Altersvorsorge

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Grundannahmen:
  • Das Rentenniveau wird weiter absinken. Altersarmut droht. Vorsorge ist also wichtig.
  • Sparbücher geben keine Zinsen mehr
  • "Finanzprodukte", die von Banken und Versicherungen verkauft werden haben oft horrend hohe Gebühren.

Wie also reagieren?
Es gibt zwei Hebel:

1. Sparen. Damit legt man Geld zurück fürs Alter und reduziert gleichzeitig seine Ausgaben (so dass man mit weniger Rente und Erspartem im Alter auskommt ohne einen drastischen Einkommensrückgang zu erleben.

2. Anlegen. Hier funktionieren die klassischen deutschen Rezepte nicht mehr (Kapitallebensversicherung, Sparbuch etc.). Dazu auch unten ein beispielhafter Artikel und einige Zitate daraus.

Zum Sparen:
  • Was oft hilft ist, Einnahmen und Ausgaben zu tracken. Und sich dann Budgets für bestimmte Kategorien zu sezten.
  • Psychologischer "Trick": Fixe Sparquote am Monatsanfang auf ein separates Konto überweisen. Und mit dem Rest auskommen. Ist für viele leichter als sich zu zwingen, diesen Betrag übrigzulassen.
  • mMn ist das absolute Minimum an Sparquote 10% des Nettoeinkommens - besser sind 20-30%. Es gibt natürlich Ausnahmesituationen wie Arbeitslosigkeit.

Zum Anlegen:
  • Das Wichtigste: Information! Das Thema ist so wichtig, dass es sich für jeden lohnt, zu recherchieren / ein Buch zu lesen etc. -- nicht nur auf 1 Quelle (auch nicht mich) vertrauen. Schon gar nicht, wenn es Berater von einer Bank oder Versicherung oder Vermögensberatung sind, die fast immer davon profitieren, wenn sie euch gebührenteure Produkte andrehen.
  • 2-3 Monatsnettogehälter als Notfallreserve auf einem Sparbuch zu haben, macht Sinn.
  • Aktien sind ein unverzichtbarer Bestandteil langfristiger Anlagestrategien. Allrdings sollte man das Geld mindestens 10, besser 20-30 Jahre liegen lassen können. Wer also in 5 Jahren ein Haus kaufen will, der sollte gut abwägen.
  • Riester, Rürup kann Sinn machen. Allerdings quasi nur wegen des Steuervorteils. Genau durchrechnen, die Gebühren sind oft hoch, insb. in der Anfangsphase.
  • Betriebliche Altersvorsorge macht oft Sinn, insb. wenn der Arbeitgeber etwas dazugibt.
  • Kapitallebensversicherungen würde ich abraten. Wer seine Angehörigen absichern möchte, der sollte lieber eine reine Lebensversicherung abschließen statt des Mischproduktes. Ältere Lebensversicherungen sollte man oft weiterlaufen lassen - weil die Zinsen noch höher sind und weil die Gebühren oft überproportional am Anfang der Laufzeit anfallen.
  • Die eigene Immobilie würde ich oft eher als "Anreiz zum Sparen" bezeichnen, d.h. wer eine Hypothek habt, tilgt oft mehr als er sonst sparen würde. Bei "Mieten vs Kaufen" ist aber oft Mieten nicht schlechter, wenn man die Differenz sinnvoll anlegt. "Risiko" beim Kaufen ist, dass man schon früh im Leben eine "Traumwohnung/-Haus" hat -- d.h. insgesamt mehr Geld ausgibt, weil man sich das teure Bad, die teure Küche, und 20m² mehr gönnt. Kann man machen, sollte es aber nicht als Altersvorsorge-Move sehen, sondern als Lifestyle-Ausgabe.

