Krankschreibung per WhatsApp

Quint

,
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Krankschreibung auf Knopfdruck

Statt erkältet im Wartezimmer zu sitzen, muss man nur ein paar Fragen beantworten, eine Gebühr per PayPal überweisen, seine Daten und die Krankenversicherungsnummer eingeben – und kann sich so per WhatsApp krankschreiben lassen.

Bei Erkältung unterschreibt er das Attest, das fotografiert und sofort per WhatsApp sowie noch am gleichen Tag per Post an den Patienten geschickt wird.

TLDR: Bisher kann man sich mit dem Start-Up AU-Schein zweimal im Jahr für bis zu drei Tage krankschreiben lassen – wenn man erkältet ist. Das Angebot soll Ende des Jahres aber noch weiter ausgebaut werden.

Einerseits finde ich die Idee sehr praktisch. Ich habe auch keinen Bock, mit Fieber und laufender Nase zum Arzt zu dackeln, dort dann im vollem Wartezimmer mit x-anderen Bazillenschleudern zu warten und anschließend nach einem fünfminütigen Gespräch vom Arzt wieder nach Hause geschickt zu werden. Andererseits gibt es natürlich auch Risiken – was, wenn ich statt einer Erkältung doch etwas Ernsteres habe, was ein Mediziner sofort erkennen würde?

Geht es bei der Krankschreibung per WhatsApp nur um Geldmacherei? Oder werden so Zeit und Ressourcen gespart, die man anderweitig verwenden kann? Ist das einfach die Fortsetzung des Trends, bei dem sich der Arzt pro Patient zwei Minuten Zeit nimmt und im Kopf an Fußball denkt?
 

parats'

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Tele-Medizin ist eigentlich eines der Themen der nächsten Jahrzehnte. Auf Dauer wird der stationäre Hausarzt einfach keine Kapazitäten mehr haben. Jenseits der Ballungsgebiete sowieso nicht, trotz Schlüsselquote und Anreizen. Prinzipiell müsste eine Krankschreibung per Tele-Mediziner auf max 5 Tage begrenzt werden, reicht dies nicht müssen auch jetzt meist bestimmte Flüssigkeiten abgenommen und geprüft werden. Etwaige Rezepte per App und QR-Code bei der Apotheke einlösen, eine digitale Krankenakte pro Bürger und übergreifend zwischen Fachärzten/Krankenhäusern etc. wären der Gral.

Wer übrigens mal ein Gratis-Check seiner Blutwerte möchte, der kann alle x Wochen Blutspenden gehen.
Ich gehe seit gut 10j alle 8 Wochen ins UKE und wurde bei Auffälligkeiten bisher zwei mal direkt einige Tage später angerufen.
 
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Also wenn ich von mir persönlich ausgehe:
Das wäre absolut super, sowohl für mich als auch für den Arbeitgeber.
Wenn man mit einer einfachen Erkältung zum Attest holen geht sieht es doch meistens so aus: Warten im Wartezimmer (schön viele Erreger der anderen Patentien), kurzes Gespräch mit dem Arzt, der schaut einen einmal an oder tastet einmal die Lymphknoten ab, und schickt einen mit einem Attest wieder heim.
Das bringt absolut gar nichts und ist nur eine unnötige Belastung die den Krankheitsverlauf verschlimmert wenn man noch mehr Keime sammelt.
Der merkt da auch nicht ob es was ernsteres ist. Und würde ich auch nicht erwarten dass er da groß Zeit verschwendet mit einer ausführlichen Untersuchung, das kann er machen wenns nicht besser wird oder ungewöhnliche Symptome sind. Und ich bin mir ziemlich sicher er würde auch nicht merken wenn ich die Symptome zum blaumachen fake - hab ich noch nie probiert, und auch nicht vor, aber bin mir sehr sicher ich würde das leicht hinkriegen.
Wenn ich dagegen den Schaden anschaue den dieses Attest sammeln auslöst: Das was meine Atteste ausgelöst haben wird auf jeden Fall fünfstellig sein. Gar nicht die Arzt kosten, nur der Arbeitsausfall. Wenn man wirklich krank ist, ist das einfach eine hohe Zusatzbelastung die den Verlauf verlängert, und ich habe es auch schon gehabt dass sich an die erste Krankheit eine zweite Infektion anschließt die eigentlich nur aus dem Wartezimmer gekommen sein kann.

