Selbstzweifel

[fN]Leichnam

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Entschuldige,

die letzten zehntausend Worte habe ich während einer Schreibblockade geschrieben. All dieser wilde Scheiß ist doch zum Kotzen furchtbar.

Schluss mit der Vergeistigung!

Shit ja, ich könnte jetzt eine Hölle an Bier gebrauchen. Idiotisch idiotisch. Immer die falschen Worte gewählt. So dass es beim Vorlesen wie Lüge klang. Ich würde meine Jugend auch nochmal wegwerfen. Wüsste auch heute nicht wohin.

Es tut mir Leid, dass ich so ein Klugscheißer bin. Ich werde mein Leben jetzt wieder mit Scheiße statt mit Gold aufwiegen.

Alles was ich bereue, ist mein Hang dazu Dinge zu bereuen. Gespräche, Blicke, vor allem geschriebene Worte, die vielen nutzlosen, gelogenen Worte. Die Sprache hasst mich.
Ich weiß es.

Wie es scheint, kenne ich meine ehrliche Seite selber nicht. Ich hätte auf diesen ganzen geblähten Schwulst verzichtet und auch auf das folgende. Was nicht auf dieses Buch bezogen ist, denn ich schreibe durcheinander. Das eingeschlafene, langweilige Buch der Sehnsucht. Lies nicht weiter, lies nicht weiter. Such dir einen anderen Autor.

Trinken. In ein, zwei Jahren wieder. Wenn ich dann noch lebe und nicht schon längst abgesoffen bin.

Marble Arch Where are You?

Wie spät haben wir es denn?
2.38 Uhr. Zum Teufel mit der Zeit.
Mein Leben hat mehr Nächte als Tage.
Späht im übrigen. Späähht. Westdeutsch. Nordsee.
Ja, ich fühle mich schon gesünder.
Seit ich begonnen habe, den Satz nach einer Zeile zu.
Das hat so etwas überschaubares.
Findest du nicht?
Eine fantastische Idee, desinspirierend wie Lachgas.
Und noch eine, es ist ganz einfach, ich werde Literat!
Mit jeder Zeile werde ich besser.
Spürst du schon die Vibrations?
Yeah Baby, das ist es, ich bin ganz nah bei dir.
Fehlt nur noch der Schnuller und der Schaukelstuhl.
Die Pfeifensammlung und das Klopapier. Der Hut und der Kamin.
Ja, mir fallen die Worte und die Haare aus.
Aus den Haaren kann ich noch Collagen kleben.
Für die Geburtstagskinder.
Nö, es wird heut nicht mehr zynisch.
Wüsste auch nicht warum.
Jetzt wo ich mich wie ein verhaltensgestörter, aquarellblau verträumter, mit trockener Kopf- und Gesichtshaut gesegneter, von den Dummen und den Schlauen, den Bunten und den Grauen gemiedener, selbstsüchtiger, sozialphobischer, untalentierter, stinkend gut aussehender, krankhaft schüchterner, jedes Leben dem Tod vorziehender, zwerchfellschonender, ausgemusterter, unglücklich gezeugter (verliebt und verfickt), des Nachts idiotischen Mist schreibender, weil arbeitsloser Hühnerficker fühle. The chicks baby The chicken.
 
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Gut.

Was mir gefällt: Komposition und Idee, die übliche Sprachgewalt an mancher Stelle, schöne Bilder...
Das Bild des Älterwerdens oder Zeilen wie "Mein Leben hat mehr Nächte als Tage." begeistern mich als Leser durch Treffen des persönlichen Veständnisses.

Was nicht so gefällt: Auch wenn du von Anfang an sehr harte Sprache verwendest, verfällst du, wie ich finde, ab und an doch zu sehr in die "Umgangs-" oder "Ordinärsprache".
Dass das natürlich zur Idee gehört ist mir bewusst, manchmal wirkt es aber übertrieben - vor allem am Ende.


Fazit: Sehr gelungener Text.
 
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Hat er das gesagt?

Ein Autor hat doch in den meisten Fällen einen biographischen oder lebensnahen Bezug zu seinem Text - hier ist er eben ersichtlicher als bei anderen Werken.
 
