Das beste/schönste Gedicht

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Augsburg/München
was ist eurer meinung nach das beste/schönste gedicht das ihr kennt?

Liebes- oder trauergedicht, stil und form egal -.-

meins ist:

Paul Celan - Todesfuge


Schwarze Milch der Frühe wir trinken sie abends
Wir trinken sie mittags und morgens wir trinken sie nachts
Wir trinken und trinken
Wir schaufeln ein Grab in den Lüften da liegt man nicht eng
Ein Mann wohnt im Haus der spielt mit den Schlangen der schreibt
Der schreibt wenn es dunkelt nach Deutschland dein goldenes Haar Margarethe
Er schreibt es und tritt vor das Haus und es Funkeln die Sterne
Er pfeift seine Rüden herbei
Er pfeift seine Juden hervor lässt schaufeln ein Grab in die Erde
Er befiehlt uns spielt auf nun zum Tanz

Schwarze Milch der Frühe wir trinken dich nachts
Wir trinken die morgens und mittags wir trinken dich abends
Wir trinken und trinken
Ein Mann wohnt im Haus der spielt mit den Schlangen der schreibt
Der schreibt wenn es dunkelt nach Deutschland dein goldenes Haar Margarethe
Deine aschenes Haar Sulamith
Wir schaufeln ein Grab in den Lüften da liegt man nicht eng

Er ruft stecht tiefer ins Erdreich ihr einen ihr andern singet und spielt
Er greift nach dem Eisen im Gurt er schwingst seine Augen sind blau
Stecht tiefer die Spaten ihr einen ihr andern spielt weiter zum Tanz auf

Schwarze Milch der Frühe wir trinken dich nachts
Wir trinken dich mittags und morgens wir trinken dich abends
Wir trinken und trinken
Ein Mann wohnt im Haus dein goldens Haar Margarethe
Dein aschenes Haar Sulamith
Er spielt mit den Schlangen

Er ruft spielt süßer den Tod der Tod ist ein Meister aus Deutschland
Er ruft spielt dunkler die Geigen dann steigt ihr als rauch in den himmel
Da habt ihr ein Grab in den Wolken da liegt man nicht eng

Schwarze Milch der Frühe wir trinken dich nachts
Wir trinken dich mittags der Tod ist ein Meister aus Deutschland
Wir trinken dich abends und morgens
Wir trinken und trinken
Der Tod ist ein Meister aus Deutschland sein Auge ist blau
Er trifft dich mit bleierner Kugel er trifft dich genau
Ein Mann wohnt im Haus dein goldenes Haar Margarethe
Er hetzt seine Rüden auf uns er schenkt uns ein Grab in der Luft
Er spielt mit den Schlangen und träumet der Tod ist ein Meister aus Deutschland
Dein goldenes Haar Margarethe
Dein aschenes Haar Sulamith
 
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wie immer:

Joseph Freiherr von Eichendorff 1788 - 1857 : Mondnacht


Mondnacht

Es war, als hätt der Himmel
Die Erde still geküßt,
Daß sie im Blütenschimmer
Von ihm nun träumen müßt.

Die Luft ging durch die Felder,
Die Ähren wogten sacht,
Es rauschten leis die Wälder,
So sternklar war die Nacht.

Und meine Seele spannte
Weit ihre Flügel aus,
Flog durch die stillen Lande,
Als flöge sie nach Haus.
 
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Kleine Aster

Ein ersoffener Bierfahrer wurde auf den Tisch gestemmt.
Irgendeiner hatte ihm eine dunkelhellila Aster
zwischen die Zähne geklemmt.
Als ich von der Brust aus
unter der Haut
mit einem langen Messer
Zunge und Gaumen herausschnitt,
muß ich sie angestoßen haben, denn sie glitt
in das nebenliegende Gehirn.
Ich packte sie ihm in die Brusthöhle
zwischen die Holzwolle,
als man zunähte.
Trinke dich satt in deiner Vase!
Ruhe sanft,
kleine Aster!


Gottfried Benn (1912)

!
 

Franzmann2

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lol wie ich diesen morgue dreck hasse. und besonders die todesfuge ist mir schon in der schule aufgestossen. da rautier ich lieber ahja.
 