Zu Aktien:
  • Aktien haben einen schlechten Ruf. Der ist aber unverdient & beruht auf der deutschen Risikoaversion.
  • Wichtig ist hier, nicht zu spekulieren, sondern zu investieren.
  • D.h. Bereitschaft, zum langfristigen Halten (10, 20 Jahre oder bis zur Rente) & nicht Verkaufen nach 2-3 Jahren.
  • Auch sollte man als Laie keine Einzelaktien kaufen. Die haben viel höhere Schwankungen als ein Mischportfolio aus Aktien.
  • Solche Mischportfolios kann man günstig erwerben über sogenannte Index-ETFs (Exchange Traded Funds). Diese bilden Aktien-Indizes wie z.B. DAX, Dow Jones oder S&P500 ab.
  • Für den Durchschnittsdeutschen ist ein ETF-Sparplan bei einem günstigen Broker mMn die beste und einfachste Lösung. Jeden Monat investiert man den gleichen Betrag in einige Index-ETFs.
  • Wichtig: Wahl des richtigen (kostengünstigen) Brokers & Wahl der richtigen (kostengünstigen) ETFs. Gebührenvergleich lohnt - Sparkasse-Broker ist z.B. relativ teuer. Bei ETFs sollte man sich zumindest insoweit einarbeiten, bis man die Begriffe "thesaurierend", "ausschüttend", "steuereinfach", "replizierend", "swap-basiert" und "Total Cost Ratio" versteht. Das ist etwas Arbeit - aber nicht mega-komplex.
  • Gute Suchmaschine für ETFs: justetf.com - erlaubt auf gefilterte Suchen wie z.B. "Kostenlos sparplanfähig bei Broker ABC".

Mein Standard-Rat für Absolventen:
  • Fang mit einer ambitionierten Sparrate an. Gerade wo du den Lebensstandard eines Studenten gewohnt bist und (vermutlich) noch keine Kinder hast, fällt es dir jetzt leichter, deine Ausgaben klein zu halten und eine hohe Sparrate zu haben.
  • Früh anfangen bringt dir Vorteile über Zins und Zinseszins. Aber auch., dass du früh mit dem Thema Erfahrung sammelst. Außerdem verhindert eine frühe Sparrate, dass man direkt die volle "Lifestyle-Inflation" mitmacht -- d.h. seine Ausgaben immer dem neuen, höheren Gehalt anpasst (10m² größere Wohnung, Neuwagen statt Gebraucht, Gucci statt H&M, BMW statt Volvo etc.
  • Buch deine Sparrate am Monatsersten immer auf ein separates Konto.
  • Bau dir erstmal einen Notfall-Puffer von 3 Monatsausgaben auf. Nutze die Zeit, um dich über Anlage, Broker etc. mehr zu informieren.
  • Sobald du dein Notfallpolster hast, kaufe jeden Monat Aktien bei einem kostengünstigen Broker.
  • Kauf keine Einzelaktien, sondern nimm ein möglichst diversifiziertes Portfolio über kostengünstige ETFs. Gewichte nicht Deutschland über (a la "DAX ETF schon mal 50%") - du bist als Deutscher so schon dem Risiko der deutschen Wirtschaft stärker ausgesetzt.
  • Ein guter Startpunkt als Einsteigerportfolio kann sein: 70% MSCI World, 30% MSCI Emerging Markets. In thesaurierenden, steuereinfachen, swap-basierten, günstigen ETFs. Aber triff die Entscheidung erst, wenn du dir aus mehreren Quellen selbst Wissen angelesen hast.
  • Falls du dir recht sicher bist, dass du ein Eigenheim erwerben willst: Plane frühzeitig, wann du wieviel Cash brauchst für den Eigenanteil bei deiner Hypothek. Du solltest dafür keine Aktien zu einem möglicherweise ungünstigen Zeitpunkt verkaufen müssen.

---

http://www.welt.de/finanzen/article...sen-machen-Sparer-einen-schlimmen-Fehler.html

Nachdem der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB) die x-te Frage zum Leiden der deutschen Sparer wegen seiner Nullzinspolitik beantwortet hatte, verkündete er leicht gereizt: "Die Sparer müssen ihr Geld nicht nur auf dem Sparbuch anlegen, sondern haben auch andere Möglichkeiten."
[...]
In diesem Fall hätten die deutschen Sparer dringend zuhören sollen. Denn in der nun schon länger währenden Ära der Niedrigzinsen bekommen sie die Quittung für das typisch deutsche Sparverhalten. Vor allem droht einer ganzen Generation der Weg in die Altersarmut, sollten die Deutschen nicht rasch in ihren Geldangelegenheiten umsteuern.

