SECHZEHN - Rettung der Schöpfung vor der Erschöpfung
Nichts ist in den letzten Jahren zu einer machtvolleren gesellschaftlichen Konstante geworden als die Erschöpfung. Die Zahl der Burnouts steigt stetig, Panikattacken nehmen zu, Angst im Verbund mit Depression gehört mittlerweile zur vierthäufigsten Todesursache in westlichen Industriestaaten und wird 2020 nach den Herz-Kreislauf-Erkrankungen zur zweithäufigsten aufsteigen. Mehr als ein Viertel der Europäer leiden an den zwölf häufigsten psychischen Krankheiten; 70 Prozent der Krankschreibungen in Deutschland gehen auf psychische Erkrankungen zurück.
Die spätmoderne Wirtschaftsgesamtgemeinschaft ist auch eine Ansammlung von Sozialphobikern und Angstpatienten mit prototypischem Karriereverlauf: Druckzuwachs, Überlastung, Selbstüberschätzung, Stresspegelüberschreitung, Panikattacke, Angst vor Menschen, Angst vor Massen, Angst in Zügen, U-Bahnen, Flugzeugen, Todesangst, soziale Isolation, Angst vor der Angst. Aussteigen aus einem verselbstständigten System pathologischer Umstände wäre ein Akt eigentherapeutischer Klugheit, sein Selbst zu retten. Der Ausstieg wäre somit eine Selbstverlagerung: die Rettung der eigenen Schöpfung vor der Erschöpfung in eine qualitativ neue Dimension.