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John Maynard von Theodor Fontane.
Meine subjektive Meinung ist aber wohl ein wenig beeinflußt, da ich mich für Schiffe und Seefahrt interessiere.


John Maynard!
"Wer ist John Maynard?"
"John Maynard war unser Steuermann,
Aus hielt er, bis er das Ufer gewann,
Er hat uns gerettet, er trägt die Kron',
Er starb für uns, unsre Liebe sein Lohn.
John Maynard."

Die "Schwalbe" fliegt über den Eriesee,
Gischt schäumt um den Bug wie Flocken von Schnee,
Von Detroit fliegt sie nach Buffalo -
Die Herzen aber sind frei und froh,
Und die Passagiere mit Kindern und Fraun
Im Dämmerlicht schon das Ufer schaun,
Und plaudernd an John Maynard heran
Tritt alles: "Wie weit noch, Steuermann?"
Der schaut nach vorn und schaut in die Rund':
"Noch dreißig Minuten... Halbe Stund".

Alle Herzen sind froh, alle Herzen sind frei -
Da klingt's aus dem Schiffsraum her wie Schrei,
"Feuer!" war es, was da klang,
Ein Qualm aus Kajüt' und Luke drang,
Ein Qualm, dann Flammen lichterloh,
Und noch zwanzig Minuten bis Buffalo.

Und die Passagiere, buntgemengt,
Am Bugspriet stehn sie zusammengedrängt,
Am Bugspriet vorn ist noch Luft und Licht,
Am Steuer aber lagert sich's dicht,
Und ein Jammern wird laut: "Wo sind wir? wo?"
Und noch fünfzehn Minuten bis Buffalo.

Der Zugwind wächst, doch die Qualmwolke steht,
Der Kapitän nach dem Steuer späht,
Er sieht nicht mehr seinen Steuermann,
Aber durchs Sprachrohr fragt er an:
"Noch da, John Maynard?"
"Ja, Herr. Ich bin."
"Auf den Strand! In die Brandung!"
"Ich halte drauf hin."
Und das Schiffsvolk jubelt: "Halt aus! Hallo!"
Und noch zehn Minuten bis Buffalo.

"Noch da, John Maynard?" Und Antwort schallt's
Mit ersterbender Stimme: "Ja, Herr, ich halt's!"
Und in die Brandung, was Klippe, was Stein,
Jagt er die "Schwalbe" mitten hinein.
Soll Rettung kommen, so kommt sie nur so.
Rettung: der Strand von Buffalo.

Das Schiff geborsten. Das Feuer verschwelt.
Gerettet alle. Nur einer fehlt!

Alle Glocken gehn; ihre Töne schwell'n
Himmelan aus Kirchen und Kapell'n,
Ein Klingen und Läuten, sonst schweigt die Stadt,
Ein Dienst nur, den sie heute hat:
Zehntausend folgen oder mehr,
Und kein Aug' im Zuge, das tränenleer.

Sie lassen den Sarg in Blumen hinab,
Mit Blumen schließen sie das Grab,
Und mit goldner Schrift in den Marmorstein
Schreibt die Stadt ihren Dankspruch ein:
"Hier ruht John Maynard! In Qualm und Brand
Hielt er das Steuer fest in der Hand,
Er hat uns gerettet, er trägt die Kron',
Er starb für uns, unsre Liebe sein Lohn.
John Maynard."

Ach ja, edit: Natürlich Copy'n'Paste, ich kann kein Gedicht auswendig :-(
 
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ich hatte schonmal einen thread eröffnet in dem die suche nach einem gedicht war.. es hieß soweit ich weiß "phoenix".. ein textfragment war afaik "der phoenix stieg aus seiner asche" oder irgendwas in der art. arrrghh




8[[[8
 

Zar von Bar2

Guest
Original geschrieben von MickT
ich hatte schonmal einen thread eröffnet in dem die suche nach einem gedicht war.. es hieß soweit ich weiß "phoenix".. ein textfragment war afaik "der phoenix stieg aus seiner asche" oder irgendwas in der art. arrrghh




8[[[8
Das ist natürlich eine sehr präzise Beschreibung. :ugly:
 

The Mate

Guest
Ich musste mal im Deu LK die Todesfuge interpretieren. Ich habe es gehasst. Aber sind schon ein paar schöne Gedichte mit dabei.

