Kurze VWL-Frage

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Ich stöberte heute ein wenig in der Süddeutschen herum und bin bei einem Artikel über China etwas ins Grübeln gekommen. Thema war die "schwache" Wirtschaftswachstumsprognose Chinas i.H.v 7%.

Aus dem Artikel: "Konsens innerhalb der chinesischen Regierung -> Tiefer als 8% darf das Wachstum auf keinen Fall sinken, sonst droht Massenarbeitslosigkeit, weil die hohe Inflation das Wachstum auffrisst"

Kurze Recherche ergab Folgendes:
Laut Statista (Stand 2012):
Inflationsrate ~ 2,7%,
Arbeitslosigkeitsquote ~ 4,1%.

Mir ist nicht eindeutig klar, ob der Autor des Artikels nur die Gedankengänge der chin. Regierung wiedergibt (egal, ob logisch begründet oder nicht), oder ob diese Bedenken bei diesen Zahlen berechtigt sind.

Kann mir jemand kurz erläutern, wie bei einem (anscheinend zu niedrigen) Wirtschaftswachstum von 5-7% , von dem wir Deutschen ja nur träumen können, Massenarbeitslosigkeit droht? Und wieso frisst Inflation das Wirtschaftswachstum auf, wenn es geringer als dieses ist? (Einfache Realbeispiele wären nett)
 
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Die chinesische Volkswirtschaft ist im Vergleich zu Deutschland noch recht gering entwickelt. Da ist noch viel Luft für quantitatives Wachstum. In Deutschland ist es schon ein wenig schwieriger, noch mehr Autos zu verkaufen.

Des Weiteren besitzt China eine sehr hohe Erwerbsquote (Deutschland übrigens auch), welche allerdings durch die Ein-Kind-Politik (durch die sie auch erst entstanden ist) bald ins Gegenteil verkehrt wird. Das, was man an Kindern eingespart hat, hat man bald an Rentnern mehr. Wegen dieser hohen Erwerbsquote (unter anderem) hat China zurzeit ein starkes Wachstum, braucht dieses aber auch, um all diesen Erwerbsfähigen einen Job zu geben. Und außerdem müssen sie peu à peu einen Sozialstaat mit ernstzunehmender Rente auf die Beine stellen.

Zu der Inflationsrate kann ich nicht wirklich etwas sagen, aber ich vermute, dass diese eh gefaked ist. Dazu muss man eigentlich auch nicht wirklich anders vorgehen als dies in Deutschland der Fall ist: Waschmaschine Teil des Warenkorbs, Elektronikartikel ebenfalls. Diese werden billiger. Grundnahrungsmittel und Wohnen werden teurer. Wenn du nicht zufällig den Kauf einer neuen Waschmaschine planst, bringt dir die Deflation dort herzlich wenig, wenn du dafür doppelt so viel für deine drei Schalen Reis bezahlst.

Die Kausalkette Wachstum < 8% --> Massenarbeitslosigkeit, leuchtet mir ja ein. Wieso jetzt aber die Inflation Schuld an einer potenziellen Massenarbeitslosigkeit ist, eher weniger.

Natürlich ist eine hohe Inflation und niedriges Wachstum eine Gefahr für die Legitimität der KPCH.
 
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man muss da ggf ein wenig weiter ausholen, china hat aktuell wirtschaftlich einige probleme, zum einen ist aufgrund der wirtschaftskrise der export geschrumpft und man sitzt so unmengen an waren fest, zum anderen gab es bis zum letzten sommer eine sehr laxe geldpolitilk, die eine enorme inflation zu folge hatte, die aber durch die zunahme der einkommen (im schnitt ca. 20%) aufgefangen wuurde, de facto gabes im letzten herbst nicht wenige, die an eine deflation in china glaubten. nur war dieses wachstum wenig nachhaltig, wie man spätestens zu beginn der wwk feststellte. dies liegt u.a. daran, dass viele investoren der inflation entkommen wollten, indem sie in immobilien investierten und dass z.t. hochspekulativ, es gibt ganze landstriche in china, wo luxuswohnungen stehen, in denen niemand wohnt, china sitzt also zusätzlich auf einer fetten, fetten immobilienblase.