Die Deutschen verkaufen im großen Stil Aktienfonds und kaufen Produkte, die in erster Linie die Anbieter reich machen, deren Nutzen für die Anleger in der Dauer-Niedrigzinsphase aber zweifelhaft ist.

Die Liebe der Deutschen zu den Zinsprodukten scheint nicht mehr zeitgemäß. Sie sind keine Garantie für auskömmliche Renditen mit Blick auf den Ruhestand. Im Kampf gegen Altersarmut sind Aktien offenbar die einzige Option. Die deutsche Furcht vor Volatilität können Anlageexperten ohnehin nicht nachvollziehen.
 

Gelöschtes Mitglied 683020

Guest
Vorweg: "Danke", hab es bis jetzt nur überflogen, schaue aber momentan selbst, bzw. überlege was tun nach Berufsstart. Andererseits...

1. Hab ich keine gefestigten Zukunftspläne, zudem verstärkt mit befristeter Anstellung (macht mir jetzt keine Sorge)

Daher schonmal die Frage welche Anlegeform für was. Das Thema ist Altersvorsorge, auch das sehe ich wohl etwas anders als ein Ökonom. Dazu wohl mehr. Irgendwelche Daumenregeln? Selber würde ich wohl schon lesen, aber guter Rat ist willkommen - insbesondere was zuerst, was später?
Die ersten Gehälter werden (wurden) sowieso erstmal irgendwo hingepflanzt in 0815 Manier, weil ich kein (für mich) ausreichendes Polster an Notfallreserven habe, bzw. generell ein paar Anschaffungen machen möchte (neue Möbel wären mal echt nötig).

2. Risikoabsicherung vs. Altersvorsorge:

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Grundannahmen:
  • Das Rentenniveau wird weiter absinken. Altersarmut droht. Vorsorge ist also wichtig.

Wie also reagieren?

Sehe ich jetzt aus einem ganz anderen Winkel. Klar steigt das Armutsrisiko, die Rentner werden mehr, allerdings nicht in meiner Generation, was danach passiert ist nicht absehbar. Ich predige das zwar sowieso, aber ernsthaft... die Alterspyramide wird sich fühlbar VOR meinem Tod/Rentenphase drehen. Entsprechend wir sich die Aufstellung der staatlichen Leistungen wahrscheinlich mehrmals drehen. Ist so mein Gedanke.

Außer ich erkranke, dann stecke ich das Geld doch lieber in gute Vorsorge/Pflegeversicherungen? Egal, nicht Punkt des Themas.

Generell habe ich momentan Probleme irgendwie den Sinn einer großen Investition auf Zukunft zu sehen. Du redest hier von Anlagen, ich plane ja noch nichtmal mittelfristig eine Familie, ein Haus oder sonstwas. Selbst wenn ich das täte, aus persönlicher Erfahrung weiß ich, dass 100 verschiedene Dinge alles sofort über den Haufen werfen können und man Geld mehr oder weniger schnell braucht, bzw. das Gegenteil eintritt und Geld in den Hintergrund rückt. Entsprechendes Fragezeichen erschien bei mir auch im LSZ-Thread, als die 25-jährige in ihren 70ern auf einmal 1.1 Mio. auf dem Konto hatte. Was hab ich davon? Einen goldumrahmten Rollator? :ugly:

Mag naiv klingen, aber das löst bei mir momentan die flegmatische Haltung bezüglich Anlegen/Sparen aus. Würde jetzt gerne etwas von meinem Geld haben, nicht direkt bis zu 30% meiner Gehälter nach Studium + Dauernebenjobs direkt weiterverpflanzen und auf die lange Bank schieben. Irgendwas hätte ich gerne davon.
 
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Daher schonmal die Frage welche Anlegeform für was. Das Thema ist Altersvorsorge, auch das sehe ich wohl etwas anders als ein Ökonom. Dazu wohl mehr. Irgendwelche Daumenregeln? Selber würde ich wohl schon lesen, aber guter Rat ist willkommen - insbesondere was zuerst, was später?
Die ersten Gehälter werden (wurden) sowieso erstmal irgendwo hingepflanzt in 0815 Manier, weil ich kein (für mich) ausreichendes Polster an Notfallreserven habe, bzw. generell ein paar Anschaffungen machen möchte (neue Möbel wären mal echt nötig).
Für den Notgroschen ist das Sparbuch ok, oder ein Tagesgeldkonto.
Separates Konto hat den Vorteil, dass es gedanklich leichter vom "Spending Money" zu trennen ist.
Beim Rest rede ich tatsächlich von Altersvorsorge, daher sehr langfristig.