edit:
noch eine weitere Anmerkung wegen dem Risiko etwas nicht zu entdecken: wenn das Ding gut gemacht ist und ein ausführlicher Fragebogen, würde ich davon ausgehen dass das Risiko sogar signifikant verkleinert wird. Dann kann man den Fragebogen mal kurz an ne AI schicken, die findet Auffälligkeiten wahrscheinlich zuverlässiger als ein echter Arzt bei so einem Attest-hol-Termin.
 
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Benrath

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Wäre die einfachere Lösung nicht einfach den Leuten mehr zu vertrauen und bei 1 oder 2 Tagen Krankheit auf einen Wisch vom Arzt zu verzichten.

Wenn ich wirklich krank feiern möchte, hält mich der Besuch auch kaum ab.
 
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Dass Arbeitnehmer sich jetzt quasi selbst krankschreiben können, sieht Arbeitsrechtlerin Nathalie Oberthür kritisch: "Es wird nicht nach Tätigkeit beurteilt, sondern pauschal davon ausgegangen, dass Arbeitnehmer bei Erkältung arbeitsunfähig sind", sagt sie.
Hat euch ein Arzt schon mal danach gefragt, was ihr genau für eine Tätigkeit ausführt vorm krankschreiben?

Die Kritiker des ganzen scheinen ja echt zwanghaft nach einem Hauch von Gegenargument zu suchen.
 
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Wäre die einfachere Lösung nicht einfach den Leuten mehr zu vertrauen und bei 1 oder 2 Tagen Krankheit auf einen Wisch vom Arzt zu verzichten.

Wenn ich wirklich krank feiern möchte, hält mich der Besuch auch kaum ab.

Ja da hast du recht. Wobei zumindest bei mir 1-2 Tage sowieso ohne Attest geht, aber das verschiebt das Problem nur. Eine richtige Erkältung braucht halt ne Woche (oder auch zwei wenn man sich im Wartezimmer was neues einfängt :8[:)

Hat euch ein Arzt schon mal danach gefragt, was ihr genau für eine Tätigkeit ausführt vorm krankschreiben?

Ja schon öfter. Aber ich hab bereits nen job ohne körperliche Anstrengung und werde danach trotzdem krank geschrieben, also ka was die Frage ändern soll. Vielleicht gäbe es ne längere Krankmeldung bei was körperlichem, aber auch das macht irgendwie keinen Unterschied. Wenn ich mich wieder gut fühle gehe ich wieder arbeiten, egal was das Attest sagt, und wenn nicht hole ich halt ne Verlängerung egal was das erste Attest sagt.
Macht einfach keinen Unterschied, das einzige was es macht ist dass die Krankheit länger dauert durch das blöde rumsitzen im Wartezimmer.
 

Das Schaf

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Hat euch ein Arzt schon mal danach gefragt, was ihr genau für eine Tätigkeit ausführt vorm krankschreiben?

Die Kritiker des ganzen scheinen ja echt zwanghaft nach einem Hauch von Gegenargument zu suchen.

Hätte einmal keine krankschreibung bekommen als ich mir in den Finger geschnitten habe.
Hätte ich nciht gesagt: ich arbeite tagtäglich mit lebensmitteln im Hygienebereich.

der hätte mir mit nem cut + verband überall woanders hingelassen ( zu recht )
 

parats'

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noch eine weitere Anmerkung wegen dem Risiko etwas nicht zu entdecken: wenn das Ding gut gemacht ist und ein ausführlicher Fragebogen, würde ich davon ausgehen dass das Risiko sogar signifikant verkleinert wird. Dann kann man den Fragebogen mal kurz an ne AI schicken, die findet Auffälligkeiten wahrscheinlich zuverlässiger als ein echter Arzt bei so einem Attest-hol-Termin.