Ich hab auch eins, was mir gefällt:

The Poem

Roses are red,
Violets are blue.
Some poems rhyme,
this one doesn't.


MfG Mate
 
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Original geschrieben von Windfall

Das ist natürlich eine sehr präzise Beschreibung. :ugly:

das ist alles was ich weiß, und deswegen werd ich das gedicht wahrscheinlich nie wieder finden 8[
 

The Mate

Guest
kannst du dich noch dran erinnern, ob es sehr altertümlich geschrieben wurde?
oder eher mit neumodischen wörtern?
 
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hm, das gedicht war nicht sehr lang.. ist soweit ich mich entsinnen kann eher normal geschrieben. ein volk kam auch drin vor, welches den phoenix erwürdig betrachtete oder sowas in der art
 

trained

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Prometheus

Bedecke deinen Himmel, Zeus,
Mit Wolkendunst
Und übe, dem Knaben gleich,
Der Disteln köpft,
An Eichen dich und Bergeshöhn;
Mußt mir meine Erde
Doch lassen stehn
Und meine Hütte, die du nicht gebaut,
Und meinen Herd,
Um dessen Glut
Du mich beneidest.

Ich kenne nichts Ärmeres
Unter der Sonn als euch, Götter!
Ihr nähret kümmerlich
Von Opfersteuern
Und Gebetshauch
Eure Majestät
Und darbtet, wären
Nicht Kinder und Bettler
Hoffnungsvolle Toren.

Da ich ein Kind war,
Nicht wußte, wo aus noch ein,
Kehrt ich mein verirrtes Auge
Zur Sonne, als wenn drüber wär
Ein Ohr, zu hören meine Klage,
Ein Herz wie meins,
Sich des Bedrängten zu erbarmen.

Wer half mir
Wider der Titanen Übermut?
Wer rettete vom Tode mich,
Von Sklaverei?
Hast du nicht alles selbst vollendet,
Heilig glühend Herz?
Und glühtest jung und gut,
Betrogen, Rettungsdank
Dem Schlafenden da droben?

Ich dich ehren? Wofür?
Hast du die Schmerzen gelindert
Je des Beladenen?
Hast du die Tränen gestillet
Je des Geängsteten?
Hat nicht mich zum Manne geschmiedet
Die allmächtige Zeit
Und das ewige Schicksal,
Meine Herrn und deine?

Wähntest du etwa,
Ich sollte das Leben hassen,
In Wüsten fliehen,
Weil nicht alle
Blütenträume reiften?

Hier sitz ich, forme Menschen
Nach meinem Bilde,
Ein Geschlecht, das mir gleich sei,
Zu leiden, zu weinen,
Zu genießen und zu freuen sich,
Und dein nich zu achten,
Wie ich!

Johann Wolfgang von Goethe, 1773
 

haschischtasche

Ährenpenis
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Original geschrieben von The Mate
Ich musste mal im Deu LK die Todesfuge interpretieren. Ich habe es gehasst. Aber sind schon ein paar schöne Gedichte mit dabei.

Ich hab auch eins, was mir gefällt:

The Poem

Roses are red,
Violets are blue.
Some poems rhyme,
this one doesn't.
viel besser war ja:

Roses are red,
Violets are blue,
and all my base
are belong to you!
:ugly:



ansonsten waere mein lieblingsgedicht von walt whitman:

"O Captain! My Captain! our fearful trip is done;
The ship has weather'd every rack, the prize we sought is won;
The port is near, the bells I hear, the people all exulting,
While follow eyes the steady keel, the vessel grim and daring:

But O heart! heart! heart!
O the bleeding drops of red,
Where on the deck my Captain lies,
Fallen cold and dead.

O Captain! My Captain! rise up and hear the bells;
Rise up-for you the flag is flung-for you the bugle trills;
For you bouquets and ribbon'd wreaths-for you the shores a-crowding;
For you they call, the swaying mass, their eager faces turning:

Here Captain! dear father!
This arm beneath your head;
It is some dream that on the deck,
You've fallen cold and dead.