2. Risikoabsicherung vs. Altersvorsorge:

Sehe ich jetzt aus einem ganz anderen Winkel. Klar steigt das Armutsrisiko, die Rentner werden mehr, allerdings nicht in meiner Generation, was danach passiert ist nicht absehbar. Ich predige das zwar sowieso, aber ernsthaft... die Alterspyramide wird sich fühlbar VOR meinem Tod/Rentenphase drehen. Entsprechend wir sich die Aufstellung der staatlichen Leistungen wahrscheinlich mehrmals drehen. Ist so mein Gedanke.
Was genau ist denn deine These? Bzw. was meinst du mit "mehrmals drehen"?

Außer ich erkranke, dann stecke ich das Geld doch lieber in gute Vorsorge/Pflegeversicherungen? Egal, nicht Punkt des Themas.
Pflegeversicherung kann man machen.

Meine Position zu Versicherungen im breiten Sinne ist:
Versicherungen sollten katastrophale Risiken abdecken, die man sich nicht leisten kann.
Daher Haftpflicht ("Millionenschaden") und Krankenversicherung ("Krebs") am wichtigsten.

Sinnfrei finde ich meist Hausrat, Brandschutz, Vollkasko etc. -- lieber keine unersetzbar teuren Möbel & Autos haben, und das Geld sparen.

Arbeitsunfähigkeits und Pflegeversicherung stehen für mich dazwischen.
Auf der einen Seite ist man da mit der öffentlichen Mindesversorgung schon nach unten abgesichert.
Die aber nicht geil zu finden, und diese Versicherungen zu wählen, verstehe ich daher.

Generell habe ich momentan Probleme irgendwie den Sinn einer großen Investition auf Zukunft zu sehen. Du redest hier von Anlagen, ich plane ja noch nichtmal mittelfristig eine Familie, ein Haus oder sonstwas. Selbst wenn ich das täte, aus persönlicher Erfahrung weiß ich, dass 100 verschiedene Dinge alles sofort über den Haufen werfen können und man Geld mehr oder weniger schnell braucht, bzw. das Gegenteil eintritt und Geld in den Hintergrund rückt.
Ja - für das Geld, was man ggf. in 5 Jahren braucht, würde ich keine Aktien kaufen.
Siehe Ausgangspost: "Aktien sind ein unverzichtbarer Bestandteil langfristiger Anlagestrategien. Allrdings sollte man das Geld mindestens 10, besser 20-30 Jahre liegen lassen können. Wer also in 5 Jahren ein Haus kaufen will, der sollte gut abwägen."

Allerdings: Man sollte sich überlegen, ob man tatsächlich fix planen will, ein Haus zu kaufen/bauen. Ist oft Luxus, weil man dann auch direkt "das richtige" haben will. Braucht man das schon mit 30-35?
Oder macht nicht im jungen Arbeitsleben Flexibilität (auch bzgl. Arbeitsort) mehr Sinn?

Ich glaube, für die meisten 25-jährigen Absolventen (wäre mein 0815-Beispiel) ist es besser, zu sagen: "Ich spare die nächsten Jahre erstmal auf Altersvorsorge. Und gehe davon aus, dass ich mir erst mit 40 oder so ein Haus baue oder kaufe. Ich muss halt schauen, dass ich X Jahre vor dem Kauftermin dann aufhöre Aktien zu kaufen, damit ich mir das Geld für den Eigenanteil bei der Hypothek zusammensparen kann - auf dem Tagesgeldkonto."

Ist natürlich viel persönliche Präferenz drin. Glaube aber, dass viele "jung kaufen" überbewerten. Die Transaktionskosten, wieder verkaufen zu müssen, weil man wegen Job umzieht oder später was anderes möchte, sind hoch.

Aber wer Angst vor Aktien hat, für den kann das Eigenheim ein cooler Anlass zu höherer Sparquote sein.