Das ist ja genau mein Punkt. Die Technik wird immer besser und gerade in der Mustererkennung kann sowas sehr sinnvoll sein.
Wir hatten mal Werkstudenten der als Masterarbeit für sein Mathe-Studium nebenbei beim UKE ein ML-Projekt entwickelt, was das Schlaganfallrisiko berechnen sollte. Das lief wohl recht gut, mittlerweile ist das aber auch schon 5 Jahre her..

Wäre die einfachere Lösung nicht einfach den Leuten mehr zu vertrauen und bei 1 oder 2 Tagen Krankheit auf einen Wisch vom Arzt zu verzichten.

Wenn ich wirklich krank feiern möchte, hält mich der Besuch auch kaum ab.

Prinzipiell ja, es gibt aber einen Haufen Leute die damit nicht umgehen könnten. Ich glaube die Hemmschwelle ist geringer, allerdings ist das nur mein Gefühl. Gibt bestimmt irgendwelche Studien dazu. Wir brauchen erst ab dem dritten Tag eine AU, allerdings haben wir auch eine sehr flexible HomeOffice Regelung, was meist darin endet, dass man eher so 25% HO und Genesung vollzieht. :ugly:

Hat euch ein Arzt schon mal danach gefragt, was ihr genau für eine Tätigkeit ausführt vorm krankschreiben?

Die Kritiker des ganzen scheinen ja echt zwanghaft nach einem Hauch von Gegenargument zu suchen.

Muss er das nicht immer bzw. sollte? Meine Hausärztin kennt ja mittlerweile meinen Beruf, die fragt schon nichtmehr - aber Fachärzte haben bisher immer genau gefragt was ich eigentlich mache.
 

Benrath

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Ich versteh ja den Wunsch, aber glaube einfach nicht, dass das zum Arzt gehen für die Menschen von denen wir hier reden eine hohe Schwelle ist, die den Aufwand rechtfertigt. Wer bock hat rumzupimmeln macht das. Auf die eine oder andere Art und Weise.
 
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Die Krankenkassen akzeptieren doch sowieso bis zu 3 Tage Arbeitsausfall ohne Krankenschein also wozu diese Scheine über Ferndiagnose.
 

parats'

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Weil der Arbeitgeber diese vielleicht ab dem ersten Tag möchte?
 
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Die frage ist warum sollte er das wollen Ausser das er ein hurensohn ausbeuter ist für den eh keiner arbeiten will
 

parats'

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Weil es nun mal Arbeitgeber gibt, die so sind und den Angestellten pauschal unterstellen, mal ein "Urlaub" auf gelbem Schein zu machen. Bei meinem ersten AG war die AU auch am ersten Tag fällig und das war ein Tochterunternehmen der TUI.
 
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Es gibt einfach genug Jammerlappen und bocklose Typen (und btw auch genug Jobs, die so scheiße sind, dass ich jeden verstehe der da schon beim morgendlichen Aufstehen keinen Bock drauf hat), so dass eine pauschale Krankschreibung nur begründent auf gutem Glauben gegenüber dem Arbeitnehmer nicht zweckmäßig ist.

Klar gibt es auch Gegenbeispiele, gerade in kleinen, handverlesenen Teams und in Jobs mit extrem hohen Provisionen braucht man i.d.R. wenig bis gar nicht kontrollieren.
 
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Die frage ist warum sollte er das wollen Ausser das er ein hurensohn ausbeuter ist für den eh keiner arbeiten will

Alle ig Metall gebundenen Industriebetriebe handhaben das zB so.
Ich glaube allgemein in größeren Betrieben ab 1000+ Mitarbeitern wird das öfter so gemacht.
 
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