Der Kniefall

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Es war einmal ein König, dem es sehr wichtig war, dass ihm sein Volk auch den nötigen Respekt entgegenbrachte. Wer vor ihn hintrat, der musste untertänig auf die Knie fallen und mit der Stirn den Staub der Strasse berühren. Wer das zur Zufriedenheit seines Herrschers absolvierte, traf zu jeder Zeit auf ein offenes Ohr und ein wohlwollendes Gemüt.
Eines Tages jedoch, während einer Parade, weigerte sich ein Mann vor dem König zu knien und blieb trotzig stehen, während um ihn herum alle demütig auf den Boden sanken. Der Monarch sah es mit finsterem Blick; langsam trat er näher, dem Manne düster in die Augen schauend.

"Tust du's aus Eitelkeit?"
"Aus Stolz."
"Das ist eine Tugend, die belohnt sein will."

Da zog der König sein Schwert und hieb dem Mann den Kopf ab. Auf jene Weise berührte dieser mit der Stirn den Staub, ohne knien zu müssen und das Volk hielt es für einen guten Kompromiss, bei dem beide Seiten gewonnen hatten.

- Lucas LaCarno
 
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