Entsprechendes Fragezeichen erschien bei mir auch im LSZ-Thread, als die 25-jährige in ihren 70ern auf einmal 1.1 Mio. auf dem Konto hatte. Was hab ich davon? Einen goldumrahmten Rollator? :ugly:
Das ist 1. eine Modellrechnung, und 2. für den Fall, dass man komplett vom Vermögen leben müsste (ohne Rente etc.)

Mit 70 könnte man durchaus noch 25 Jahre leben. Bei 1.1 Mio kann man relativ safe mit 70 4% pro Jahr plus Inflationsausgleich entnehmen. Sind auch grad mal €30k.

Wofür man das Geld später braucht, ist natürlich unterschiedlich.
Vielleicht, um 5 Jahre früher in Rente zu gehen.
Vielleicht für mehr Geld jedes Jahr in der Rente, um bei Rentenkürzungen trotzdem ein komfortables Alter zu haben.

Mag naiv klingen, aber das löst bei mir momentan die flegmatische Haltung bezüglich Anlegen/Sparen aus. Würde jetzt gerne etwas von meinem Geld haben, nicht direkt bis zu 30% meiner Gehälter nach Studium + Dauernebenjobs direkt weiterverpflanzen und auf die lange Bank schieben. Irgendwas hätte ich gerne davon.
Verstehe ich, und ist natürlich deine Entscheidung.

Meine Argumente wären hier:

1. Andere Menschen, die 30% netto weniger haben als du, denken ja genauso -- und werden auch glücklich. Musst du diese 30% Differenz also wirklich ausgeben, um happy zu sein ("Was vom Geld zu haben")? Oder kannst du nicht viel davon sparen?

2. Rücklagen und Ersparnisse zu haben bringt dir auch heute Zufriedenheit. Du machst dir weniger Sorgen. Ich zumindest habe mir früher oft Sorgen gemacht. "Was werde ich arbeiten? Was wenn ich keinen geilen Job finde?" etc.pp. -- heute bin ich da super relaxed.

3. Dein zukünftiges Ich hat auch Bedürfnisse und Wünsche. Heute Sparen bringt dir Flexibilität im morgen. Psychologisch neigen Menschen eher dazu, diese "lange Bank" zu stark zu discounten -- gibt zB Studien, wo viele lieber "heute €50 als in 6 Monaten €100" haben wollen. Der Mensch irrt also eher darin, zu kurzfristig zu denken. Da bewusst gegenzuhalten und langfristig zu denken und zu sparen ist also im Zweifel gut.
 
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Gelöschtes Mitglied 683020

Guest
Was genau ist denn deine These? Bzw. was meinst du mit "mehrmals drehen"?

Meine These ist, dass die nächsten 10-20 Jahre die Masse an Rentnern auf uns zukommt, die Verteilung Rentner/Arbeitstätige noch viel schiefer wird und sich danach wieder halbwegs stabilisiert. Mir ist schon klar, dass die Generation meiner Eltern (und 1-2 Kohorten davor/danach) mit minderwertigen Leistungen leben müssen, zumindest wenn man sich den momentanen Zustand des Sozialwesens so anschaut. Weniger Sorge macht mir die Rente an sich, mehr die Qualität der Pflege. Werden gute zwei Jahrzehnte voller alter Leute mit Altersleiden (wovon Krebs noch das kleinste Übel ist), die in irgendwelchen Heimen vor sich hingammeln. Spätestens ab Altersklasse 75 kenne ich keinen, der nicht irgendwie mit Medikamenten vollgepumpt wird (Blutdruck, Blasenmittel, wasweißich), eine neue Hüfte braucht, oder komplett von anderen abhängig ist, weil dement/invalide. Abgesehen davon, dass ich es für moralisch völlig falsch halte, dass man sich für Altersleiden privat absichern sollte, wäre es mir zuwider mein ganzes Leben auf so was zu sparen. V.a. da meine Generation weitaus kleiner sein wird und hoffentlich von einer besseren Struktur profitieren sollte, da die große Generation an Alten mit wenig Kindern sterben wird.

Daher auch das mit dem Alter: zwischen 60 - 70 eine Million zu haben mag nett sein, aber in den zehn Jahren müsste man schon das Geld verblasen, danach hat man effektiv kaum noch was davon. Außer man will vererben, was ich wiederum verstünde.

