Filmkritik: Die fabelhafte Welt der Amelie
Heute Abend war es mal wieder soweit. Die Freundin noch im Urlaub, das Haus Menschenleer, mit den Freunden einen schoenen Tag im freien verbracht, einen harten Drehtag hinter sich gelassen, anschließend noch ein paar Bierchen gehoben - Zeit den gelungen Urlaubstag mit einem kroenenden Abschluss, einer Reise in die fabelhafte Welt der Amelie, zu beenden.
Zugegeben, ich war etwas voreingenommen, was diese Tragikomoedie anbelangt, denn ich hoerte von allen Seiten nur beste Empfehlungen, und auch die härtesten Kritiker priesen den Film als Meisterwerk. Sie alle sollten recht behalten.
Der Film erzählt zu allererst in einer großen Aneinaderreihung von wirklich komischen und berührenden Ereignissen aus Amelies Kindheit, sei es nun der Tod ihrer Mutter oder die verklemmt wirkende Ausstrahlung ihres Vaters, Wolken die zu Hasen werden, von einen suizidgefährdeten Goldfisch names Pottwaal oder einer Frau die im Koma liegt und den ganzen Schlaf auf einmal nimmt. Ein Erzähler begleitet den Zuseher in diese märchenhafte Welt von Amelie, die sie sich selber in Gedanken zurecht gelegt hat, da sie auf keine Schule gehen kann, was an einem Herzleiden liegt welches jedoch keines ist sondern nur die nervoese Anspannung, wenn der Vater die alljährliche Untersuchung vornimmt. Von daher war es Amelie nie moeglich, andere Kinder zu treffen, und als dann noch die Mutter von Amelie stirbt und der Vater sich immer weiter zurückzieht, beginnt sich diese fablehafte Gedankenwelt immer weiter auszudehnen, und rund um das kleine Mädchen passieren die märchenhaftesten Dinge die sie sich zusammenreimen konnte.
Eines Tages, Amelie ist bereits erwachsen, entdeckt sie ein kleines Kästchen, dass einst vor vielen Jahren einem Jungen gehoert haben musste, welcher die Schatzkiste versteckt und wohl vergessen hatte. Amelie beschließt, diesen Schatz seinen Besitzer zu bringen, und sofern sich dieser gerüht zeigen würde, würde sie sich in das Leben anderer Menschen einmischen. Von da an fangen die Ereignisse an zu laufen, und der Zuseher beginnt, mit diese Ereignisse mitzufiebern. Der Junge, der bereits ein alter, gescheiterter Mann ist, zeigt sich ungeheuer gerührt über dieses Geschenk des Himmels, welches er in einer Telefonzelle findet. Amelie hat einen Menschen glücklich gemacht, und dieses kleine Spielchen wird fortan ihre Passion. Denn um sie herum leben noch viele unglückliche Menschen, die eine Fee brauchen, um das Leben wieder genießen zu koennen.
Das Konzept ist Simpel wie Genial. Man erlebt das moderne Märchen einer jungen, schüchternen Frau, die von nun an versucht, gute Fee und Racheengel gleichzeitig für alle Menschen um sie herum zu spielen. Die junge Frau wirkt dabei so unschuldig wie ihre Absichten selbst, und erweckt schon alleine beim bloßen Anblick eine unbeschreibliche Freude im Herzen der Zuseher, die gebannt die Aneinanderreihung der Ereignisse verfolgen. Man kann sich einfach nicht des schmunzelns verwehren, wenn Amelie etwa einen Gartenzwerg auf reisen schickt, oder verzeifelt versucht, ihre Schüchternheit abzulegen. Der ganze Film, der gespickt ist mit ineinanderlaufeden Ereignissen, welche zufälliger nicht sein koennten, strahlt eine urkomische Art von Atmosphäre und "fabelhaftigkeit" aus das es einem selbst als hartgesottener warm ums Herz wird. Die wirklich äusserst gute Inszinierung der einzelnen Karaktere die sich in Der fabelhaften Welt von Amelie wiederfinden tragen an der frolockenden Wirkung des Streifens noch maßiv bei, und so wird jede Szene, jedes Geschniss zu einer traumhaft und liebevoll wirkenden Sequenz. Je mehr man sieht, und je skuriler und besonnener die Ereignisse sind, desto tiefer taucht der Zuseher ein, und trotz des riesigen Kitsch Potentials überschreitet der Film niemals diese Grenze und bewegt sich genial auf diesen schmalen Faden zwischen Poesie und Unterhaltung dahin.
Der hervorragende Soundtrack trägt zum glänzenden Gesamtwerk bei, setzt dem Film das "i Tüpchen" auf und unterstreicht diese unantastbare Leichtigkeit, die man fühlt, wenn man sich diesen Film ansieht. Es überkommt einem Glück und Trauer, Schmerz und Mitleid, Hoffnung und Freude wenn man zwischen den Zeilen dieser fabelhaften Welt ließt, welche einem so einzigartig nahegelegt wird.
Die einzigartigen Einfälle, gespickt mit witzigen Dialogen lassen den Film weit aus der Masse herrausstechen, und nicht zuletzt die kongeniale Darstellung von Amelie selbst, nämlich durch Audrey Tautou, machen diesen Film zu einem Geniestreich.
Fazit: Die fabelhafte Welt der Amelie ist ein ganz besonderes Werk mit hohem Stellenwert in sachen Unterhaltung und fantastischer Bilder. Ein Film den man sich wohl immer und immer wieder ansehen kann, ohne dabei auch nur im geringsten gelangweilt zu werden, denn als der Film zuende war, sehnte ich mich bereits wieder nach dieser Welt, um sie erneut zu erleben und die Details die mir vermutlich entfallen sind, aufzuheben. Ein tadelloses Meisterwerk und eine ausgezeichnete Audrey Tautou, die mit ihren Blicken alleine schon verzaubern kann. Meine etwas schmalzige Kritik wird jeder der den Film gesehen hat, nachvollziehen koennen. Absolut Empfehlenswert.
WERTUNG: 10/10