nach dem wechsel an der spitze der kpch hat sich auch lokalpolitisch einiges geändert, man versucht die "clanwirtschaft" einzudämmen und die staatsbanken stellen billiges geld geld v.a. für nachhaltige kommunale prokjekte zur verfügung, somit führen sie der wirtschaft indirekt mehr mittel zu und verhindern eine abkühlung der wirtschaft, zuglech wird aber die inflation eingedämmt.

ich hab mich in den letzten ~10 monaten auch wieder eingehender damit beschäftigt und das thema ist sehr interessant, wohl aber zu komplex um es in ein paar worten zusammenzufassen.
 

PWD

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vereinfacht gesagt wenn ich 10 Leute habe die im August anfangen wollen zu arbeiten und ich dieses 10 Jobs nur neu erwirtschafte indem ich 7 % +x Wachstum habe entstehen bei 5 % Wachstum eben nur 8 Jobs und 2 bleiben auf der Strecke das ganze lässt sich jetzt immer weiter vortsetzen!

Gerade der letzte Satz von Denga spielt hierbei die größte Rolle, hast du Arbeit, ein Dach überm Kopf, Essen und Trinken und das alles zu erschwinglichen Preise alles super tolle, hast du das alles aber musst dafür zu viel bezahlen also eine "hohe" Inflation schonmal nicht mehr so geil.
Hast du keinen Job, kein Einkommen und kannst dir gerade so Essen Trinken und eine Hundehütte leisten alles scheisse.
 
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vereinfacht gesagt wenn ich 10 Leute habe die im August anfangen wollen zu arbeiten und ich dieses 10 Jobs nur neu erwirtschafte indem ich 7 % +x Wachstum habe entstehen bei 5 % Wachstum eben nur 8 Jobs und 2 bleiben auf der Strecke das ganze lässt sich jetzt immer weiter fortsetzen!

Ja, das leuchtet mir ein, so dumm bin ich auch nicht :ugly:
Allerdings erscheinen mir die Arbeitslosenquote und die Inflationsrate einfach zu gering, dass ein Wirtschaftswachstum von unter 8% problematisch sein könnte. Das verstehe ich nicht. Scheiss Wachstumsraten und prozentuales Wachstum T_T (Absolut klingen 51 Millionen Arbeitslose beeindruckend (4% von 1,3 Mrd.), aber in Relation not so much).
 
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Dass ein Landstrich größer als ne Stadt ist weiß ich. Aber wie kann ein Landstrich ohne Bebauung ein "Geisterlandstrich" sein?
 
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Ja, das leuchtet mir ein, so dumm bin ich auch nicht :ugly:
Allerdings erscheinen mir die Arbeitslosenquote und die Inflationsrate einfach zu gering, dass ein Wirtschaftswachstum von unter 8% problematisch sein könnte. Das verstehe ich nicht. Scheiss Wachstumsraten und prozentuales Wachstum T_T (Absolut klingen 51 Millionen Arbeitslose beeindruckend (4% von 1,3 Mrd.), aber in Relation not so much).

Cicatriz hat doch schon die entsprechenden Stichworte geliefert, auch wenn mit fragwürdigen zahlen.

Wie toll ist denn 8% Wirtschaftswachstum wenn die Wirtschaft Jahr für Jahr weniger als 20% aber doch ordentlich mehr Lohn zahlen muss und die Löhne schneller als die Produktivität wachsen?
 

PWD

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Ja, das leuchtet mir ein, so dumm bin ich auch nicht :ugly:
Allerdings erscheinen mir die Arbeitslosenquote und die Inflationsrate einfach zu gering, dass ein Wirtschaftswachstum von unter 8% problematisch sein könnte. Das verstehe ich nicht. Scheiss Wachstumsraten und prozentuales Wachstum T_T (Absolut klingen 51 Millionen Arbeitslose beeindruckend (4% von 1,3 Mrd.), aber in Relation not so much).