My Captain does not answer, his lips are pale and still;
My father does not feel my arm, he has no pulse or will;
The ship is anchor'd safe and sound, its voyage closed and done;
From fearful trip the victor ship comes in with object won:

Exult, O shores, and ring, O bells!
But I with mournful tread,
Walk the deck my Captain lies,
Fallen cold and dead."



aber ehrlich gesagt hasse ich gedichte mitlerweile. und liedtexte wollte ich aus freundlichkeit nicht posten ;)
 

CraZyYoDa

Guest
Johann Wolfgang von Goethe
Warum gabst du uns die tiefen Blicke ...
Warum gabst du uns die tiefen Blicke,
unsre Zukunft ahndungsvoll zu schaun,
unsrer Liebe, unsrem Erdenglücke
wähnend selig nimmer hinzutraun?
Warum gabst uns, Schicksal, die Gefühle,
uns einander in das Herz zu sehn,
um durch all die seltenen Gewühle
unser wahr Verhältnis auszuspähn?

Ach, so viele tausend Menschen kennen,
dumpf sich treibend, kaum ihr eigen Herz,
schweben zwecklos hin und her und rennen
hoffnungslos in unversehnen Schmerz;
jauchzen wieder, wenn der schnellen Freuden
unerwart´te Morgenröte tagt.
Nur uns armen liebevollen Beiden
ist das wechselseitge Glück versagt,
uns zu lieben, ohn uns zu verstehen,
in dem anderen zu sehen, was er nie war,
immer frisch auf Traumglück auszugehen
und zu schwanken auch in Traumgefahr.

Glücklich, den ein leerer Traum beschäftigt!
Glücklich, dem die Ahndung eitel wär!
Jede Gegenwart und jeder Blick bekräftigt
Traum und Ahndung leider uns noch mehr.
Sag, was will das Schicksal uns bereiten?
Sag, wie band es uns so rein genau?
Ach, du warst in abgelebten Zeiten
meine Schwester oder meine Frau.

Kanntest jeden Zug in meinem Wesen,
spähtest, wie die reinste Nerve klingt,
konntest mich mit einem Blicke lesen,
den so schwerlich ein sterblich Aug durchdringt;
tropftest Mäßigung dem heißen Blute,
richtetest den wilden irren Lauf,
und in deinen Engelsarmen ruhte
die zerstörte Brust sich wieder auf;
hieltest zauberleicht ihn angebunden
und vergaukeltest ihm manchen Tag.
Welche Seligkeit glich jenen Wonnestunden,
da er dankbar dir zu Füßen lag,
fühlt´ sein Herz an deinem Herzen schwellen,
fühlte sich in deinem Auge gut,
alle seine Sinne sich erhellen
und beruhigen sein brausend Blut!

Und von allem dem schwebt ein Erinnern
nur noch um das ungewisse Herz,
fühlt die alte Wahrheit ewig gleich im Innern,
und der neue Zustand wird ihm Schmerz.
Und wir scheinen uns nur halb beseelet,
dämmernd ist um uns der hellste Tag.
Glücklich, dass das Schicksal, das uns quälet,
uns doch nicht verändern mag!

Neben einigen werken von Shakespeare DAS schönste Liebesgedicht
 

CraZyYoDa

Guest
VOn Hesse auch ein tolles Werk

Gestutzte Eiche

Wie haben sie dich, Baum, verschnitten,
Wie stehst du fremd und sonderbar!
Wie hast du hundertmal gelitten,
Bis nichts in dir als Trotz und Wille war!
Ich bin wie du, mit dem verschnitttnen,
Gequälten Leben brech ich nicht
Und tauche täglich aus durchlittnen
Roheiten neu die Stirn ins Licht.
Was in mir weich und zart gewesen,
Hat mir die Welt zu Tod gehönt,
Doch unzerstörbar ist mein Wesen,
Ich bin zufrieden, bin versöhnt,
Geduldig neue Blätter treib ich
Aus Ästen hundertmal zerspellt,
Und allem Weh zum Trotze bleib ich
Verliebt in die verrückte Welt
 

CraZyYoDa

Guest
Weil ich mich nicht entscheiden kann noch 2 Werke von Hesse :(
Glück


Solang du nach dem Glücke jagst,
Bist du nicht reif zum Glücklichsein,
Und wäre alles Liebste dein.

