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Angeregt durch folgenden Zeit-Online-Artikel Nachwuchswissenschaftler - Die Angst lehrt mit und die z.T. wirklich guten Kommentare vieler Betroffener (die entsprechend auch recht einseitig sind, aber nochmal einen guten Einblick bieten), die imho recht lesenswert sind, interessieren mich eure persönlichen Erfahrungen und Bestrebungen in Richtung akademischer Karriere.
[Sidenote, die evtl besser in den Thread zu BA/MA passen würde: der in den Kommentaren verlinkte Artikel zu Naturwissenschaftlern im Arbeitsmarkt ist krass... Wieviele Naturwissenschaftler braucht das Land ]
Für mich persönlich ist eine Promotion und anschließend evtl eine weitergehende wissenschaftliche Karriere ein durchaus erstrebenswerter Werdegang. Ich bin mir der im Artikel und den Kommentaren angesprochenen Probleme durch Einblicke in die Situation in mehreren Lehrstühlen an meiner und anderen Universitäten durchaus bewusst. Fakt ist, dass man als Doktorand locker auf seine 40 Stunden/Monat kommt, wenn man ambitioniert ist (man kann aber auch – zumindest in der Psychologie – ein sehr chilliges Leben führen, wenn man will). Dafür bekommt man bei einer halben Stelle (ohne Drittmittel oder extremes Glück zumindest bei uns für Doktoranden üblich) im Monat nen runden Tausender raus, was natürlich ein schlechter Witz ist. Dazu kommt, dass man – wie auch angesprochen – nicht jünger wird mit der Zeit und dass meiner (!) persönlichen Meinung und Erfahrung nach Erfolg in der Forschung vor allem in den unteren akademischen Hierarchiestufen auch durch einen beträchtlichen Batzen Glück/Zufall mitbestimmt ist.
Die Konkurrenz ist relativ groß, allerdings oft nicht so hochkarätig wie angenommen. Leider durch den Glücksfaktor aber ernstzunehmen. Eine Promotion zu „schaffen“ ist keine große Tat. Ich kenne niemanden, der das wirklich wollte und daran gescheitert ist. Allerdings ist der Schritt danach schon problematischer. Und hier habe ich schon viele gute Leute scheitern sehen, während sich andere mit irgendwelchem Mist durchgemogelt haben. Diese Einschätzung trägt natürlich immer auch ein beträchtliches subjektives Moment, ich könnte aber nicht sagen, dass ich diejenigen, deren Forschung ich als Müll bezeichne, weniger schätzen würde. Menschlich sind die z.T. wirklich top i.O. Ich kreide hier wirklich _nur_ die Forschung an. Ein Dozent, der mir vor zwei Jahren noch erzählte, dass schon einige Leute in seiner Abteilung am letzten Strohhalm der Hoffnung festgehalten hatten und nach einer Episode des Türenknallens in der Abteilung den Absprung in die Wirtschaft nicht mehr schafften und nun Hartz IV bekommen (was ihm natürlich nie passieren kann), knallt nun selbst mit den Türen...der befristeten Stellen sei Dank.
Wissenschaft ist zudem beim besten Willen kein sauberes Geschäft. Hat man es einmal geschafft, ein paar gute Sachen zu platzieren oder Strukturen aufzubauen, publiziert man fast wie von selbst den größten Müll in den besten Journals. „Zitierst du mich, zitier ich dich“ gehört zum Alltag.
Was sind aber die Pros? Man ist – einen guten Professor vorausgesetzt – relativ selbstständig, kann seinen Tag und seine Arbeit nach den eigenen Interessen gestalten (laut Kommentaren in anderen Disziplinen allerdings überhaupt nicht) und hat dadurch natürlich einen sehr hohen (Arbeits-)Anreiz. Außerdem hat man in der Lehre (so man sie nicht als Ballast ansieht) immer mit jungen Leuten zu tun. Man lernt immer wieder neues, was sicherlich sehr motivierend ist.
In diesem Thread soll es weniger um die politischen Möglichkeiten einer Verbesserung der Situation gehen als vielmehr um eure Erfahrungen mit der Forschung aus allen Bereichen (schreibt daher bitte den Bereich dazu). Viele sind ja als Hiwis/SHKs, selbst als Doktoranden oder auch als Promovierte (hey Hotte) mit dem Feld in Verbindung gekommen. Sind die Professoren in den Abteilungen wirklich so herrschaftlich, wie in einigen Kommentaren beschrieben? Strebt ihr eine wissenschaftliche Karriere an? Graduate School oder „reguläre“ Promotion? Oder könnt ihr euch sowas auf keinen Fall vorstellen? Und warum? Würdet ihr es erwägen, in ein anderes Land zu gehen, um dort von einer besseren Forschungs-Atmosphäre und mehr Möglichkeiten zu profitieren (persönliche Erfahrungen damit, wie es in anderen Ländern aussieht, sind auch gern gelesen)? Oder würdet ihr jedem abraten, der einen solchen Weg einschlagen möchte, weil ihr es für illusorisch, blind und dumm haltet, da Ausbeutung und schlechte Chancen?