Naja wenn du die ganez Zeit zwischen 7 und 11 % Wachstum hattest (aber eigentlich 13 % brauchst, glaub die Zahl hab ich mal irgendwo gelesen) und plötzlich nur noch zwischen 5 und 7 % eventuell sogar noch weniger hast werden die Leute halt nervös und aus den 51 Millionen Arbeitslosen werden dann halt mal schnell 100 Millionen im endeffekt wie Dominospielen :klatsch: und in China machen sie gerade Werbung und das Pendel dreht sich dreht sich dreht sich wenn sie es nicht wieder anschupsen fliegt halt irgendwann der erste Stein um und dann könnte es kritisch werden.
 
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letztes quartal waren es afain 18,7%, sind halt die offizziellen zahlen, es gab mit der erhöhung (und dann wohl auch wirklichen durchsetzung) der mindestlöhne ja nen wirklich krassen sprung von z.t. 100%, zumindest offiziell gerechnet, die leute im sekundären sektor arbeiten halt trotzdem 14 oder 16 stunden und bekommen nur 6, 8 oder 10 bezahlt...

randomm google hit:
http://www.dw.de/china-ende-vom-billiglohnland/a-15687792

die lohnzuwächse entstehen ja av.a. dadurch,d ass es in manchen regionen einen mangel an arbeitskräften gibt, wenn die wirtschaft abkühlt könntn die löhne auch sinken, da geht es nicht nur um erwerbslose.
 
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Unabhängig von der Geldpolitik wollte ich noch anmerken, dass 8% Wirtschaftswachstum auch deswegen nötig sein könnten, weil deutliche Produktionsfortschritte auch ohne neue Arbeitskräfte bewerktstelligt werden können (ganz simples Beispiel, der Ochsenpflug wird durch nen Traktor ersetzt). In Deutschland entstehen meines Wissens erst über 1,5% Wirtschaftswachstum überhaupt die ersten zusätzlichen Jobs (darunter wird dies alleine durch bessere Fertigungsverfahren oder bessere Organisation etc. erreicht). In weniger entwickelten Ländern könnte dies zumindest noch wesentlich mehr sein, da eben hinsichtlich eines Produktionsfortschritts noch ganz andere Spielräume bestehen.
 
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Der schwächere Export führt auch zu stärkerer Konkurrenz im Inland, was bei den stark steigenden Löhnen dazu führt, dass wohl einige Betriebe da auch bald verschwinden.
Außerdem können die stark steigenden Löhne und die laxe Geldpolitik auch schnell gefährlich werden, eben durch Inflation (die sich ja derzeit noch im Rahmen hält in China)
 
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wie kommt man eigentlich dazu wirtschaftswachstum und inflation zu vergleichen.

inflation = durchschnittliche preissteigerung
wirtschaftswachstum = steigerung der Produktion in einem Jahr.

wie kann also ein wirthschaftswachstum von Inflation gefressen werden !?
Jeder, der bereits arbeit hat ist von dem Wirtschaftswachstum doch kaum betroffen, und das sind in China wohl die meisten Leute.
Außerdem wurde nichts zu den durchschnittlichen Lohnsteugerungen gesagt.
 

Benrath

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Das wirtschaftswachstum was in den Medien kreist ist meist nominell, daher ist die Inflation schon entscheidend. Du hattest zur Hyperinflation bestimmt massives nominelles Wirtschaftswachstum, nur bringt das keinem was, wenn die Preise noch schneller steigen.

und selbst wenn du von realem Wachstum sprichst und die Inflation "kennen" würdest ist nicht so klar was die Einflüsse sind. Inflation setzt total unterschiedliche anreize was Konsum/sparen/investieren angeht.

