Berufseinstieg oder Master?

[rahji]

bw.de-Karriereberater to teh rescue,

folgende Situation:

Ich bin gerade in den letzten Zügen meines Bachelorstudienganges Angewandte Chemie (früher: Chemieingenieur) und schreibe meine Bachelorarbeit. Das ganze Studium habe ich dual bei einer mittelständischen Pharmafirma gemacht, soll heißen in den Semesterferien war ich immer arbeiten in der Firma und dort schreibe ich auch meine Abschlussarbeit. Außerdem habe ich dort bereits eine Ausbildung gemacht. Soll heißen, ich bin schon seit ~6 Jahren in der Firma. In der Firma gefällts mir eigentlich recht gut, bin durch die Ausbildung schon in vielen verschiedenen Abteilungen gewesen und bin momentan in der Forschungs- und Entwicklungsabteilung. Einziger Nachteil ist der Pendelweg von ca. 2h pro Tag je nachdem welchen Zug ich erwische.

Nun zum eigentlichen Thema: Die Zeit nach dem Studium soll geplant werden. Jetzt stellt sich für mich die Frage: mache ich noch den Master oder fang ich gleich bei der Firma an?
Für den Master spricht, dass ich durch den Master ein vollwertigeres Studium mein eigen nennen kann. Außerdem könnte ich dann nochmal ne gewisse Zeit "chillen", bevor der Ernst des Arbeitslebens wirklich losgeht. Der Masterstudiengang würde 3 Semester dauern, also auch keine unplanbar lange Zeit. Motivationstechnisch und finanziell wäre es auch kein Problem. Bisher war es so, dass mich die Firma im Bachelorstudiengang finanziell unterstützt hat, ich hab quasi ein monatliches Azubigehalt erhalten. Das würde warscheinlich wegfallen, weil die Firma nicht umbedingt Interesse daran hat, mir noch den Master zu finanzieren. In der Abteilung, in der ich mich bewerben würde, arbeiten hauptsächlich Laboranten mit mehrjähriger Berufserfahrung und Chemiker (sowohl Bachelor, Master als auch Dipl. Chemiker). Die Übernahmechancen sind recht gut, es wäre ja dumm, von der Firma mir mein Studium zu fördern und mich dann fallen zu lassen.

Ich habe bisher noch gar keine Tendenz, einen Tag will ich den Master machen, den anderen Tag will ich bei der Firma bleiben. Wahrscheinlich ist das Problem, dass ich einfach nicht weiß, was ich will. Bisher hat sich immer alles irgendwie von selbst ergeben und ich musste nie wirklich eine große Entscheidung treffen, da der Weg schon vorgegeben war. Daher fällt es mir jetzt natürlich schwer, diese Entscheidung zu treffen und würde gerne euren Input hören. Klar, es ist noch etwas Zeit, da ich erst ~Januar 2016 fertig werde, aber das Budget wird für nächstes Jahr wird schon geplant und somit auch die Stellen.

 

[Schico]

pro master. die punkte hast du eigentlich schon genannt? 1. lol bachelor, 2. noch n bisschen studieren, 3. vollzeit arbeiten wirst du schon noch dein gesamtes leben 4. du hast nur jetzt die möglichkeit ohne dich groß umstellen zu müssen eine zusätzliche universitäre qualifikation zu erwerben 5. höhere qualifikation ist immer gut 6. es sind nur 1,5 jahre 7. ein mater eröffnet dir noch weitere karrierechancen und eine bessere verhandlungsbasis

 

[deleted_24196]

Das würde warscheinlich wegfallen, weil die Firma nicht umbedingt Interesse daran hat, mir noch den Master zu finanzieren.

Deal mit der Firma aushandeln, dass du nur während der Semesterferien bezahlt wirst (wo du regulär dort arbeitest) und die restliche Zeit aus eigener Tasche finanzierst (sofern möglich).