2. Rücklagen und Ersparnisse zu haben bringt dir auch heute Zufriedenheit. Du machst dir weniger Sorgen. Ich zumindest habe mir früher oft Sorgen gemacht. "Was werde ich arbeiten? Was wenn ich keinen geilen Job finde?" etc.pp. -- heute bin ich da super relaxed.

Meine Sorgen sahen etwas anders aus. Hatte zuhause Pflegebedürftige, hab neben dem Studium gearbeitet (selbstfinanziert), zum krönenden Abschluß meine Diplomarbeit in der Palliativstation geschrieben und jetzt das halbe Jahr nach Abschluß auch quasi andauernd gejobbt. Urlaub, Luxusanschaffungen oder sehr teure Hobbys gingen also eher wenig bis gar nicht, oder waren, wenn mal etwas Geld da war, zeitlich nicht drin. Jetzt sieht es anders aus, sobald ich meine Notreserve habe, will ich schon 2-3 Jahre lang machen was ich will, bevor ich wieder klein-klein mache. Irgendwo sollte das Investment "Studium" schon Früchte tragen. Ohne jetzt jedes Jahr eine Kreuzfahrt zu machen, oder so was. Ich bin trotzdem eher spartanisch was Freizeit angeht, bisl was wird schon über sein, die Frage ist nur was damit tun. Naja, wird sich nach nem halben Jahr Arbeit wohl zeigen, wie viel das wirklich werden wird.
 
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Ok 20-30 Jahren sind Aktien also auf jeden Fall mehr Geld wert als heute. Köstlich :rofl2:.
 
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Garantien gibt es für nichts.
Die Wahrscheinlichkeit, dass der Return auf Aktien (Dividenden + Wertsteigerungen) deutlich positiv ist auf 20-30 Jahre ist jedoch gigantisch.

Wenn du dir z.B. Indizes wie den S&P 500 anschaust, dann sind da die Dividenden nichtmal drin.
Bei den Returns musst du die aber berücksichtigen.

Verstehe mich nicht falsch:
Ich glaube auch daran, dass:
1- Die Returns in der Zukunft kleiner werden als die historischen 7% p.a. nach Inflation.
2- Man vorsichtig sein sollte und damit rechnen muss, in einer schlechten Periode in Rente zu gehen (Worst Case sowas wie: Du gehst in Rente, dann passiert der 2008-Crash).

Auch unter diesen vorsichtigen Einschränkungen ändert sich aber nichts daran, dass Aktien ein unabdingbarer Bestandteil eines langfristigen Portfolios sind.

Einige Facts & random Links:
- 94% der 10-Jahres-Perioden und 100% der 20-Jahres Perioden hatten beim S&P500 einen positiven Return (1926-2015)
- "The worst total return over a 20 year period was 54%. But the worst 30 year total return was 854%."
- "The average annual return for the worst 30-year period for the S&P 500 was 8.5 percent."

http://articles.chicagotribune.com/...stors-stock-market-double-digit-stock-returns
http://awealthofcommonsense.com/2015/11/playing-the-probabilities/
http://awealthofcommonsense.com/2016/05/deconstructing-30-year-stock-market-returns/
http://allfinancialmatters.com/2010...-dollar-cost-averaging-into-the-sp-500-index/
 
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immobilien. punkt.
ahja, und keine kinder in die welt setzen :deliver:
 
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Die Geschichte der Stocks zeigt halt aber auch, dass die Vergangenheit ein mieser Predictor für die Zukunft ist.

Am besten fährt man vermutlich mit einem gesunden Mix aus Anlageklassen. Und das bedeutet sicher nicht, den Großteil seines Geldes in ETF 70% World/ 30% EM zu stecken.

Gerade in jungen Jahren (bis ~ Mitte vierzig oder sowas) macht es sich als Vorsorge einfach auch extrem bezahlt, viel Zeit (und möglicherweise Geld) in die eigene Ausbildung und Karriere zu stecken.

Ein guter Arbeitgeber ist da einfach auch völlig unterschätzt. Gute Zusatzrenten durch den Arbeitgeber sind einfach sau geil. Und damit meine ich nicht sowas wie 08/15 betriebliche Altersvorsorge; geht besser.
 
