Der staatlich anerkannte Arthur Schopenhauer-Thread

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Gerade liest der ein oder andere hier im Forum ja Schopenhauer. Kürzlich habe ich den Band "Über das Mitleid" aus der Reihe "Kleine Bibliothek der Weltweisheiten" gelesen und fand, dass der Band einen guten, nicht erschlagenden Einblick in die Mitleidsphilosophie gibt. Weil ich aber schon beim Lesen das Gefühl hatte, nicht alles wichtige behalten zu können, habe ich mir nebenbei Notizen gemacht. Die sind inzwischen zu einem Referat geworden und bevor auch das auf meinem PC vergammelt, eröffne ich damit nun den Schopenhauer-Thread.

Fragen/Kritik zum Text (der sicherlich sehr knapp ist, da er eher als Thesenblatt/Lese-Übersicht gedacht ist) ist hier im Thread möglich, aber weitläufig ist das Ziel eine Diskussion über Schopenhauer. Come on die young kann hier ja auch seinen Post aus dem Now Reading-Thread noch einmal posten.

Ich sehe gerade, dass das Referat doch ziemlich lang geworden ist, also poste ich erst einmal den ersten Teil (Warum die Welt die schlechteste aller möglichen ist) und kann bei Interessen ja auch noch den Rest posten.


Die Welt ist die schlechteste aller möglichen, da:
- der Schmerz ein positives, d.h. anwesendes Gefühl ist, während das Glück nur in der Negativität nachweisbar ist („Wir fühlen den Schmerz, aber nicht die Schmerzlosigkeit; (...) die Furcht, aber nicht die Sicherheit.“ S. 10)
=> Das wichtigste im Leben – Gesundheit, Jugend und Freiheit – bleibt unbemerkt, solange man es besitzt, erst wenn sie verloren sind, vermissen wir sie (S.11)
=> „Also wächst durch den Besitz das Maaß des Nothwendigen, und dadurch die Fähigkeit Schmerz zu empfinden.“
- Die Mittel gegen das Leid nicht wirken: „Klugheit (...) reicht nicht aus und wird zu Schanden. Zweitens, der Stoische Gleichmuth (...) wird er zur kynischen Entsagung, (...) sie macht uns zu Hunden.“ (S.14)
- Der Mensch rücksichtslos ist, sobald das Gesetz nicht greift, Beispiele: Sklaverei für Zucker und Kaffee, Industrialisierung
- Zufälle können ganze Leben zerstören, aber nie vollkommen glücklich machen (S.16)
- „Aber wer würde im Leben, wie es ist, ausharren, wenn der Tod minder schrecklich wäre? – Und wer könnte auch nur den Gedanken des Todes ertragen, wenn das Leben eine Freude wäre!“ (S.16)
- Die Welt kein Selbstzweck ist, das Prinzip ihres Daseins ist der grundlose blinde Wille zum Leben als Ding an sich (S. 17)
- Das Leben ist kein Geschenk, sondern eine Schuld: „Die Einforderung derselben erscheint in (...) dringenden Bedürfnisse[n], quälenden Wünsche[n] und endlose[r] Not.“ (S. 18)
- Argument des Optimisten: „Die Welt ist schön.“ Antwort: „Aber ist denn die Welt ein Guckkasten? Zu SEHEN sind diese Dinge freilich schön; aber sie zu SEYN ist ganz etwas Anderes.“ (S. 20)
- Kritik am Optimismus: Er ist das „unberechtigte Selbstlob (...) des Willens zum Leben“ und weckt einen falschen Anspruch auf Glück und Genuss (S. 25)


==> „Wäre sie [die Welt] aber noch ein wenig schlechter, so könnte sie schon nicht mehr bestehen. Folglich ist eine schlechtere, da sie nicht bestehen könnte, gar nicht möglich, sie selbst also unter den möglichen die schlechteste.“ (S. 23)
 

[fN]Leichnam

Literatur-Forum
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das klingt schonmal sehr interessant. wie gesagt, wollte ich diesen sommer unbedingt mal etwas von ihm lesen. hab mir das extra für die hellere jahreszeit aufgespart, weil der kerl mich im winter wohl nur unnötig runterziehen würde. :elefant:
aber interessant klingt das allemal, was du da angeführt hast.
 
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