 

[Outsider23]

Jo, würde auch mal bei der firma anfragen ob da was möglich ist, arbeit in den semesterferien z.B. sofern das zeittechnisch drin ist, ansonsten werden die dich ja vermutlich auch 1,5 jahre später mit master noch nehmen, wenn die sowieso allerhand master, dipl. chemiker beschäftigen und du nach 6 jahren in der firma schon "eingelernt" bist und alles kennst.
Wenn die sagen entweder jetzt oder garnicht die huso firma vergessen und trotzdem master machen.

 

[ROOT]

ich hab bisher irgendwie immer nur das gerücht vernommen, dass man als chemiker (analog: biologe) entweder beim bachelor bleibt oder gleich promovieren sollte.

k.a. wieviel da dran ist, scheinbar beschäftigt die firma ja prinzipiell auch master/diplom-absolventen. hör dich doch bei denen vllt mal um. es könnte halt sein, dass dir der master wenn du am ende ohnehin in der firma bleibst auch nicht mehr bringt als der bachelor.

 

[SirTheShadow]

Sind die Aussichten als Chemiker nicht generell eher nicht so toll? In dem Fall wäre es wahrscheinlich die bessere Idee bei der Firma zu bleiben, wenn halt ne Kompromisslösung wirklich nicht möglich ist.

Und zu Schniko:
"4. du hast nur jetzt die möglichkeit ohne dich groß umstellen zu müssen eine zusätzliche universitäre qualifikation zu erwerben 5. höhere qualifikation ist immer gut 7. ein mater eröffnet dir noch weitere karrierechancen und eine bessere verhandlungsbasis "
Wenn du für deine Berufsaussicht den Master einfach nicht brauchst, was soll er dann bringen? Der Master lohnt sich nur, wenn er auch nen tatsächlichen karrieretechnischen Vorteil bringt und das ist nicht überall der Fall. Wie das in Chemie aussieht soll jmd mit Ahnung vom Fach (das schliesst btw explizit Studenten und Universitätsangehörige aus) beurteilen und uns mitteilen und nicht das Universitätspropaganda-Allgemeinplätzchen "Master ist generell besser". Die Aussage hört man so wirklich hauptsächlich an der Uni

 

[Schico]

Sind die Aussichten als Chemiker nicht generell eher nicht so toll? In dem Fall wäre es wahrscheinlich die bessere Idee bei der Firma zu bleiben, wenn halt ne Kompromisslösung wirklich nicht möglich ist.

Und zu Schniko:
"4. du hast nur jetzt die möglichkeit ohne dich groß umstellen zu müssen eine zusätzliche universitäre qualifikation zu erwerben 5. höhere qualifikation ist immer gut 7. ein mater eröffnet dir noch weitere karrierechancen und eine bessere verhandlungsbasis "
Wenn du für deine Berufsaussicht den Master einfach nicht brauchst, was soll er dann bringen? Der Master lohnt sich nur, wenn er auch nen tatsächlichen karrieretechnischen Vorteil bringt und das ist nicht überall der Fall. Wie das in Chemie aussieht soll jmd mit Ahnung vom Fach (das schliesst btw explizit Studenten und Universitätsangehörige aus) beurteilen und uns mitteilen und nicht das Universitätspropaganda-Allgemeinplätzchen "Master ist generell besser". Die Aussage hört man so wirklich hauptsächlich an der Uni

klar, ein gutes pferd springt nur so hoch wie es muss. ganz grundsätzlich wird man wohl aber sagen können, dass der master in jedem fach ein mehr an möglichkeiten eröffnet - und sei es nur die (universitäre) lehre/forschung ansich als nicht zu unterschätzenden arbeitgeber.

diese ganze frage stellt sich natürlich nicht, wenn man garantieren könnte dass er mit seinem bachelor auf immer und ewig in seiner firma tätig bleiben und glücklich sein wird. vorausblickend und alle eventualitäten in betracht ziehend denke ich jedoch, dass der noch zu leistenden input für die erlangung eines diplomäquivalents für diesen gegenwert - und sei es auch nur für die visitenkarte - gut investiert wäre. bestimmte gehaltsstufen sind einfach nur mit entsprechendem abschluss erreichbar (quelle: mitarbeiter eines großen amerikanischen und international tätigen chemiekonzerns)

 

[TheGreatEisen]

ich hab bisher irgendwie immer nur das gerücht vernommen, dass man als chemiker (analog: biologe) entweder beim bachelor bleibt oder gleich promovieren sollte.

