Original geschrieben von sHaO-LiNg
Aber es ergibt schon einen gewissen Sinn, wenn man sich zur Qualität eines Films äußern will, nicht wahr?
Ach weißt du, das ist meiner Meinung nach eine komplett müßige Diskussion.
Du kannst es drehen und wenden, wie du willst und noch so viele Kriterien, Skalen und Schemata bemühen und dich noch so endlos darüber streiten, was genau überhaupt "Qualität" beim Thema Film bedeutet - das geht schon bei den rein technischen und handwerklichen Dingen los.
Letzten Endes geht es immer darum, wie du für dich folgende Fragen beantwortest (meist ohne sie dir explizit zu stellen):
Hat der Film mich zum Nachdenken angeregt oder nicht?
Hat der Film mich berührt oder nicht?
Hat der Film mich zum Lachen (oder Weinen) gebracht oder nicht?
Hat der Film vielleicht meine Sicht auf die Dinge verändert oder nicht?
usw. usf
Oder auf eine einzige - und meines Erachtens nur vordergründig oberflächliche - Frage kondensiert:
Hat der Film mich unterhalten oder nicht?
Und je nachdem, wie du diese Fragen für dich persönlich beantwortest, wirst du immer relativ einfach Argumente finden, die deine Position stärken. Und je eindeutiger deine Antworten auf die Fragen ausfallen, umso stärker wirst du für deine Überzeugung kämpfen und umso kreativer wirst du sein, notfalls die richtigen Skalen und Qualitätskriterien finden, in denen dann deine Meinung richtig abgebildet ist. Wir Menschen sind in wenigen Dingen so erfinderisch wie in unseren Rationalisierungen - so nennt man diesen Prozess (am Rande eine tolle Buchempfehlung dazu: "Die Kunst des Verhandelns").
Das ist übrigens beileibe nicht resignativ, sondern das genaue Gegenteil, es ist mitunter hoch kreativ und kann eine Riesenfreude machen, auf all diesen (scheinbar) existenziell nebensächlichen Angelegenheiten seine Überzeugungen auszufechten.
Der entscheidende Punkt ist, wie du die zur Verfügung stehenden Instrumente nutzt, um deine subjektive Meinung zu untermauern. Und hier spielt uns leider unsere Psyche allzu oft und zu leicht einen Streich und lässt uns im Glauben, dass diese Rationalisierungen was mit Objektivität zu tun haben.
Natürlich bleibt es dir auch überlassen, Filme, die du grandios findest, abzuwerten, weil sie nach deinem Dafürhalten gewissen Kriterien nicht standhalten und auf den ersten und/oder zweiten Blick erkennbare Schwächen haben, die du vielleicht in deiner ersten Euphorie "übersehen" hast. Ist für mich offen gestanden eine recht eigenbrödlerische Methode, Filme zu bewerten (gerade als Amateur, der wir ja alle sind), aber für mich trotzdem tolerabel und akzeptabel - Bittesehr.
Schlussendlich könnte man sich noch die Frage stellen, wie viele Filme aus wie vielen Kulturen man eigentlich gesehen (und verstanden) haben muss, um sich überhaupt ein Urteil erlauben zu können. Wie viele und welche Bewertungskriterien muss man studiert haben, um ein Urteil fällen zu dürfen?
Wie gesagt, eine völlig müßige Diskussion, aber müßige Diskussionen zu führen, macht ja zuweilen die größte Freude, gerade dann, wenn man "nur" ein Amateur und kein Experte ist.
Hinter der alten Weisheit "De Gustibus ..." steckt für mich viel mehr als es auf den ersten Blick vielleicht den Anschein hat.