finanzierung unternehmensübernahme

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weil das gründen grad so in ist und hier die finanzelite rumläuft

meine eigentümerin denkt langsam drüber nach in den ruhestand zu gehen, ein unternehmensnachfolger aus der familie gibt es nicht. ich spiele nun mit dem gedanken das unternehmen (evtl. mit einem partner) zu übernehmen. dabei handelt es sich um ein kleines mittelständisches unternehme mit ca. 55 festangestellten im hotel- und gastgewerbe.
ich bin dort seit 5 jahren tätig, inzwischen leite ich die personal und finanzabteilung. die entsprechenden einblicke in die unternehmenssituation habe ich also.

für mich die erste frage: wie bewerte ich den unternehmenswert vernünftig, sprich wie ermittle ich die obergrenze der investition die ich vernünftigerweise tätigen sollte? die theorien zur unternehmensbewertung scheinen mir momentan grenzenlos.

die zweite frage: ich habe quasi null eigenkapital und keine sicherheiten. über die familie könnte ich wohl 50-100k einsammeln, evtl. könnte man auch eine grundschuld auf ne immobilie eintragen. den rest muss ich dann aber fremdfinanzieren. ich habe mich jetzt schon über die kfw informiert, die schießt aber maximal 40% dazu bei 10% eigenkapitalanteil. dh 50% müsste ich noch als kredit bei einer klassischen bank finanzieren. nehmen wir an ich brauche eine million, dann hätte ich 100k EK, 400k von der KFW und muss immer noch 500k finanzieren. Hat jemand erfahrungen wie die chancen bei den banken dazu stehen?
 
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für mich die erste frage: wie bewerte ich den unternehmenswert vernünftig, sprich wie ermittle ich die obergrenze der investition die ich vernünftigerweise tätigen sollte? die theorien zur unternehmensbewertung scheinen mir momentan grenzenlos.

Damit solltest du einen Gutachter beauftragen, z.B. eine Firma wie pwc.
Genauer gesagt sollte es die Eigentümerin machen, schließlich "will" sie ja die Firma verkaufen.

die zweite frage: ich habe quasi null eigenkapital und keine sicherheiten. über die familie könnte ich wohl 50-100k einsammeln, evtl. könnte man auch eine grundschuld auf ne immobilie eintragen. den rest muss ich dann aber fremdfinanzieren. ich habe mich jetzt schon über die kfw informiert, die schießt aber maximal 40% dazu bei 10% eigenkapitalanteil. dh 50% müsste ich noch als kredit bei einer klassischen bank finanzieren. nehmen wir an ich brauche eine million, dann hätte ich 100k EK, 400k von der KFW und muss immer noch 500k finanzieren. Hat jemand erfahrungen wie die chancen bei den banken dazu stehen?

Für mich klang es so als wäre die Firma mehr als eine Million wert, bist du dir sicher, dass du das stemmen kannst?

Ich denke du kannst schon eine Bank finden, die dir den Kredit gibt, allerdings musst du dann sehr viel von den Unternehmensdaten offenlegen und wirst wohl mit Haus und Hof haften. Du musst seriös rüberkommen und eine plausible Strategie haben, wie du das wieder zurückzahlst.
evtl. könnte z.B. dein Vater oder eine sonstige Person für dich bürgen. (Quelle: Anekdoten von einem Professor, der früher solche Kredite bei einer Bank vergeben hat)
 
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Damit solltest du einen Gutachter beauftragen, z.B. eine Firma wie pwc.
Genauer gesagt sollte es die Eigentümerin machen, schließlich "will" sie ja die Firma verkaufen.



Für mich klang es so als wäre die Firma mehr als eine Million wert, bist du dir sicher, dass du das stemmen kannst?

Ich denke du kannst schon eine Bank finden, die dir den Kredit gibt, allerdings musst du dann sehr viel von den Unternehmensdaten offenlegen und wirst wohl mit Haus und Hof haften. Du musst seriös rüberkommen und eine plausible Strategie haben, wie du das wieder zurückzahlst.
evtl. könnte z.B. dein Vater oder eine sonstige Person für dich bürgen. (Quelle: Anekdoten von einem Professor, der früher solche Kredite bei einer Bank vergeben hat)

das unternehmen ist gesplittet in eine betriebsgesellschaft welche pächter der immobiliengesellschaft ist. ich möchte nur die betriebsgesellschaft haben und weiter pachten. anlagevermögen+umlaufvermögen laut buchwert abzüglich der verbindlichkeiten bewegen sich unter der million, das wäre dann grob das substanzwertverfahren. aber gibt halt noch tausend andere :(

pwc für sone klitsche hört sich bissl mit kanonen auf spatzen schießen an. oder backen die auch kleine brötchen?
 
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Mal eine andere Frage:
Was plant denn die aktuelle Besitzerin zu ihrem Ruhestand? Verkaufen an Investor X oder hat sie andere Pläne? Weiß Sie von deinen Plänen?
Könnte es Veränderungen geben wenn das Unternehmen in externe Hände gerät? Was planen die Erben damit?
 
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Mal eine andere Frage:
Was plant denn die aktuelle Besitzerin zu ihrem Ruhestand? Verkaufen an Investor X oder hat sie andere Pläne? Weiß Sie von deinen Plänen?
Könnte es Veränderungen geben wenn das Unternehmen in externe Hände gerät? Was planen die Erben damit?

Es könnte eventuell auch eine Möglichkeit sie als Teilhaberin weiter im Boot zu behalten. Ob man das GmbH-Anteile oder irgendwie anders regelt ist dann Sache der Anwälte.