Solang du um Verlornes klagst
Und Ziele hast und rastlos bist,
Weißt du noch nicht, was Friede ist.

Erst wenn du jedem Wunsch entsagt,
Nicht Ziel mehr noch Begehren kennst,
Das Glück nicht mehr mit Namen nennst,

Dann reicht dir des Geschehens flut
Nicht mehr ans Herz, und deine Seele ruht.

Stufen

Wie jede Blüte welkt und jede Jugend
Dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe,
Blüht jede Weisheit auch und jede Tugend
Zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern.
Es muß das Herz bei jedem Lebensrufe
Bereit zum Abschied sein und Neubeginne,
Um sich in Tapferkeit und ohne Trauern
In andre, neue Bindungen zu geben.
Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
Der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.

Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten,
An keinem wie an einer Heimat hängen,
Der Weltgeist will nicht fesseln und uns engen,
Er will uns Stuf' um Stufe heben, weiten.
Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise
Und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen,
Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise,
Mag lähmender Gewöhnung sich entraffen.

Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde
Uns neuen Räumen jung entgegensenden,
Des Lebens Ruf an uns wird niemals enden ...
Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!
 

MordredXiC

BWCL-Wettmeister Saison XII
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07.07.2002
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kann mich nicht genau festlegen, aber irgendwas von rilke
wahrscheinlich das hier

Rainer Maria Rilke << ~ >>


Ich lebe mein Leben in wachsenden Ringen,
die sich über die Dinge ziehen.
Ich werde den letzten vielleicht nicht vollbringen,
aber versuchen will ich ihn.

Ich kreise um Gott, um den uralten Turm,
und ich kreise jahrtausendelang;
und ich weiß noch nicht: bin ich ein Falke, ein Sturm
oder ein großer Gesang.


was ich sehr genial finde, ist das rilke-projekt, falls das einer kennt
www.rilke-projekt.de
berühmte deutsche künstler tragen zu musik gedichte von rilke vor, einfach genial !
 
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14.07.2004
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das elend hat viele gesichter; wie gefällt dir meins?

...hab ich so aufgeschnappt im radio... :)
 
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Am liebsten habe ich diverse Stellen aus dem Faust, von Hesse hatte ich auch mal schöne Gedichte gelesen, hab aber vergessen wie die heißen und eins von Nietzsche ist auch noch sehr kraftvoll. Auch gefällt mir eins von Fontane über Bismarck, ich find's aber grade nicht, also schreib ich's mal auswendig auf (net unbedingt 100% richtig...). Es ist sehr euphorisch, da es 1871 geschrieben wurde, es ist freilich daher auch etwas verfälschend und dennoch gut geeignet, um daran die Ereignisse von ~ 1850 - 1871 aufzurollen.




in lockenfülle das blonde haar
allzeit im sattel und siebzehn jahr
im fluge weltein und nie zurück
wer ist der reiter nach dem glück?
jung-bismarck

was ist das glück? ist's gold?
ist's ehr? ist's ist's? ist's liebe? nein, das glück ist mehr.
noch liegt es im dämmer erkennbar kaum
aber er sieht es in seinem traum
jung-bismarck

was ist's das er im traume sah?
am brunnen sitzt germania
zween eimer wechseln,
der eine fällt, der andere steigt
wer ist's der ihn hält?
jung-bismarck

und neue bilder, ein schloß, ein saal
was blitzt nicht von golde, das blitzt vion stahl
einer dem barbarossa gleicht
wer ist's, der ihm die krone reicht?
jung-bismarck

was ist das glück? ist's gold?
ist's ehr? ist's ist's? ist's liebe? nein, das glück ist mehr.
leben und sterben dem vaterlande
gott segne fürder deine hand
jung-bismarck!
 
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14.07.2004
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kennt jemand melancholische gedichte in modernerem stil als faust? was von heute?

suche was in der art...
 
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Friedrich Nietzsche - Ecce Homo


Ja! Ich weiß, woher ich stamme!
Ungesättigt gleich der Flamme
Glühe und verzehr' ich mich.
Licht wird alles, was ich fasse,
Kohle alles, was ich lasse:
Flamme bin ich sicherlich.
 