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„Ich habe gerade die unsterbliche Lyrik der Jahrtausende gelesen und mich gelangweilt. Ich weiß nicht, woran es liegt; vielleicht am Wetter. Aber ich spüre eine Menge Angeberei und affiges Getänzel: Seht mal her, ich schreibe ein Gedicht! Man muß die ganze Poesie vergessen; wir müssen das Rohmaterial hernehmen und die Farbe spritzen lassen. Ich finde, ein Mensch müßte gezwungen sein, in einem Raum voller Totenschädel zu schreiben […] Natürlich scheitern wir alle, und wir brauchen keinen Faulkner, der es uns sagt. Es wäre wahrhaft kurzschwänzig gedacht, wenn wir uns einbilden würden, wir könnten Gott den Vorhang wegziehen und seine Visage enthüllen […] oder das Häufchen gebleichte Knochen. Uns bleibt nur eins: Uns gegen die Flut zu stemmen, so gut wir können.“

– Charles Bukowski
 
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Original geschrieben von clockworkorange-fO
Hat er das gesagt?

Ein Autor hat doch in den meisten Fällen einen biographischen oder lebensnahen Bezug zu seinem Text - hier ist er eben ersichtlicher als bei anderen Werken.

Der der Bezug zur Biografie vorhanden ist, ist klar. Aber mich würde interessieren, ob das hier noch ein fiktiver Text ist. Könnte genauso gut ein "ausgerissener" Tagebuch-Eintrag o.ä. sein.
 

[fN]Leichnam

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sehr schönes zitat 2fh, danke.

@nbf: in wie weit spielt es denn eine rolle ob der text "fiktiv" ist oder nicht?
 

shaoling

Guest
Joa, lebt sich bestimmt schöner in einer Welt aus naturalistischem Dünkel...

Fragen nach der Authentizität eines Textes wären mir selbst meist zu persönlich, als dass ich sie beantworten würde.
Aber fragen sollte nicht verboten sein.
Wenn man die Frage z.B. mit ja beantwortet, könnte sich ja eine Diskussion über die vermittelten Standpunkte ergeben, der man durch Flucht in die Fiktion von vornherein aus dem Weg geht.


@Topic:
Kann mit dem Ding nicht viel anfangen. Sprachlich fehlts mir an Schliff, inhaltlich an Substanz.
Einzelne Stellen sind für sich sehr gelungen und hätten Potential, in einen ausgefeilteren Zusammenhang gestellt.
 
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Original geschrieben von [fN]Leichnam
sehr schönes zitat 2fh, danke.

@nbf: in wie weit spielt es denn eine rolle ob der text "fiktiv" ist oder nicht?

Hat mich interessiert, da ich schon mehrere Texte von dir gelesen hatte, und weil ich selber schreibe, kenne ich die von dir beschriebenen Gefühle gut. Mal breche ich sie in fiktiven Texten, mal bemühe ich mich gar nicht erst um Fiktionalität - daher die Frage.

Außerdem ist Shaos Argument bezüglich der "Flucht in die Fiktion" gut, wenn ich daran auch gar nicht gedacht hatte.

Bukowskis Kritik hat zwar ihre Anreize, allerdings steht sie meiner Meinung nach nur den Menschen zu, die wie er anscheinend auch die Weltliteratur sehr gut kennen. Man kann diese Meinung vielleicht nach einem langen Weg haben, aber nicht schon vor dem Losgehen (wie die meisten Jugendlichen).
 

[fN]Leichnam

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ich habe bukowskis text eigentlich nich als seine "einbetonierte" meinung gegenüber der literatur interpretiert, sondern eher als eine subjektive und zeitlich begrenzte momentaufnahme, die sich sicherlich auch "gegen" die eigene literatur wendet. zum schluss hin wird aber ein willen zum optimismus deutlich.
 
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wirkt unecht und gekünstelt, es ist schön, dass du dir vorbilder suchst und du bist sicher noch auf der suche nach dir selbst und deinem stil, aber so wird das nichts! es war mir fast peinlich deinen text zu lesen, ne eigtl wars mir sogar peinlich =(
 
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ich wusste garnicht, dass es hier aktiv etwas geschrieben wird und dann auch noch sowas gutes
 
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