In der Tat sind die meisten Chemiker promoviert, das wird auch mehr oder weniger vorausgesetzt wenn man in der Branche einen hoch dotierten Job anstrebt. So wie ich den TE verstanden habe ist er aber kein Chemiker, sondern Ingenieur (z.B. der Verfahrenstechnik?), bei denen ist die Promotion keineswegs Einstellungsvoraussetzung.

Ansonsten #Schniko und wtf, was für einen Master bekommt man denn in 1,5 Jahren? Ganz klar, immer möglichst den maximalen Bildungsabschluss mitnehmen. Die einzige Frage ist, ob es sich bei der Firma lohnt, wenn diese offensichtlich kein Interesse daran hat.

 

[Stirling]

Pro Master. So einfach wie direkt nach dem bachelor fällt einem das masterstudium nie wieder. Und wenn du in Zukunft vielleicht doch mal Aufstiegsambitionen in Richtung Personalverantwortung hast, kann der Master, je nach unternehmen, eben doch mal ganz schnell ziemlich wichtig werden. (und gehe bitte nicht davon aus, dass du 40 Jahre bei deiner jetzigen Firma bleibst)

 

[ElBollo]

Master, arbeiten kannst Du noch den Rest Deines Lebens!

 

[Moranthir]

falscher thread, löschen plz.


aber mach den master, wenn motivation und skill (noch) vorhanden sind. was ne frage.

 

[Humanyou2]

hab jetzt die beiträge nur grob überflogen, aber wie alt bist du eigentlich?
da du schon eine ausbildung gemacht hast, könntest du gute chancen auf elternunabhängiges bafög haben, vorrausgesetzt du hast kein sonderlich hohes eigenvermögen.

 

[rahji]

bin 26. und ja ich bin nach dem Studium eher Chemieingenieur als Chemiker.

 

[schlaef3r]

kp gerade wie es bei Chemieingenieuren genauer ist, aber Chemie Bachelor sind schlechtere Laboranten, wobei du mit Berufserfahrung anderen Bacholoranten deutlich überlegen bist. Wäg mal ab, ob du Interesse jenseits von den Grundlagen hast und bessere Aufstiegschancen haben willst oder den sicheren Job. Wenn ich auf Jobbörsen schaue, gibt es sehr viele Gesuche für Chemieingenieure/Verfahrenstechniker mit Masterabschluss, die im Notfall auch Chemiker mit passender Vertiefung nehmen.

 

[Mackiavelli]

Ja, du solltest dir erstmal überlegen was du willst.
Wenn du sowieso in deiner Bude bleiben willst und die dich als Bachelor nehmen wollen, dann kannst du dir den Master schenken und gleich dort arbeiten. Oder gibt es für Master-Absolventen bessere Veträge mit höherem Gehalt?
Oder willst du später in eine höhere Position oder in ein anderes Unternehmen und bringt dir der Master dafür Vorteile?
Diese Fragen kannst du mit Recherche selbst beantworten und dann kommen zwei Optionen raus die du klar nebeneinander legen und dich für eine entscheiden kannst.

 

[Xantos2]

Ggf. könntest du bei der Firma anfangen, und dann nach 1-2 Jahren noch den Master drauflegen.
Vielleicht würde er dir dann sogar (mit-)finanziert?
Kannst ja dazu mal die Personalabteilung befragen.

 

[Albstein]

Pro Master. So einfach wie direkt nach dem bachelor fällt einem das masterstudium nie wieder. Und wenn du in Zukunft vielleicht doch mal Aufstiegsambitionen in Richtung Personalverantwortung hast, kann der Master, je nach unternehmen, eben doch mal ganz schnell ziemlich wichtig werden. (und gehe bitte nicht davon aus, dass du 40 Jahre bei deiner jetzigen Firma bleibst)

This. Mach definitiv Master.

