Generell bringt politisch diskutieren online recht wenig, da man entweder nicht von seiner Meinung abrückt (alle anderen sind eh dum) oder man sich "echo chamber"-artig gegenseitig hochschaukelt, wenn das Forum recht homogen aufgebaut ist.
Trotzdem mag ich bw.de grade deswegen gerne, weil hier eine breite Streuung der Ansichten der Diskussionteilnehmer vorliegt und keine "Linie" seitens der Forenbetreiber vorgegeben wird, abseits der gebannt wird.
Bin generell ein großer Freund von freier Meinungsäußerung und ob sich hier nun der Traumwelt-Libertarianer, der Fensternazi oder der Nachwuchs-Antifa äußert sollte egal sein, solange sie ihre Ansichten hinreichend mit Argumenten untermauern können. Sonst werden sie halt ausgelacht. Gute Regelung.
Ich les übrigens z.B. auch gerne Beiträge von kritiker, er bringt halt noch mal ne andere individuelle Perspektive rein, ob das nun paranoid ist oder nicht. Außerdem verfügt er immerhin über eine bessere Diskussionkultur als diverse andere Poster, die hier nur reinschneien um großflächig alle zu beleidigen, die ihr Dogma nicht teilen. Besser jemand postet irgendwas kontroverses, was dann diskutiert wird als wenn alle sich gegenseitig auf den Rücken klopfen, weil sie die "richtige" Meinung vertreten (das heisst nicht, dass ich mit seinen Thesen übereinstimme).
Ein anderes Forum, was ich häufig mal frequentiere ist rpgcodex, was vom Ton her quasi einem boardweitem OT entspricht, allerdings hochwertige Diskussionen zu RPGs liefert und durch diverse ernsthaft geisteskranke Poster einen hohen Unterhaltungswert hat.
Eine Gemeinsamkeit zwischen dem Forum und (in Maßen) bw.de ist, dass man halt auch sagen kann, was man will, solange man stringent argumentiert und seine Ansichten vernünftig belegt. Sonst wird man halt beleidigt. Dort ist "free speech" allerdings noch wesentlich extremer ausgelegt, was auch viele Trolle und Gestörte anzieht (aus dem Grund ist das "Comm"-Forum auch erst nach einem Jahr zugänglich, quasi als Smurfbarriere). Das macht es natürlich auch durchaus amüsant, dort zu lesen.
Politische Bildung erfährt man dort allerdings offensichtlich nicht (auf bw.de allerdings auch nicht
).
Komisches Phänomen das die meisten Menschen, die glauben sehr intelligent zu sein, nicht in der Lage sind mit "ihresgleichen" eine vernünftige Diskussion zu führen.
Wenn man sich für sehr intelligent hält, fällt es einem natürlich auch leichter, die Meinungen der anderen einfach als "minderwertig" abzukanzeln, was dann dazu führt, dass man aneinander vorbeiredet.
Die Userbase von bw.de ist vermutlich im Schnitt sogar ziemlich klug, wir haben hier ne Menge Leute die durchaus Grips in der Birne haben. Allerdings vertreten die des Öfteren auch mal eher kontroverse "So ist das halt"-Meinungen und nehmen andere Diskussionsteilnehmer nicht für voll, was dann dazu führt, dass die Diskussion entgleist und die Gesprächspartner, die sich beide für überlegen halten, in ad hominems abrutschen.
Ernsthaft zu diskutieren ist natürlich auch sehr anstrengend, da haut man mal lieber irgendeinen inflammatorischen Kackbeitrag raus und lehnt sich zurück, man weiss ja, dass man eh Recht hat und die anderen Trottel/Nazis etc. sind. Kann ich sogar durchaus verstehen, ich diskutiere hier äußerst selten mit, weil es die Mühe meist einfach nicht wert ist.
Sieht man ja auch z.B. an Myta, der versucht immer sehr Debattierclub-artig zu diskutieren, was dann nach ein paar Beiträgen doch wieder in Bullshit endet, weil das halt sehr anstrengend ist und viele keinen Bock haben sich im Endeffekt ohne Gewinn auf sowas einzulassen (vor allem wenn man sich selbst auf dem moralischen Highground sieht und dann bemerkt, dass es aber durchaus Zeit kostet das auch überzeugend auszuartikulieren).