Sowas ist übrigens das Problem warum Macro für MV oder Mint Leute nie eine richtige "Wissenschaft" werden kann. Modellier halt mal ein System mit drölf teilnehmern und teilweise nichtlinearen Zusammenhängen und überprüfe dann empirisch ob dein Modell stimmt. Hf.
 
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Deleted_228929

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wie kommt man eigentlich dazu wirtschaftswachstum und inflation zu vergleichen.
Korrekte Frage.

Wenn das tatsächlich so dagestanden hat wie es der Threadstarter zitiert hat, ist das in dieser platten Form grober Unsinn. (Gibt's den Artikel online und wer hat den geschrieben?). Inflation ist nominales Wachstum. Insofern ist die Aussage, die Wirtschaft müsse stärker wachsen als die Preise vollkommener Kokolores.

€: Ich sehe auch nicht wo das was mit dem generellen Entwicklungsstand der Volkswirtschaft zu tun haben soll, insb. @Denga. Ganz primitiv und vereinfacht gesagt, muss bei gleicher Arbeitszeit die Wirtschaft genau so schnell wachsen wie die Produktivität, da sonst Arbeitslosigkeit entsteht (die gleiche Menge Kram kann mit weniger Leuten hergestellt werden). Natürlich haben unterentwickelte Volkswirtschaften i.d.R. höhere Produktivitätssteigerungen, aber die entscheidende Determinante ist eben die Produktivität und nicht der Entwicklungsstand.
 
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Benrath

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€: Ich sehe auch nicht wo das was mit dem generellen Entwicklungsstand der Volkswirtschaft zu tun haben soll, insb. @Denga.

Natürlich haben unterentwickelte Volkswirtschaften i.d.R. höhere Produktivitätssteigerungen, aber die entscheidende Determinante ist eben die Produktivität und nicht der Entwicklungsstand.

Widerspruch entdeckt, nciht mal das ich mich an der Determinante aufhängen will, aber du sagst doch selbst was der Entwicklungsstand mit der Produktivität zu tun hat...
 

Deleted_228929

Guest
Widerspruch entdeckt, nciht mal das ich mich an der Determinante aufhängen will, aber du sagst doch selbst was der Entwicklungsstand mit der Produktivität zu tun hat...
Ich gebe zu, es ist eine Spitzfindigkeit, aber weniger entwickelte Volkswirtschaften müssen nicht automatisch höhere Produktivitätssteigerungen haben. Ja, ich weiß, es gibt ganz grundsätzlich mal sowas wie einen Konvergenzprozess etc. blah blah. Lange Rede, kurzer Sinn: Ich sehe keinen Automatismus von weniger entwickelte VW zu höherem Produktiväts-/BIP-Wachstum.
 

Benrath

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Dann glaubst du implizit an konstante marginale Produktionssteigerungsmöglichkeiten auch wenn dus gleich wieder einschränkts. Der technische Entwicklungsstand bzw das Level der Volkswirtschaft ist mehr als nur eine Spitzfindigkeit. Alle möglichen Macromodellen versuchen Stocks von Arbeit/Kapital/Technologie zuberücksichtigen weil die Wachstumseffekte in den einzelnen bereichen sinkend sind und voneinander abhängig sind.

Bzw das mit dem Automatismus so wie dus formulierst ist ne geschenkte Aussage, das sehe ich auch nicht so. Ich würde eher sagen das sonst gleiche Volkswirtschaften mit niedigerem technlogischem Stand höhere Prodwachstum haben können, weil mehr Potential vorhanden ist, weil höheres marginales Prodwachstum durch technolgoischen Fortschritt/Aufrüstung zu erzielen ist.
 

Deleted_228929

Guest
Dann glaubst du implizit an konstante marginale Produktionssteigerungsmöglichkeiten auch wenn dus gleich wieder einschränkts. Der technische Entwicklungsstand bzw das Level der Volkswirtschaft ist mehr als nur eine Spitzfindigkeit. Alle möglichen Macromodellen versuchen Stocks von Arbeit/Kapital/Technologie zuberücksichtigen weil die Wachstumseffekte in den einzelnen bereichen sinkend sind und voneinander abhängig sind.