 

[DeXtrOsE]

Ich find der Master wird überbewertet. Berufserfahrung > Studium.
Wenn du dich gut im Job anstellst, wird diese Entscheidung wahrscheinlich dein Lebenseinkommen maximieren. Also der Karriereweg muss nicht unbedingt über exzessives Studieren erfolgen.

Ich arbeite in einem internationalen Elektronikkonzern, und bei uns sind Titel ziemlich irrelevant. Solange du dich gut anstellst und Managerfähigkeiten hast, kannst du es auch mit einem Bachelor weit bringen.

Während des Masters chillen? Wenn du an einer gescheiten Uni bist, wird das kaum der Fall sein. Du wirst wahrscheinlich härter büffeln müssen als auf Arbeit.

 

[rahji]

Update:
Ich mache jetzt den Master gesponsert von der Firma. Nach genügend Quengeln, Nachfragen und Verhandeln hab ich das Beste rausgeholt. Das ganze läuft so, dass ich während des Semesters wie ein normaler Student studiere mit der Ausnahme, dass ich das Masteprojekt (1 Tag in der Woche an einem Projekt arbeiten; über das Projekt am Ende Bericht schreiben und Vortrag halten) in der Firma mache. In den Semesterferien werd ich auch in der Firma sein. Das Ganze wird abgerundet durch ein monatliches Gehalt, dass noch verhandelt wird und sich im Bereich eines besseren Azubigehalts bewegt. Studieren und Geld verdienen, was will man mehr.
Montag fix noch die Immatrikulationsunterlagen abgeben und dann gehts ab März wieder mit studieren looos.

 

[Shihatsu]

Direkt danach Doktor-titel - den brauch man hier im OT

 

[Bier Bauch]

auf jeden fall master
3 semester sind nichts (lol was soll das überhaupt für ein master sein? )
mit bakk bist du bei jobwechsel gef0ckt, außerdem wirst du ja auch weiterhin bei der pharmafirma schaffen können um nach deinem master umso dickere gehaltsforderungen zu stellen

 

[ElBollo]

Unbedingt den Master machen, Du weisst nicht was die Zukunft bringt und die 1,5 Jahre sind nichts zum Vergleich Bachelor/Master im späteren Berufsleben. HAben ist sowieso besser als brauchen und arbeiten kannste noch den Rest Deines Lebens. Irgendwie kannst Du da sicher was aushandeln mit Deiner Firma für die nächsten 1,5 Jahre, wenn Du glaubhaft darlegen kannst das Du das unbedingt willst und auch flott durchziehst.

Wenn Du da eh bleiben willst wäre sogar ein Deal denkbar, bei dem die Firma dich wie bisher weiterbezahlt und Du im Gegenzug dich direkt verpflichtest nach dem Master bei denen zu Arbeiten (also quasi jetzt schon den Arbeitsvertrag für 2018 fest machen, im allgemeinen sind das dann 5 Jahre Bindung, wenn Du früher gehst musst Du antelig die Gelder zurückzahlen, imho 20% pro Jahr das Du früher gehst).
Andererseits birgt diese frühe Bindung für Dich natürlich auch gewisse Risiken (Gehalt jetzt schon geregelt ohne zu wissen was in 2 jahren ist), kann aber auch entspannend sein wenn Du weisst, dass es ohne viel Stress vom Master in den Job geht.

Dennoch unbedingt den Master machen!

 

[Bier Bauch]

@bollo - den deal hat er schon, siehe 3 posts weiter oben

 

[ElBollo]

@bollo - den deal hat er schon, siehe 3 posts weiter oben

Urks, dann sorry für das nur überfliegen. Ich denke dann sind aber die Weichen gestellt. Warum sollte man dann den Master nicht machen?

 

[Moranthir]

Hast du den erwähnten Post auch jetzt nicht gelesen?

Gz rahji, klingt gut.

Spoiler

Bestimmt findest du auch dort eine Möglichkeit einfach mittendrin unerkannt zu verschwinden, deine Kollegen nach dir suchen zu lassen, um am nächsten Tag wieder aufzutauchen und so zu tun, als wärst du nie weg gewesen.