dem massivst den Abbau von amerikanischen Stützpunkten in der Türkei. Das Geld aus Amerika bietet da auch keinen hinreichenden Anreiz mehr. Man hat ja auch die 26 Milliarden USD für einen Kriegsbeitritt ausgeschlagen...
 
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Mir war garnicht bewusst, dass es die EU schon seit 40 jahren gibt. :elefant:
 

Jesus0815

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Original geschrieben von Outsider23
Mir war garnicht bewusst, dass es die EU schon seit 40 jahren gibt. :elefant:

Meinetwegen, dann heißts eben erst seit 93 EU. Was gemeint war ist denke ich trotzdem klar :P
 
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Original geschrieben von TE)Kain

das Militär ist nicht "anti-kurdisch", sondern gegen einen Staat Kurdistan innerhalb türkischer Grenzen.

nun, aber kurden bekommen innerhalb des militärs afaik generell keine höheren posten und werden wohl auch generell im entgegengesetzten landesteil eingesetzt. zudem ist es ja nicht gerade so, dass das türkische militär zaghaft gegen zivile kurden vergangen ist.

die meisten kurden standen besonders zu hochzeiten der pkk immer in einem zwiespalt. auf der einen seite die pkk kämpfer die freie kost / logis und sonstige unterstützung verlangten, auf der anderen seite das militär, das jegliche pkk-unterstützung fast härter verfolgte als die pkk selbst. nur hat dann das militär diesen zwiespalt auf seine weise gelöst; einfach die meisten betroffenen zwangsvertrieben und ihre dörfer abgefackelt. und die das damals gemacht haben sitzen heute in recht hohen militärischen ämtern bzw wurden und werden innerhalb der armee zu vorbildern gepusht.
 
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euch ist auch wohl klar, dass ein "kurde" ministerpräsident war. auch anderswo gibt es viele "kurden" die durchaus hohe posten haben, sogar im millitärischen bereichen. ein beispiel ist ein bekannter von mir, der in der jandarmerie war und komplett für eine stadt zuständig war. wenn das mal keine hohe position ist...

in sehr viel höheren positionen kommen nur leute hin, die der ideologie von atatürk glauben und hingerichtet sind. stell dir mal vor, ein islamist wird general===> gg no re.

euch muss auch klar sein, dass die pkk selbst diese dörfer verbrannt haben und auch selbst viele kurden töteten.

außerdem: warum wird die pkk nicht als eine terrorgruppe angesehen? aber die raf, eta,... obwohl die alle die selbe ideologie haben? das ist mir immer noch ein rätsel.
 
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schön dass du als türke auf der einen seite von der polizei und politikern sprichst obwohl ich speziell vom militär als antikurdische institution geredet habe; und schön wie du selbst auf der anderen seite irgendwelche vom türkischen militär in die welt gesetzten greuelmärchen glaubst von wegen die pkk selbst hätte die ganzen kurdischen dörfer verbrannt, obwohl sogar quasi jede menschenrechtsorganisation in europa das alleinig dem türkischen militär in die schuhe schiebt. sogar viele normalen türken, die die kurden "nur" wegen ihres oft alevitischen oder gar nicht vorhandenen glaubens nicht leiden können sagen, dass das alles das militär war. da sind zwar sogar noch einige stolz drauf, aber dass das pkk war sagt eigentlich nur das militär selbst und ein paar verblendete.

deine einstellung, bzw. die art und weise wie dein gehirn - mit verlaub gesagt - gefickt wurde, ist zum kotzen.

nachtrag weil ich zu dem hierauf folgenden post nicht spammen möchte:
:rofl2: :rofl2: :rofl2:

soviel zum beispiel der türken die den spagat zwischen verwestlichung und nationalismus nicht schaffen. sowas sieht man sehr häufig bei ex-türken (also nun im ausland wohnenden) und bei angehörigen / nahestehenden irgendwelcher türkischer organe (polizei, politik, militär etc).
 
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aha, du glaubst also der europäischen regierung? die soldaten, die auf dem dorf aufpassten sind auch zufällig so gestorben? das millitär greifft seine eigenen leute an? du glaubst an die dorfbewohner dort, die so oder so zum größten teil "kurden" sind? du bist eine puppe einer regierung und glaubst wirklich, was dir aufn tisch geworfen wird. an deiner stelle würde ich keine zeitungen lesen, sondern wirkliche schrifftsteller, die über solche themen schreiben, wie "server tanilli", der zudem selbst "kurde" ist!

ich glaube, dass du sogar an amerikanische politik glaubst, z.B. wenn bush sagt "der irak hat atombomben"

opfer...

