Texte im Internet/ Plagiatsvorwürfe/ Helene Hegemann

Green Monkey

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Seit einigen Tagen gibt es eine Debatte in den Zeitungen, Thema ist der Roman „Axolotl Roadkill“ der erst 17-jährigen Autorin Helene Hegemann. Der Roman wurde wohl ziemlich positiv von den Literaturkritikern aufgenommen, als die Sensation des Winters bezeichnet... Vor ein paar Tagen gab es dann Vorwürfe, Teile des Werkes seien schlichtweg aus dem Roman „Strobo“ kopiert worden (der Roman ist geht aus Einträgen des Berliner bloggers Airen hervor, von dort sollen auch die Passagen stammen). Der Verlag hat übrigens die Rechte nachgekauft und will nun die zitierten Stellen entsprechend kennzeichnen.
Die Autorin bezog auch schon Stellung, ich zitiere mal ein paar „interessante“ Stellen.

"Da wird eine jahrhundertealte Debatte auf meinem Rücken ausgetragen. Wenn wir so anfangen, können wir den ganzen Literaturbetrieb gleich dichtmachen."
"Es geht hier nicht um Plagiarismus, sondern um Intertextualität - ein Arbeitsverfahren, das sehr viele Künstler benutzen."
(beide aus diesem Artikel: http://www.sueddeutsche.de/kultur/715/502944/text/)

Hegemann sagte zu ihrer eigenen Verantwortung, es müsse auch anerkannt werden, „dass der Entstehungsprozess mit diesem Jahrzehnt [der Nullerjahre] und den Vorgehensweisen dieses Jahrzehnts zu tun hat, also mit der Ablösung von diesem ganzen Urheberrechtsexzess durch das Recht zum Kopieren und zur Transformation.“ (http://de.wikipedia.org/wiki/Helene_Hegemann)

Hier ist ein Interview mit dem Autor von Strobo, sowie einige direkte Vergleiche von Textpassagen in den beiden Werken. (http://www.faz.net/s/RubD3A1C56FC2F...F390437D064F10C598~ATpl~Ecommon~Scontent.html)

Ich kenne leider (noch) keines von beiden Büchern, würde aber trotzdem gerne mal eure Meinung hören. Es scheint zwei Lager zu geben, die einen die Plagiat und Diebstahl vorwerfen, die anderen, die das Werk dennoch sehr loben und seine Eigenständigkeit hervorheben.

Und zum anderen, da z.B. Leichnam grade einen Text veröffentlicht hat, der meiner Meinung nach durch seine Qualität schon potenziell gefährdet ist kopiert zu werden, zieht ihr persönlich Konsequenzen daraus? Rechnet ihr damit, dass Texte im Internet quasi nicht urheberrechtlich zu schützen sind und akzeptiert wenn andere sie aufgreifen/ kopieren/ etc.
 
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bei der art und qualität von texten, die dieses fräulein hegemann schreibt ist es einfach nur peinlich, dass sie abschreibt, auch wenn es nur einzelne passagen sind, denn das was sie schreibt, könnte man auch einfach frei runterschreiben ohne intensiv über jede zeile nachzudenken...

sie hat wohl noch öfter geklaut:

"Teske zur „Welt“: Der zweite Teil der Kurzgeschichte ist „komplett eine Kopie von unserem Film, sowohl die Sätze als auch die Formulierungen und der Ablauf der Handlung.“"

:D
 
Zuletzt bearbeitet:

Jesus0815

Guest
Sie hat zumindest Kreativität in der Verknüpfung verschiedener Texte bewiesen :P

Was die These "Texte im Internet wären Allgemeingut" anbelangt: solange man sie nicht für sich als Urheberr/in beansprucht, d.h. auf den eigtl. Author verweist, geht das klar.
 

Noel2

Guest
Meiner Meinung nach guter Kommentar zum Thema: http://www.sueddeutsche.de/kultur/610/502840/text/

Für mich klarer Fall von Plagiat; zum einen natürlich durch die zahlreichen fast identischen Stellen, zum anderen dadurch, dass, wie im Artikel oben beschrieben, die Autorin den Roman aufgrund fehlender Erfahrung gar nicht ohne Plagiat stemmen könnte.

