Es gibt bestimmte Sachen am Anfang, die man einfach nicht aus dem Bauch heraus entscheiden kann. Baue ich als Zerg den Overlord bei 9, bei 10, mache ich einen Extraktortrick oder einen Doppelextraktortrick? Da musste sich wirklich erstmal jemand hinsetzen und nach ein paar Minuten die Mineralienanzahl messen über eine große Versuchsreihe gemittelt. Heute weiß man, dass der 10-Overlord eine schlechte Wahl ist, 9 - Overlord und Extraktortrick bzw. Doppelextraktortrick sich jedoch nicht viel nehmen.
Nehmen wir an ich kenne diese Daten nicht und spiele aus dem Bauch heraus.
Ohne Buildorder habe ich folgende Nachteile
1. Ich erreiche womöglich nicht das Optimum. Beispiel: 10 Overlord vs 9 Overlord
2. Ich verbrauche mentale Ressourcen um zu überlegen, wann ich was mache,
das wirkt sich z.B. negativ auf das Micro meines Scoutworkers aus und ich kann in der Zeit auch nicht über meine Strategie nachdenken, z.B. wie ich am besten auf den Build des Gegners reagiere. Weiterhin hat das Gehirn nur ein begrenztes Arbeitsgedächtnis von ihmo 5-9 Objekten, je nach Person.
Ein Mensch mit durchschnittlichem Gedächtnis kann sich also merken "er baut eine Kaserne bei 9, baut direkt einen Extraktor und baut an die Kaserne ein Techlab an" und hat dann nur noch Platz für z.B. 7-3 also 4 Objekte. Wenn diese 4 auch schon belegt sind, fällt vielleicht das "Vorsicht! In 10 Sekunden die Arbeiter in den Extraktor stecken" hinten runter und man hat vergessen, seinen Dronen Gas abbauen zu schicken.
Wenn man jedoch Build Orders gelernt hat, dann sind diese 3 Dinge (Kaserne bei 9, danach Extraktor und dann Tech Lab) nur ein Objekt, z.B.
Gosumasters Fast Reaper BO und mit den 4 anderen Objekten sind dann von den 7 Speichereinheiten immer noch 2 frei, wobei also das Arbeiter-in-den-Extraktor-schicken noch mit reinpasst und daher nicht vergessen wird.
3. Ich habe die Gefahr, mir etwas falsches anzulernen. schlechte gewohnheiten sind viel schlechter abzuerziehen als wenn man es gleich richtig macht.
4. Nur wenn ich die Norm kenne, kann ich Abweichungen bemerken.
Wenn ich den Gegner scoute und sehe, dass er seine Kaserne bei 12 Food baut und ich z.B. Zerg spiele, dann kann ich damit erstmal nichts anfangen außer "aha, er baut jetzt seine Kaserne". Es ist mir schlecht möglich, im Kopf als Zerg die Terranische Economy auszurechnen und zu überlegen "hm, wenn ich die durchschnittliche Mineraliensammelrate, das Startfood und die Versorgungsdepotkosten als Grundlage verwende, berechne ich 12.3 Food als frühestmögliche Kasernenbuildzeit ohne Arbeiterbauverzögerung". Wenn ich aber weiß, dass in der normalen Terra-BO die Kaserne bei 12 gebaut wird und ich sehe sie bei 10, dann sagt mir das:
"Vorsicht, Rush incoming! Seine Arbeiter sind verzögert, das heißt ich baue nicht nur 2 Zerglinge sondern gleich ein 6er Pack. Damit bin ich sicher und trotzdem nicht im Hintertreffen, was die Wirtschaft angeht."
Wenn man diese Build Orders einfach hinnimmt und nie selbst überlegt hat jedoch sicher auch Nachteile, gegenüber dem, wenn man sie sich selbst erarbeitet.
Das spricht aber nicht gegen BOs sondern nur gegen die Art und Weise, wie man sich diese Aneignet.
Wenn ich zehnmal hintereinander eine 16 Hatch spiele und jedesmal gegen einen 2-Gate-Zealotrush sterbe aber gegen Gate-Core überlebe und dabei dann eine Bombeneconomy habe, dann kann ich, wenn ich Gate-Core scoute meine 16 Hatch spielen. Wenn ich immer 13 Pool 13 Gas spiele und nie was anderes gemacht hab, dann fehlt mir diese Erkenntnis.