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Garantien gibt es für nichts.
Die Wahrscheinlichkeit, dass der Return auf Aktien (Dividenden + Wertsteigerungen) deutlich positiv ist auf 20-30 Jahre ist jedoch gigantisch (...)

Versteh auch du mich nicht falsch, ich halte Aktien für clever und mittelfristig besser als Festgeld etc.
Nur dieser blinde Glaube
- es gibt bessere Produkte und deswegen wird mehr gekauft und deswegen wächst die Wirtschaft für die nächsten x Jahre
- es war in der Vergangenheit so und deswegen auch in Zukunft

ist maximal naiv. Es ist kein Kartenspiel mit einer bestimmten Varianz im Ergebnis.

Und lol @ Haus als Altersvorsorge. Schlechter geht's nicht.
 
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Jetzt mal so als ganz naiver Laie erscheint mir die Aussage, dass Aktien auch in Zukunft mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit an Wert gewinnen, aber plausibel: schließlich ist die Weltwirtschaft seit dem ersten Ackerbau, unterbrochen von mehr oder weniger kurzen Krisen, immer weiter gewachsen. Afaik wuchs die Weltwirtschaft sogar während des 2. Weltkrieges. Als noch bessere vorsorge erscheinen mir da tatsächlich nur gut erzogene Kinder.

Auf die Schnauze fallen kann man im Zweifelsfall natürlich mit allem.
 
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Dieses, und:
Selbst bei Stagnation der Weltwirtschaft hören Firmen ja nicht auf, Geld zu verdienen.
Die Returns wären natürlich schlechter, aber vom Erwartungswert deutlich >0.
 
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Hab ne kapitalgedeckte Riester und ne betriebliche aka Eichelförderung. Dazu ein aktives und ein passives Depot, diese bespare ich aber nicht regelmäßig, sondern kaufe ab und zu mal nach wenn ich daran denke, oder mir die Gelegenheit günstig erscheint.

Das funktioniert aber nur weil ich das Geld eh übrig habe. Es käme mir niemals in den Sinn heute auf etwas zu verzichten, um mir irgendwann im Alter ein Wohlstandsniveau zu sichern, das ich vielleicht eh nicht brauche.
Ich fahr 3-4 mal im Jahr in den Urlaub - meistens Backpacking in Länder, die körperlich und mental anstrengend sind. In 30 Jahren könnte ich so einen Reisestil nicht mehr durchziehen. Sicherlich, ich könnte das etwas zurückfahren. Aber ich hab jetzt die Zeit, die Energie und das Geld zu leben, also lebe ich auch jetzt.

Bei alltäglichen Ausgaben macht es natürlich trotzdem Sinn zu optimieren.
 
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Bei alltäglichen Ausgaben macht es natürlich trotzdem Sinn zu optimieren.

Genau das! Sparen ist natürlich immer gut, aber dadurch dennoch auf Dinge verzichten, die mir wirklich wichtig sind, würde ich auch nicht machen.
Das bedeutet natürlich nicht jetzt, nur weil man sie gerade hat, die Fuffies durch den Club zu werfen, aber wegen einem Ziel in 30 Jahren jetzt auf Dinge zu verzichten, no thx. Die Wette ist mir zu unsicher. Ich habe das schon mal geschrieben, aber gerne noch mal:
Scheidung, Krankheit, Unfall, Tod, Familie, Kind, undwasweissichnoch und Du kannst Deinen sauber aufgebauten Sparplan direkt den Lokus runterspülen.

Wenn ich trotz Erfüllung meiner Wünsche noch was über habe, ok. Das lege ich dann gerne weg, so diszipliniert bin ich. Die Frage stellt sich aufgrund Hauskredit derzeit aber nicht. In 10 Jahren sieht das wahrscheinlich anders aus.
 
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Und lol @ Haus als Altersvorsorge. Schlechter geht's nicht.

Was ich dazu noch sagen wollte: eine selbstgenutzte Immobilie als altersvorsorge hat einen großen Vorteil: sie steht unter besonderem Schutz. Wenn zb die Eltern pflegebedürftig werden, kann das eigene Haus nicht zum Unterhalt herangezogen werden. Einkommen und Vermögen schon, und zwar ziemlich viel. Überhaupt kann sich da der eigene Renten /Vermögensplan blitzschnell in Luft auflösen.
 
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