Übrigens fand ich die wenigen Romanstellen, die ich gelesen habe, stilistisch bestenfalls beschämend. Frage mich, wie sie abseits der Plagiatsvorwürfe für sowas für einen nicht unbedeutenden Preis nominiert werden kann.
 

[fN]Leichnam

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Ich kenne jetzt keines von den beiden Büchern. Grundsätzlich habe ich aber kein Problem mit übernommenen Textstellen. Meiner Meinung nach müssen die im Text auch nicht als Zitate markiert werden. Wenn das Ganze aber in solcher Quantität stattfindet, dass man nicht mehr von einem eigenständigen Werk reden kann, wird die Sache selbstverständlich ein bisschen witzlos.

Im Übrigen klauen alle Künstler - alle. Das ist ganz normal. Blöd wirds halt nur, wenn man das Geklaute wegstreicht und am Ende nix übrig bleibt.

Zu Texten im Internet: Klar kannste immer nen Copyright mit deinem Namen drunter setzen, aber was solls. Wenn ich nen Text ins Internet stelle, dann soll er gelesen und meinetwegen auch weiterverarbeitet werden. Das ist mir egal. Der Text gehört ab diesem Zeitpunkt nicht mehr mir. So sehe ich das zumindest. Also wenn man mit nem Text andere Pläne hat, stellt man ihn nicht ins Netz. Ganz einfach.
 
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deshalb würde ich nie texte von mir ins netz stellen - oder an einen laternenpfahl hängen. oder ins bw.de forum stellen - hier läuft sowieso niemand rum, der mich mit seiner kritik weiterbringen kann.

und klauen ist etwas anderes als 1:1 abschreiben.
 

Green Monkey

Lyric-Contest Sieger 2009, Lyric-Contest Sieger 20
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Im Übrigen klauen alle Künstler - alle. Das ist ganz normal.
und klauen ist etwas anderes als 1:1 abschreiben.

Ich denke der springende Punkt ist, dass sie eben wirklich abgeschrieben hat, ohne groß was zu verändern, sich Gedanken zu machen, oder das Ganze auf eigene Art zu verarbeiten.

Und ich glaube, dass es eine Sache ist das mit kulturellen Allgemeingut zu veranstalten, Bibel, Faust, Grimms Märchen, was weiß ich, eine andere ist es jedoch von einem Internetblog zu mopsen, ohne das in irgendeiner Form zu erwähnen oder mit dem Autor darüber zu reden.

Also wenn man mit nem Text andere Pläne hat, stellt man ihn nicht ins Netz. Ganz einfach.

Ja, das ist die logische Konsequenz, aber schad ists doch trotzdem, vor allem weil man durchs Internet viele Leser möglichst sparsam erreicht.
 
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Nach allen zitaten die ich jetzt von axolotl gelesen habe frage ich mich ernsthaft wer sich durch so einen müll durchquälen will...

Plagiate sind natürlich in der literaturwelt nichts ungewöhnliches, dass man mal irgend eine formulierung die einem besonders gut gefällt abschreibt oder es inhaltliche überschneidungen gibt, sowas kommt ja schon vor, aber in axolotl werden halt sowohl formulierung als auch der inhalt fast vollkommen unverändert abgeschrieben, dass ist natürlich ohne nennung der quelle schon echt frech. Denke auch nicht, dass das nächste buch der autorin annähernd so viel hype erzeugen wird wie das jetzt.

Naja ich werd mir den quatsch auf jeden fall nicht antun, da lese ich lieber das dritte Buch von Nick McDonell, der sein erstlingswerk auch mit 17 geschrieben hat und mit seinem zweiten buch imo ein exzellentes stück "coming of age" literatur geschaffen hat. Vieleicht ist das auch nur meine persönlich verblendete meinung, da der autor fast gleich alt ist wie ich und ich bisher in jedem seiner bücher sehr viele paralellen zu meinem eigenen leben entdeckt habe...
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