AM ARSCH
dramatis personae:
Gunda Augsburger, 48 Ex-Frau von Franz, Trinkerin
Franz Binder, 50 Ex-Mann von Gunda, Trinker
Kulisse:
Eine fast leere Bühne, lediglich zwei Stühle sind zu sehen. Neben jedem Stuhl steht eine Schnapsflasche. Die Stühle stehen am linken und rechten Rand der Bühne, sie sind einander abgewandt.
Franz
(betritt die Bühne, geht zum linken Stuhl, umkreist ihn zweimal, setzt sich, wendet sich ans Publikum)
Saubagage! Allerweil as selbe.
(macht die Flasche auf und trinkt)
Erscht hams mir mein Lappen zwickt, und nachert etz des da. Allerwei bloß an Ärger hat ma am Hois.
Gunda
(betritt die Bühne, geht zu dem freien Stuhl, würdigt Franz keines Blickes, ans Publikum)
Rausgschmissen! Nach zwanzg Jahren. Bloß wega dera Sauferei. Scheiß Alkohol.
(macht die Flasche auf und trinkt)
Franz
Ich hab ja scho alles probiert. Beim Arbeitsamt bin i gwesen, den ganzen...Scheißdreck! Und was is draus gworden? Nix! Von dera Stütze, da verreckst doch eher als dassd a Leben führen kannst.
Gunda
Ja und bei der Tombola, da hab ich ja am letzten Samstag was gwonnen. Des war a Höhepunkt. A so an Plüschelefanten. Ich hab nan na weggschmissen.
Franz
Und die lausige Verwandtschaft - an Dreck scherns sich um einen, bloß an Weihnachten, dann derf ma nu an Geldbeidel afmachen. Bin ich da herinn da Depp, oder was?
Gunda
Ja, mit die Kinder is halt auch schwer. Etz wos ausm Haus sind. Da Bub is in Köln, ad Andrea is in Salzburg, na ja, wenigstens an Job hams.
Franz
Da kommst da doch verscheißert vor vo dene Drecksäu da in Berlin. Was wohl als nächsts kürzen? Ich hab ma letzte Woch trotzdem a Schachtel Kippen kauft, da verhunger ich lieber, bevor ich zum Rauchen aufhör. Den Gfalln tu ich denen niat a no. Die sollen mich nachert schön in der Krebsklinik behandeln, für was bin ich na bei da AOK?
Gunda
Ach, des wird nix mehr. Da Franz is allerweil am Schimpfen und Saufen, des mit der Scheidung damals...aber mei, es is halt einfach nimmer ganger. (trinkt)
Franz
Die Gunda! Wenn ich in die Finger krieg! (fuchtelt mit der Faust) Des Weib hat mei ganzes Lem versaut! Die verreckte Schlampn, die verreckte!
Gunda
Ich hab ja den Franz früher so gernghabt. A netter junger Mann is a gwesen, mit am Job bei da AEG, aber mei...wos nan dann entlassen ham, dann wars vorbei. Er hat ja kein Job mehr kriegt, damals. Wegen seim kaputten Rücken wolltensn ja nirgendswo mehr nehma. Weils zu riskant is, hams gsagt, ja.
Franz
Und mei Kreiz! Ich dads ja mim Stuhlhaxen zamdreschen, wenn i hikammert. Lieber im Rollstuhl und glähmt, als den Rest vo dem Scheißlem solchterne Schmerzen. (trinkt)
Gunda
Wenn ich den Franz halt noch a mal sehn könnt. Ich hätt ihm so viel zum sagen. Er war ja so a guter Kerl, ich hab nan ja so gernghabt. Aber jetzt...
Franz
Soll ich euch sagn, was mir san? AM ARSCH! Jawoll, nix mehr mit Resozialischeißdreck da. Sollens mich doch zamfahren, ich geh mittlerweil prinzipiell bei Rot. Mir is des alles scheißegal.
Gunda
Ich weiß no, wie wir damals gheiratet ham, da hat da Franz an schönen Anzug anghabt. An so an schönen Anzug. Und da Bappa hat nu glebt, der hat an Franz a so gernghabt, mei wann gibts sowas scho amal! Und...(beginnt zu schluchzen)
Franz
Die Gunda. Frühers wars ja no in Ordnung, aber dann hats ihrn Spinnerten kriegt. (hustet) Allerweil bloß am Mosern, wega j e d e m Scheißdreck, immer bloß: "Franz! Des wird nix mehr! Franz! Franz!"
Ins Gsicht hätt ihr scheißen könna, mit ihrm ewigen Franz! Franz! Franz! Wenn die mir noch amal übern Weg läuft.
Gunda
Der Franz war ja nie gewalttätig. Er war ja so a guter Mensch. Zu die Kinder auch. Immer ganz da liebevolle Vatter. Und dann is bergab ganger. Aber gschlagn hat ers nie. Nie. (trinkt)
Franz
(trinkt) Ich war ja nie gewalttätig. Aber wenn ich die Gunda in die Finger krieg! Grün und blau! Dann könners mi wenigstens eisperren. (steht auf, schwankt etwas) Wenn...
Gunda
Ich würd dem Franz ja so gern sagen, dass ich ihm alles verzeih. Ich würd nan ja so gern nochamal in Arm nehmen und ihm sagen, dass mir des alles leidtut, so kanns ja auch net weitergehen...wenn...
(steht auf, schwankt)
(die beiden blicken etwas ziellos umher, um dann aufeinander zuzugehen, schließlich treffen sie sich)
Franz
A, Gunda.
Gunda
Servus, Franz.
(sie gehen aneinander vorbei und verlassen die Bühne, Vorhang)
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