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Joschka Fischer Dick im Geschäft
Der ehemalige Straßenkämpfer, grüne Außenminister und Vizekanzler Joschka Fischer hat sein früheres Leben abgestreift. Als Mehrheitsgesellschafter der Berliner Beratungsfirma JF&C steht er nun im Unternehmerlager und macht Millionen mit Siemens, RWE, BMW und Rewe. Dabei hilft ihm ein Netzwerk rund um den Globus.
Irgendwann ist es dann doch so weit. Joschka Fischer, 62, Bundesaußenminister a.D., will persönlich mit der WirtschaftsWoche sprechen. Ein Elder Statesman wie er gibt nicht eben mal ein Interview, schon gar nicht unter vier Augen.
Der Ort des Ereignisses misst 210 Quadratmeter und ist eine Büroetage im zweiten Stock der Berliner Markgrafenstraße, direkt am Gendarmenmarkt. Das Gebäude in prominenter Lage beherbergt viele Mieter, zum Beispiel die Burn-out-Beratung eines „Theodor-Fliedner-Psychologie-Instituts“, aber auch die Firma Joschka Fischer Consulting, kurz: JF&C.
Der Herr über das Etablissement mit dem kryptischen Kürzel wirkt etwas abgehetzt heute, vom Berliner Straßenverkehr. Er hatte sich für 11 Uhr angekündigt an diesem spätwinterlichen Montag. Früher habe er nicht gekonnt, sagt er. Als er eintrifft, ist es 11.20 Uhr. Er scheucht eine seiner Mitarbeiterinnen, die gerade einen Kaffee trinkt, aus der Sitzecke seines großzügigen Büros mit Blick auf Deutschen und Französischen Dom, schimpft, nörgelt, grummelt, schimpft.
Pensionär mit Adressbuch
Irgendwann fängt sich der Verspätete dann aber doch. Er sagt, „Sorry, ich saß im Stau“, lässt sich in seine Sofaecke plumpsen – und wird endlich, wie er wirken will: die Beine weit von sich gestreckt, das karierte Hemd am Kragen weit offen, bemüht freundlich und bemüht jovial, wie Menschen höheren Rangs sich gegenüber Subalternen eben gern leutselig geben.
Der hier spricht, ist ein Mann, der durch viele Ämter und Rollen gehärtet, abgeklärt und gelegentlich auch entrückt ist. Er war schon viel: Fotografenlehrling ohne Abschluss, Teilzeitstudent, Buchhändler, Straßenkämpfer, Wahlkampflokomotive der Grünen, hessischer Umweltminister vereidigt in Turnschuhen, Bundestagsabgeordneter, Bundesaußenminister, Vizekanzler, das Amt des europäischen Außenministers blieb ihm am Ende verwehrt.
Nun ist er Unternehmer in Berlin mit acht Angestellten. Unternehmensberater, nennt er sich, einer, der mit den Konzernchefs dieser Welt parliert, als ob er selber einer wäre. Die Beratung von Großunternehmen auf dem Feld der „Nachhaltigkeit“ sei der Geschäftszweck seiner Firma, erklärt er. „Nachhaltigkeit“, das muss ihm keiner sagen, kommt aus der Ökobewegung und bedeutet eine Form des Wirtschaftens, die sich langfristig nicht ihrer eigenen Grundlagen beraubt – nicht der Umwelt, nicht der Mitarbeiter, nicht der Kunden, nicht der Ressourcen.
http://www.wiwo.de/unternehmen-maerkte/dick-im-geschaeft-457710/
Was soll man davon halten? Hat Fischer seine Ideale verraten und die Seiten gewechselt? Oder ist er nun endlich zur Vernunft gekommen?
Ich persönlich finde es unerklärlich. Zu seiner Zeit wurde Fischer von den Medien und der Bevölkerung umjubelt wie ein Popstar. 40-jährige erwachsene Akademiker erinnerten mich an kreischende Teenies (wobei in diesem Fall das "Kreischen" innerlich stattfand). Wie hat es dieser gewaltätige Rüpel geschaft, so sehr bewundert zu werden?
Bis 1975 war Fischer Mitglied der linksradikalen und militanten Gruppe Revolutionärer Kampf. Er beteiligte sich an mehreren Straßenschlachten mit der Polizei („Putzgruppe“), in denen Dutzende von Polizisten zum Teil schwer verletzt wurden. Ein Foto vom 7. April 1973 zeigt den mit einem schwarzen Motorradhelm vermummten Fischer und Hans-Joachim Klein, später Mitglied der Revolutionären Zellen (RZ), wie sie gemeinsam auf einen Polizisten einschlagen.[7] Als Außenminister gestand Fischer seine damalige Gewalttätigkeit ein, wollte sich aber nicht von ihr distanzieren.
Quelle: wiki
Fischers "JA" zur Gewalt war eindeutig, auch wenn angeblich spätere Reue folgte:
Quelle: wikiNachdem Fischer noch 1976 erklärt hatte „Wir können uns […] nicht einfach von den Genossen der Stadtguerilla distanzieren, weil wir uns dann von uns selbst distanzieren müssten“[11], leiteten die Ereignisse im so genannten Deutschen Herbst 1977 (Entführung und Ermordung des BDA-Präsidenten Hanns Martin Schleyer, Entführung des Flugzeugs Landshut, Suizid der RAF-Gründer) nach eigenen Angaben einen Erkenntnisprozess bei ihm ein, den er als Illusionsverlust bezeichnete, und der schließlich zu seiner Abkehr von radikalen und gewalttätigen Politikvorstellungen geführt habe.
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