Bzw das mit dem Automatismus so wie dus formulierst ist ne geschenkte Aussage, das sehe ich auch nicht so. Ich würde eher sagen das sonst gleiche Volkswirtschaften mit niedigerem technlogischem Stand höhere Prodwachstum haben können, weil mehr Potential vorhanden ist, weil höheres marginales Prodwachstum durch technolgoischen Fortschritt/Aufrüstung zu erzielen ist.
Aber die Frage ist doch, ob das Potential genutzt wird und der höhere Anstieg dann auch tatsächlich stattfindet. Darauf will ich doch hinaus.
 

Benrath

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Ja aber willst du ökonomisch mit gewissen annahmen wie sich Leuten/Länder verhalten (meinetwegen zu verhalten haben) argumentieren oder nur qualitativ reden über hätte/wäre/könnte. Selbst beim nur qualitativen Reden macht es Sinn davon auszugehen, dass bei bis auf das technische Niveau gleiche Ländern, das unterentwickelte schneller wächst wegen sinkenden Erträge/Konvergenz. Sonst kannste jeden Disskussion lassen und auf captain hindsight machen, oder "es kommt drauf an" sagen.

Gegenfrage ist dann: Du glaubst also nicht, dass das weniger technisch entwickelte Land (sonst gleich) schneller wachsen wegen konvergenz blabla sondern z.B. schneller? Wieso passiert das und warum? Ich will das nicht mal ausschliessen aber aus der ökonimschen Perspektive kannst du macro dann zumachen wenn du nicht monotone Entwicklungen berücksichtigen willst.
 
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€: Ich sehe auch nicht wo das was mit dem generellen Entwicklungsstand der Volkswirtschaft zu tun haben soll, insb. @Denga. Ganz primitiv und vereinfacht gesagt, muss bei gleicher Arbeitszeit die Wirtschaft genau so schnell wachsen wie die Produktivität, da sonst Arbeitslosigkeit entsteht (die gleiche Menge Kram kann mit weniger Leuten hergestellt werden). Natürlich haben unterentwickelte Volkswirtschaften i.d.R. höhere Produktivitätssteigerungen, aber die entscheidende Determinante ist eben die Produktivität und nicht der Entwicklungsstand.

Das hört sich furchtbar trivial an und deswegen vermute ich einfach einmal, dass es triviales in viele Worte gepackt ist.
Sprich man nehme die Anzahl der Leute die einen Job haben zu 2 Zeitpunkten. Rechnet dann sinnloserweise die Produktivität aus. Rechnet dann sinnloserweise das Wirtschafstwachstum aus nur um dann zu sagen

Produktivität >Wirtschafstwachstum -> weniger Jobs.

Das hätte man auch einfacher haben können
:klatsch:
 
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Das wirtschaftswachstum was in den Medien kreist ist meist nominell, daher ist die Inflation schon entscheidend. Du hattest zur Hyperinflation bestimmt massives nominelles Wirtschaftswachstum, nur bringt das keinem was, wenn die Preise noch schneller steigen.

und selbst wenn du von realem Wachstum sprichst und die Inflation "kennen" würdest ist nicht so klar was die Einflüsse sind. Inflation setzt total unterschiedliche anreize was Konsum/sparen/investieren angeht.

Sowas ist übrigens das Problem warum Macro für MV oder Mint Leute nie eine richtige "Wissenschaft" werden kann. Modellier halt mal ein System mit drölf teilnehmern und teilweise nichtlinearen Zusammenhängen und überprüfe dann empirisch ob dein Modell stimmt. Hf.

nun gut, das ist natürlich komplett sinnfrei (Seitens der Medien und Chinesischen Auskunftgeber), anstatt einfach zu sagen "wir produzieren nicht mehr als letztes jahr" (die wirtschaft ist nicht gewachsen) sagt man dann "guckt mal unsere gesamtproduktion ist jetzt soundsovielwert mehr wert, aber diese tolle wertsteigerung wurde von der bösen inflation einfach wieder aufgefressen.