EDIT:
mom ich habe noch etwas übersehen. du glaubst auch an menschenrechtsorganisationen, alles was die sagen?

alles sind amerikas marionetten... das solltest du schon wissen.
 
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Jo! Deswegen kritisieren durch die bank alle menschenrechtsorganisationen auch die verhältnisse in guantanamo und sonstige verfehlungen der us regierung. ALLES DRECKS MARIONETTEN!!! LOL AMRIO DAS OPFER!!!
 

Jesus0815

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Keyser, ich bin selber türkischer Abstammung aber kann dir so nicht 100%ig zu stimmen.

Es ist natürlich schon richtig das die PKK auch gegen ihre eigenen Landsleute vorgeht. Bingöl z.b. brannte vor nicht mal 10 Jahren durch die Hand Öcalans. Das ist aber eher eine Ausnahme, denn eine Regel. Das Militär geht sehr hart gegen PKK Sympathisanten vor. Da werden auch schon mal Dörfer die solche decken oder unterstützen niedergebrannt. Eben genau das gleiche was das amerikanische, oder israelische Militär gerade im mittleren Osten abzieht. Kein Unterschied!

Ich frage mich auch warum du Kurden in Anführungsstriche setzt? Mir ist die staatliche Propaganda in der Türkei noch bekannt als man sagte es gebe keine Kurden, das wären alles Türken. Sie hat offensichtlich in vielen Köpfen gefruchtet...

Ebenso fährst du eine festgefahrene Schiene, aMrio. Wenn man bedenkt das viele Gelder aus Europa in die Kassen der PKK geflossen sind ist es nur schwer glaubwürdig das die europäischen Regierungen und Medien objektiv Bericht erstatten. Es war ja schon ein riesen hin und her bis man die PKK überhaupt als Terrororganisation eingestuft hat. Vorher hieß es militante Arbeiterpartei. Erst als der islamistische Terror in Europa einkehrte erkannte man die Schnittmengen, das was den Terror ausmacht.

Ich hätte da eine Frage an dich aMrio, weil du dich gerade mit diesem Thema gut auszukennen scheinst. Gehe ich richtig in der Annahme das deine Gattin nicht nur türkischer, sondern auch kurdischer Abstammung ist? Ist nur eine Vermutung, da viele der jungen türkischen Generation in Deutschland aus kurdisch/türkischen Mischehen kommen.

Grüße

edit: zum Thema Menschenrechtsorganisationen wollte ich noch etwas anfügen, habs aber vergessen. In der Türkei liegt vieles im Argen, allen vorran die Möglichkeit des Staates einzelne Individuen gezielt aufgrund von "Verstößen gegen das Türkentum" politisch / geselschaftlich zu "eliminieren". Dieses Gesetzt bietet nahezu nur jeglichen Spielraum für politischen Missbrauch. Amnesty International (von denen ich persönlich sehr viel halte) hat unter anderem auch hier allen Grund zu protestieren!

Das was einen Türken daran jedoch stört - aMrio nannte es ein nicht Schaffen eines Spagates - ist das Länder wie Deutschland, Frankreich oder Italien dann diejenigen sind die mit dem Finger auf sie zeigen, wo doch gerade auch in diesen Ländern viel Raum für Verbesserungen vorhanden ist. Ich erinner mich da z.B. an Berlusconi, den Kosovo- oder "Jugo"-Krieg. Mitten im Herzen Europas wurden Muslime getöt, ein Völkermord verübt, aber keiner von den sich selbst als hochzivlisiert einstufenden Staaten hat reagiert. Österreich will sogar über den Beitritt Serbiens in die EU verhandeln. Diese Bigotterie ist das was einem Türken aufstößt wenn man über seine Heimat spricht, und nicht die Tatsache das dort etwas gewaltig schief läuft. Untereinander ist man sich darüber einig das enorme Anstrengungen unternommen werden müssen um die Lage zu ändern, ebenso das sie nicht länger so bestand haben darf. Anderen Staaten gegenüber traut man nicht wirklich, "da diese nur reden aber ihre Thesen nicht leben..."
 
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