Wär cool, wenn der ein oder andere ein wenig aus dem Nähkästchen plaudert, dann lasse ich mich bestimmt auch nochmal dazu hinreißen.
[Sidenote, die evtl besser in den Thread zu BA/MA passen würde: der in den Kommentaren verlinkte Artikel zu Naturwissenschaftlern im Arbeitsmarkt ist krass... Wieviele Naturwissenschaftler braucht das Land ]
Für mich persönlich ist eine Promotion und anschließend evtl eine weitergehende wissenschaftliche Karriere ein durchaus erstrebenswerter Werdegang. Ich bin mir der im Artikel und den Kommentaren angesprochenen Probleme durch Einblicke in die Situation in mehreren Lehrstühlen an meiner und anderen Universitäten durchaus bewusst. Fakt ist, dass man als Doktorand locker auf seine 40 Stunden/Monat kommt, wenn man ambitioniert ist (man kann aber auch – zumindest in der Psychologie – ein sehr chilliges Leben führen, wenn man will). Dafür bekommt man bei einer halben Stelle (ohne Drittmittel oder extremes Glück zumindest bei uns für Doktoranden üblich) im Monat nen runden Tausender raus, was natürlich ein schlechter Witz ist. Dazu kommt, dass man – wie auch angesprochen – nicht jünger wird mit der Zeit und dass meiner (!) persönlichen Meinung und Erfahrung nach Erfolg in der Forschung vor allem in den unteren akademischen Hierarchiestufen auch durch einen beträchtlichen Batzen Glück/Zufall mitbestimmt ist.
Die Konkurrenz ist relativ groß, allerdings oft nicht so hochkarätig wie angenommen. Leider durch den Glücksfaktor aber ernstzunehmen. Eine Promotion zu „schaffen“ ist keine große Tat. Ich kenne niemanden, der das wirklich wollte und daran gescheitert ist. Allerdings ist der Schritt danach schon problematischer. Und hier habe ich schon viele gute Leute scheitern sehen, während sich andere mit irgendwelchem Mist durchgemogelt haben. Diese Einschätzung trägt natürlich immer auch ein beträchtliches subjektives Moment, ich könnte aber nicht sagen, dass ich diejenigen, deren Forschung ich als Müll bezeichne, weniger schätzen würde. Menschlich sind die z.T. wirklich top i.O. Ich kreide hier wirklich _nur_ die Forschung an. Ein Dozent, der mir vor zwei Jahren noch erzählte, dass schon einige Leute in seiner Abteilung am letzten Strohhalm der Hoffnung festgehalten hatten und nach einer Episode des Türenknallens in der Abteilung den Absprung in die Wirtschaft nicht mehr schafften und nun Hartz IV bekommen (was ihm natürlich nie passieren kann), knallt nun selbst mit den Türen...der befristeten Stellen sei Dank.
Wissenschaft ist zudem beim besten Willen kein sauberes Geschäft. Hat man es einmal geschafft, ein paar gute Sachen zu platzieren oder Strukturen aufzubauen, publiziert man fast wie von selbst den größten Müll in den besten Journals. „Zitierst du mich, zitier ich dich“ gehört zum Alltag.
Was sind aber die Pros? Man ist – einen guten Professor vorausgesetzt – relativ selbstständig, kann seinen Tag und seine Arbeit nach den eigenen Interessen gestalten (laut Kommentaren in anderen Disziplinen allerdings überhaupt nicht) und hat dadurch natürlich einen sehr hohen (Arbeits-)Anreiz. Außerdem hat man in der Lehre (so man sie nicht als Ballast ansieht) immer mit jungen Leuten zu tun. Man lernt immer wieder neues, was sicherlich sehr motivierend ist.
In diesem Thread soll es weniger um die politischen Möglichkeiten einer Verbesserung der Situation gehen als vielmehr um eure Erfahrungen mit der Forschung aus allen Bereichen (schreibt daher bitte den Bereich dazu). Viele sind ja als Hiwis/SHKs, selbst als Doktoranden oder auch als Promovierte (hey Hotte) mit dem Feld in Verbindung gekommen. Sind die Professoren in den Abteilungen wirklich so herrschaftlich, wie in einigen Kommentaren beschrieben? Strebt ihr eine wissenschaftliche Karriere an? Graduate School oder „reguläre“ Promotion? Oder könnt ihr euch sowas auf keinen Fall vorstellen? Und warum? Würdet ihr es erwägen, in ein anderes Land zu gehen, um dort von einer besseren Forschungs-Atmosphäre und mehr Möglichkeiten zu profitieren (persönliche Erfahrungen damit, wie es in anderen Ländern aussieht, sind auch gern gelesen)? Oder würdet ihr jedem abraten, der einen solchen Weg einschlagen möchte, weil ihr es für illusorisch, blind und dumm haltet, da Ausbeutung und schlechte Chancen?
Wär cool, wenn der ein oder andere ein wenig aus dem Nähkästchen plaudert, dann lasse ich mich bestimmt auch nochmal dazu hinreißen.