Hauptsache etwas so formulieren, dass der Normalbürger es nicht sofort verstehen kann.

Aber warum interessiert sich eine Regierung überhaupt dafür wie hoch das nominale Wachstum ist, viel sinnvoller wäre ja ein Aussage bezüglich des Realen Wachstums gewesen.
 

Benrath

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Wenns halt nur so einfach wäre zu wissen welcher teil des Wachstums real ist und welcher nicht.
 
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wo liegt denn die schwierigkeit?
Das das ganze eh HÖCHST unverlässlich ist, und zwar in jedem land, ist mir natürlich klar.
Aber prinzipiell sollte es doch möglich sein die menge der produzierten güter des vorjahres mit der des neuen jahres zu vergleichen.
 
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Vor einigen Jahren hieß es noch, man bräuchte dort das hohe Wirtschaftswachstum um die Leute von Revolutionsgedanken abzubringen. Das weiterhin vorhandene Bevölkerungswachstum spielt sicherlich auch eine Rolle.
 

Benrath

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Jo und weisst du dann welcher teil davon reales und welcher inflationsbedingte Preissteigerungen sind?
 
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Jo und weisst du dann welcher teil davon reales und welcher inflationsbedingte Preissteigerungen sind?

Jegliche Preissteigerungen sind die Inflation, die Inflation ist die durchschnittliche Preissteigerung aller güter zusammengenommen (bzw. eines gewissen warenkorbs)

Das Wirtschaftswachstum wiederum ist einfach nur die Zunahme des BIP.
das BIP kann man doch Real angeben, also bereinigt von Preissteigerungen, wo also ist das Problem?
Im Prinzip wird ja nur geguckt ob man mehr Sachen hergestellt hat, nicht wie sich die Preise ändern.

Mir ist schon klar, dass man das ganze nur schwer messen kann, aber um wieder den haken zu schlagen, was hat das wirtschaftswachstum denn nun mit der Inflation zu tun?
 

Benrath

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Ich habs vorhin nur kurz angerissen und so einfach erklärts man es nicht bzw wirds teilweise in Modelle weggewünscht. Je nachdem wie hoch die Inflation oder die Deflation entstehen unterschiedliche Anreize zu konsumieren /investieren etc. Dann gibts da noch die beliefs über die preisentwicklung etc.

Bei Deflation ist man sich da einiger was passiert, einfach nur Wiki gucken.
http://de.wikipedia.org/wiki/Deflation
 
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immer wieder ein genuss diese vwl-threads im com.

um mal einen punkt einzubringen der tatsächlich einen teil der ursprünglichen frage beantwortet:
wachstum in china ist stark ungleich zwischen stadt und land verteilt, inflation insb. auf kraftstoffe und andere güter die jeder braucht betrifft aber alle. eine ordentliche darstellung müsste also wert darauf legen dass das wachstum groß genug ist um von der inflationsbelastung für die rural areas abzulenken. ultimativ ist das problem kurzfristig eher ein politisches weil es tatsächlich mehr darum geht dass die relativen kapitalismusverlierer die füße stillhalten.
nicht zu vergessen dass das gewinnstreben der menschen in den städten dazu führt dass jeder eine scheibe abhaben will, was insb. in boomtowns wie guangzhou/shanghai/beijing zu teils absurden preissteigerungen in manchen branchen, insb. immobilien führt. da hilft auch 5% wachstum nicht wenn man selbst kaum eine lohnsteigerung erhält aber die höhere miete zahlen muss.
dazu könnten sämtliche bisherigen poster im thread auch mal was zum thema "verschiedene arten des wachstums" lesen falls nicht schon gelesen. im endeffekt läuft vieles in der chinaproblematik der ausgangsfrage auf die grundproblematik hinaus, dass china kein homogenes land ist. heterogenitäten im wachstum und in der verteilung von arbeitsplätzen sowie der inflation sind die hauptpunkte. eine grenze bei einem bestimmten prozentwert halte ich für arbiträr, da wird man erst im nachhinein sehen obs gereicht hat oder nicht.
 
