Original geschrieben von Tenaka Khan
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Deine N24-Doku-Kenntnisse in allen Ehren, aber so manche deiner Vorstellungen basieren schon auf grandiosem Unsinn.
Dabei sollte sich eigentlich inzwischen mal herumgesprochen haben, dass die Geschichte von der überlegenen deutschen Waffentechnik zu großen Teilen ein Mythos ist.
Du solltest dich weniger von Anekdoten beeindrucken lassen.
Es ist ja wohl selbstverständlich, dass der durchschnittliche deutsche Soldat beim Überfall auf die Sowjetunion seinem russischen Pendant einiges voraushatte - da wären z.B. Ausbildung, Taktik, Kampferfahrung und zunächst auch teilweise die technische Ausstattung. Das lag aber zum Großteil daran, dass die Rote Armee von dem deutschen Angriff nahezu völlig unvorbereitet getroffen wurde.
Durch Stalins politischen Liquidierungen war das Offizierskorps stark ausgedünnt, der Ausbildungsstand gerade der modernen Teile der Truppen (z.B. Luft- und Panzerstreitkräfte) hatte mit der starken Aufrüstung der vorangegangenen Jahre nicht mithalten können. Zudem war die Mobilität durch einen gravierenden Mangel an Motorisierung und modernen Kommunikationsmitteln stark eingeschränkt. All das führte dazu, dass ein organisierter Widerstand und eine adäquate operative Reaktion auf den deutschen Einmarsch nicht möglich waren.
Diese Rückstände wurden jedoch in den folgenden zwei Jahren mehr als wettgemacht, so dass die Rote Armee der Wehrmacht ab 1943 auch in der Ausstattung teils deutlich überlegen war.
Die Gesamtverluste sind kein geeignetes Kriterium, um darüber zu urteilen, welche Armee technisch überlegen war. Die Rote Armee blieb trotz starker Verbesserungen der Operationsfähigkeit immer ein Massenheer, das sich - schon allein, weil man es sich leisten konnte - auch der Mittel eines solchen bediente. Dass die sehr viel kleinere Wehrmacht in der Summe trotzdem die effektivere Kampftruppe war, lag eher an Eigenschaften wie Organisation, Disziplin, Korpsgeist und teilweise individuellen Fähigkeiten.
Du scheinst ohnehin eine recht eingeschränkte Sichtweise zur praktischen Bedeutung der Waffentechnik zu haben.
Technologische Spielereien bringen nun mal herzlich wenig, wenn sie das Schlachtenglück am Ende doch nicht zu eigenen Gunsten verschieben können. Viele deutsche Erfindungen - so historisch bedeutsam sie gewesen sein mögen - wurden eher aus der Not, oder sollte ich besser sagen einem ideologischen Wahn heraus geboren, indem man sich den realitätsfernen Illusionen hingab, der Krieg sei durch Wunderwaffen doch noch zu gewinnen.
So sehr Entwicklungen wie Marschflugkörper, ballistische Langstreckenraketen, zielsuchende Flugabwehrraketen, Lenkbomben, Sturmgewehre und Strahltriebwerke die Kriegsgeschichte beeinflusst haben mögen - ihr Beitrag zum Ausgang des Zweiten Weltkriegs war verschwindend gering. Einige haben sicherlich zu seiner Verlängerung beigetragen, aber nicht soviel.
Die einzige Hochtechnologie, die den Ausgang des Krieges unter Umständen maßgeblich hätte beeinflussen können, ist die Atombombe. Und die kam glücklicherweise zu spät.
Und zur Kalaschnikov-Diskusison:
Es kommt darauf an, was eine Waffe leisten soll.
Die AK ist billig und leicht in der Herstellung, einfach zu bedienen, braucht keine Wartung und ihre Zuverlässigkeit ist über jeden Zweifel erhaben.
Sie ist zweifelsohne eine der besten Kriegswaffen überhaupt.