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So Jungs ich veröffentliche hier mal ein selbst geschriebenes Gedicht. Ich würde mich über ein bisserl feed back freuen

(titellos)

Soschön wie ihr Haar glänzt
So leuchte mein Herz daher
So toll sie wohl mich ergänzt
Sie möchte mich nun nicht mehr

Ach ihre Stimme - wunderbar
Ach wär sie doch wieder hier
Ach ich erklär ihr alles - klar!
Aber sie kommt nie mehr zu mir

Oh lieber Gott, ich flehe dich an
Oh drehe ihre Gefühle für mich
Oh bringe sie wieder heran
Ohne sie bin ich nicht mehr ich

Was soll ich jetzt machen
Was soll ich jetzt nur tun
Wann lässt du mich lachen
Wann lässt du mich ruhen
 

Teegetraenk

Tippspielmeister WM 2006
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Original geschrieben von DisTra
kennt jemand melancholische gedichte in modernerem stil als faust? was von heute?

suche was in der art...
Ich weiß zwar nicht, was du mit "moderner" meinst, aber Georg Trakl hat ne menge melancholische gedichte geschrieben. Und zwar im irrenhaus, nachdem er im I. WK wahnsinnig geworden war.
 
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21.09.2002
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Original geschrieben von Burger-Meister
So Jungs ich veröffentliche hier mal ein selbst geschriebenes Gedicht. Ich würde mich über ein bisserl feed back freuen

Um ehrlich zu sein mag ich weder den Inhalt, noch deine Wortwahl ("toll"), noch die Metrik. Sowas kann man im Grunde in der 5. oder 6. Klasse schreiben.
Aber wenns dir Spass macht, dann hör nicht damit auf..Übung macht den Meister :)
 

DocSnugglez[FS]

Guest
ich seh gut aus und ich schlaf gern lang,
bei mir fängt frühstück erst mittags an,
ich hab sonne das ganze jahr,
du hast ihn ich hab ibiza.
:ugly:
 
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19.09.2001
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Praktisch alles von Novalis.
Hm nur was als Beispiel posten ?
Ich hol mal morgen meinen Schmöker raus und zitiere.

PS shame on you weil kein Novalis bisher 8[
 
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Abschied

"Die Krähen schrei'n
Und ziehen schwirren Flugs zur Stadt:
Bald wird es schnei'n —
Wohl dem, der jetzt noch—Heimat hat!

Nun stehst du starr,
Schaust rückwärts ach! wie lange schon!
Was bist du Narr
Vor Winters in die Welt—entflohn?

Die Welt—ein Thor
Zu tausend Wüsten stumm und kalt!
Wer Das verlor,
Was du verlorst, macht nirgends Halt.

Nun stehst du bleich,
Zur Winter-Wanderschalft verflucht,
Dem Rauche gleich,
Der stets nach kältern Himmeln sucht.

Flieg', Vogel, schnarr'
Dein Lied im Wüsten-Vogel-Ton! —
Versteck', du Narr,
Dein blutend Herz in Eis und Hohn!

Die Krähen schrei'n
Und ziehen schwirren Flugs zur Stadt:
Bald wir es schnei'n,
Weh dem, der keine Heimat hat!"


Nietzsche

(War hier auch schonmal drin.)


FRAGEN (Heinrich Heine)
Am Meer, am wüsten, nächtlichen Meer
Steht ein Jüngling-Mann,
Die Brust voller Wehmut, das Haupt voll Zweifel,
Und mit düstern Lippen fragt er die Wogen:

"O löst mir das Rätsel des Lebens,
Das qualvoll uralte Rätsel,
Worüber schon manche Häupter gegrübelt,
Häupter in Hieroglyphenmützen.
Häupter im Turban und schwarzem Barett,
Perückenhäupter und tausend andre
Arme, schwitzende Menschenhäupter -
Sag mir, was bedeutet der Mensch?
Woher ist er kommen? Wo geht er hin?
Wer wohnt dort oben auf goldenen Sternen?"

Es murmeln die Wogen ihr ewges Gemurmel,
Es wehet der Wind, es fliehen die Wolken,
Es blinken die Sterne, gleichgültig und kalt,
Und ein Narr wartet auf Antwort.
 
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