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gereicht für was?
Das Argument läuft also so wenn ich das verstehe.

höheres bip -> mehr produktivität (vorausgesetzt es arbeiten nicht einfach nur mehr leute) -> Lohnsteigerung -> Inflation ausgeglichen.

richtig?
 
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gereicht für "nichts in die richtung von unruhen, bürgerkrieg oder unzufriedenheit mit dem regime"

nein, falsch. ein höheres bip (nominal) ist einfach nur eine größere zahl. es geht andersherum: mehr produktivität -> mehr bip. und auch wenn einfach mehr leute arbeiten geht das bip (i.a.) hoch, es sei denn du schaust auf bip/capita. lohnsteigerungen bedeuten nicht notwendigerweise inflation, inflation ist definiert als änderung von preisen bzw. preisniveaus und nicht von lohnniveaus.
 
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da hilft auch 5% wachstum nicht wenn man selbst kaum eine lohnsteigerung erhält aber die höhere miete zahlen muss.

Da hätte jemand den Thread genauer durchlesen sollen, denn die Lohnsteigerungen sind in China recht ordentlich. Das sich die Städte insgesammt umschichten, pardon gentrisieren werden ist sowieso nicht zu verhindern.
Insofern sollte es wenn schon richtig heissen: 5% Wachstum reicht einfach nicht aus um die zur Zeit stattfindenen Lohnsteigerungen längerfristig zu finanzieren.

Ach ja um zum schluß noch zahlen zu liefern, laut http://german.cri.cn/1833/2013/05/30/1s198182.htm beträgt die Steigerung der Mieten in Peking etwa 7% .
 
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Ich glaube es ist wichtig nochmal auf den Punkt von Bootdiskette hinzuweisen. Lohnsteigeurngen betreffen nicht alle Teile der Bevölkerung, sondern nur einen Teil. Inflation hingegen muss von der gesamten Gesellschaft ausgebadet werden. Vor allem in China, wo es eine riesige Schicht an unqualifizierten (Wander)arbeiter gibt kann eine solche Entwicklung zu dramatischen Schieflagen im sozialen Gefüge führen. Die Inflation bedroht also vor allem kleine Vermögen und damit das fragile Gleichgewicht des sozialen Friedens, das durch das Versprechen von Wohlstand und Prosperität erkauft wird.
 
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selbst diese löhne sind in den letzten beiden jahren um 8%, bzw. 9% gestiegen, im zuge der erhöhung der mindestlöhne und sie werden mittlerweile wit konsequenter durchgesetzt.
inflation trifft btw. auch nicht alle teile der bevölkerung gleichermaßen.
 
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Ja, das leuchtet mir ein, so dumm bin ich auch nicht :ugly:
Allerdings erscheinen mir die Arbeitslosenquote und die Inflationsrate einfach zu gering, dass ein Wirtschaftswachstum von unter 8% problematisch sein könnte. Das verstehe ich nicht. Scheiss Wachstumsraten und prozentuales Wachstum T_T (Absolut klingen 51 Millionen Arbeitslose beeindruckend (4% von 1,3 Mrd.), aber in Relation not so much).

Same here! Wie hoch ist unsere Arbeitslosenquote denn zur Zeit? 7% oder so? Und das ist bei uns ja schon z.Zt. ein echter Spitzenwert - unter Schröder waren wir doch immer zweistellig oder nicht?
4% ist da ja schon richtig krass, hätte ich nie mit gerechnet. Aber anscheinend ist der Boom ja noch vorhanden da drüben, so dass noch genug Arbeit für alle vorhanden ist. Warten wir einfach mal 1,2 Jahre ab...
 
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