Viel schwierig zu beurteilen ist natürlich, ob so ein Konstrukt klappt. Im Allgemeinen ist es eher schwierig so einen Übergang zu machen, da der langjährige Besitzer sich immer wieder wie der alleinige Boss einmischen könnte und dabei den operativen Boss (also Dich, der ja immer Angestellter war) vergisst. Loslassen fällt da natürlich noch schwerer als alles zu verkaufen und einen Schlussstrich zu ziehen. Aber es kann auch funktionieren und dann hat man einen erfahrenen Berater an seiner Seite und spart sich eine Menge tingeln wegen Kapitalsbesorgungen.
Schon mal darüber nachgedacht?
 
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evtl. könnte z.B. dein Vater oder eine sonstige Person für dich bürgen.
Genau, und wenn es nicht klappt (was nichtmal immer seine Schuld sein muss), hat er seine gesamte Familie in den Ruin gerissen...

Ich persönlich glaube nicht, dass er von seiner Position aus diesen Plan so umsetzen kann. Er wird selbst mit noch so gutem Plan keinen Bankkredit ohne Sicherheiten bekommen. Er hat kein Kapital, er kann (wenn überhaupt) seine Familie mit Schulden belasten um einen Anteil aufzubringen oder sich innerhalb der Familie was borgen. Schulden die sicherlich auch zurück gezahlt werden müssen - auch Familienmitglieder verschenken nicht mal so eben 100k, die wollen das ja wieder haben - und zwar in absehbarer Zeit und nicht in 40 Jahren.

Dazu kommt, dass er auch kein externes sicheres Einkommen hat, denn was er verdient hängt ja an der Firma die er kaufen will. Und wenn es mit der bergab geht weil das alles nicht so läuft wie er sich das vorstellt, verliert er dieses Einkommen auch.

Zusätzlich wird er immense Vorlaufkosten haben, allein für die Gutachter und die Entwicklung eines Konzeptes, welches die Banken *vielleicht* überzeugen kann. Vielleicht aber auch nicht. Dann hätte er das Geld auch in einen Ofen schieben können.

Meine Variante wäre: Mit der Eigentümerin zusammen setzen und durchsprechen, was denn ihre Pläne für den Ruhestand sind. Eventuell bleibt sie einfach Eigentümer und Du wirst angestellter Geschäftsführer des Unternehmens. Das machst Du ~20 Jahre lang und sparst Dir von Deinem Geschäftsführergehalt einen guten Batzen Eigenkapital an, wenn das ausreicht, machst Du der Eigentümerin oder deren Erben ein Kaufangebot oder arbeitest einfach weiter als Geschäftsführer für den nächsten Eigentümer, bis Du den Laden kaufen kannst oder einen eigenen aufmachst. Oder Du kaufst Dich über die Jahre stückweise ins Unternehmen ein. Den Ganzen Bissen jetzt zu schlucken, ist 3 Nummern zu groß. Imho.

Aber: Fall Du es doch machen willst: Viel Glück, viel Risiko, viel Gewinn, ich würds Dir gönnen. Aber bitte: Mach Deine Familie nicht unglücklich indem Du die für Deinen Plan bürgen lässt oder deren Immobilien mit Schulden belastest.
 
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Kapital von der Familie halte ich auch für problematisch.
Wenn der Laden allerdings brummt, das Gebäude gut in Schuss ist, du die Zahlen kennst und ernsthaft Bock drauf hast den Rest deines Lebens dort zu arbeiten würd ichs an deiner Stelle auch versuchen. Kredit sollte bei guter Bilanz und soliden Sachwerten kein Thema sein.
Darf man erfahren wo das Hotel steht?
 

parats'

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PWC ist jetzt sicherlich nicht oversized, die paar PWC'ler die ich kenne haben auch schon bei kleineren Unternehmen Bewertungen durchgeführt. Bist Du mit dem Gedanken an deine jetzige Chefin schon einmal ran getreten, oder willst Du erst alle Eventualitäten abgeklärt haben?
 
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ich will eigentlich erst die prinzipiellen Möglichkeiten klären ob es überhaupt irgendwie realistisch für mich ist eine Finanzierung zu kriegen und wenn ja in welchem rahmen.
 

parats'

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Alles klar, dann wird eine Bewertung durch externe aber sowieso rausfallen in erster Instanz. Wenn Du kompletten Einblick in die Finanzen hast, sollte aber zumindest eine Grundaussage zum Wert gemacht werden können. Ohne Wert ist eine etwaige Geldleihe eh irrelevant.
 

TheGreatEisen

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Eine Bewertung ist auf der Grundlage des vereinfachten Ertragswertverfahrens nach dem Bewertungsgesetz möglich. Dieses Verfahren ist auch das Standardverfahren bei der Unternehmensbewertung zum Zwecke der Erbschafts- und Schenkungsteuer.

Ganz grob:

1. Betriebsergebnis der letzten 3 Jahre (iSv § 4 I 1 EStG) /3 = Jahresertrag
2. Jahresertrag x Kapitalisierungsfaktor (aktuell ca. 18,21)

Das Ergebnis spiegelt in etwa den Wert des Unternehmens wieder. Bei einem Jahresertrag von 50.000 Euro käme man auf einen Unternehmenswert von 900.000 Euro. Es gibt daneben noch diverse weitere Bewertungsmethoden.

Wenn die Ertragslage und insb. die Prognose positiv ausfällt, könnte ich mir schon vorstellen, dass man die Finanzierung gestemmt bekommt. Im Prinzip ist das nichts anderes als ein Management buy out. Eine Variante der Finanzierung könnte z.B. die Umwandlung des Unternehmens in eine GmbH sein, an der du 51% hälst, die anderen 49% werden von Investoren gehalten.
 
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