Daniel Dafoe - Gemeinschaftsvertrag

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Yo,

ich find keine verlässlichen Quellen zum Thema ob Daniel Dafoes 'Robinson Crusoe' als Ganzes eher in die Richtung Hobbes, Locke oder Rousseaus geht - hat da jemand Quellen/Informationen?

Danke schonmal

(Begründen ließe sich sicherlich die Auslegung in alle 3 Richtungen, Rousseau gibts ja auch zu hauf - aber Locke, Hobbes?)
 
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Rousseau wird wohl eher schwierig, Rousseau war ja selbst noch ein Kind, als der Roman erschienen ist, also wird sein späteres Denken wohl kaum Einfluss auf den Roman gehabt haben.
Ich hatte heute morgen gerade eine Vorlesung zu John Locke und würde es auch in Richtung seines Menschenbilds einordnen: Mensch als soziales Wesen mit Bedürfnis nach Liebe und Gerechtigkeit, Erfolg dem Tüchtigen, etc..
 

Scorn4

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Robinson Crusoe darf als ironisches Statement zu allen möglichen zeitgenössischen Themen in den Berteichen Philosophie, Politik, etc. verstanden werden und geht dahert nicht nur in diese oder jene Richtung. Wenn du jetzt wissen möchtest, was Defoe damit sagen wollte, möchte ich darauf hinweisen, dass er seine Werke äußerst zweideutig gestaltet hat, um seine Werke ansprechend für wirklich jeden zu machen. Also: selbst lesen und selbst eine Meinung bilden.

Allerdings Defoe in Verbindung mit dem Gesellschaftsvertrag zu bringen, bzw. etwas über seine Meinung zum selbigen sagen zu wollen, ist, wie mein Vorredner schon gezeigt hat, bullshit.
 
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Eh, eigentlich nicht. Rousseaus Schriften gabs zu der Zeit noch nicht ja - aber die Aspekte die er endgültig formuliert lassen sich haufenweise in Robinson Crusoe wiederfinden. Weitergehend ist die Beziehung zwischen Freitag und Crusoe die fortlaufende Diskussion zw. Hobbes (Crusoes Ängste, Erwartungen, Verderbnis (<- Rousseau)) und Freitag, welcher nach Locke (und später Rousseau) den Menschen in dem Naturzustand darstellt, durch Crusoe zur Vergesellschaftung geführt wird und endgültig das erlernte zu seinem Volk bringen will..

Also die Aussage, dass die Aspekte des Gesellschaftsvertrages nicht darin vorkommen ist einfach völlig daneben, sie spielen eine tragende Rolle. Ich hab die Geschichte in Originalfassung von Dafoe auch gelesen - konnte aber eben keine endgültige Tendenz feststellen, darum gehts mir hier.

Aber wenn Dafoe alle seine Bücher auf diese Weise distanziert und vielgefächert gestaltet hat bin ich ja beruhigt, danke soweit. Vielleicht hat ja noch jemand genauere Infos (Quellen).
 

Scorn4

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Dass deiner Meinung nach Aspekte des Gesellschaftsvertrages in Crusoe vorkommen, liegt daran, dass Rousseau nicht aus dem Nichts mit etwas radikal Neuem erschienen ist, sondern selbst auf einer Geschichte von Philosophie fußt, zu der auch Crusoe Stellung nimmt. Trotzdem kannst du das nun nicht einfach so hinstellen, die zeitlichen Probleme sind einfach zu offensichtlich. Wenn heute jemand einen Roman schreibt, werden da bestimmt nicht Aspekte von einem komplexen philosophischen Modell späterer Zeit auftauchen.

Was nun aber geht und was du evntl auch meinst, ist eine ähnliche Gedankenentwicklung zweier zeitlich getrennter Autoren in eine bestimmte Richtung. Es ist sehr gut möglich, dass an bestimmten Stellen Defoe udn Rousseau miteinander harmonieren und bis zu einem bestimmten Punkt zusammen passen. Die Formulierung "Aspekte von" geht aber deswegen nicht, weil Ursachen, Erklärungsmodelle sowie philosophische Paradigma bei Rousseau und Defoe nunmal verschieden sind. Ich wette mit dir beispielsweise, ohne das Buch gelesen zu haben, dass nirgends in Defoe wirklich ein Gesellschaftsvertrag beschrieben wird.
 
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